Bankenkonsolidierung

Fusion zur größten Volks­bank in Baden-Württemberg

Unter den Volksbanken im Südwesten entsteht ein neues Schwergewicht: Eine Dreierfusion schafft ein Institut, das ein Gebiet von Baden-Baden über Karlsruhe bis über Pforzheim hinaus vereint.

Fusion zur größten Volks­bank in Baden-Württemberg

spe Stuttgart

Aus der Fusion der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden und der VR Bank Enz plus im badischen Remchingen wird eine Dreierfusion. Nachdem die Aufsichtsräte der beteiligten Institute am Montag ihr Plazet gegeben haben, tritt nun auch die Volksbank Pforzheim in Fusionsverhandlungen ein. Damit würde sich mit einer Bilanzsumme von 11 Mrd. Euro und 172 548 Mitgliedern sowie 380 000 Kunden die größte Volksbank in Baden-Württemberg formieren und die Nummer 8 bundesweit. Man kann sogar von einer Viererfusion auf Raten sprechen, weil die Volksbank Karlsruhe die Volksbank Baden-Baden erst kürzlich rückwirkend zum 1. Januar 2021 übernommen hat.

Der Chef der Volksbank Pforzheim, Jürgen Zachmann, begründete die Fusion mit der Notwendigkeit, die Kräfte der genossenschaftlichen Banken zwischen Nordschwarzwald und Rheintal zu bündeln. Nachdem die Institute in der Vergangenheit bei der Kreditvergabe immer mal wieder einen weiteren Partner, oft die DZBank, mit ins Boot nehmen mussten, werde man künftig die Kreditwünsche des Mittelstands alleine erfüllen können. „Dann bleiben auch die Margen bei uns“, so Zachmann. Um den Kern des genossenschaftlichen Bankwesens nachhaltig sicherzustellen, seien Größe und wirtschaftliche Stärke unverzichtbar, sagte Matthias Hümpfner, Vorstandsmitglied der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden. Die drei Partner bewegten sich auf Augenhöhe, auch wenn sein Institut mit einer Bilanzsumme von 6,4 Mrd. Euro am meisten Gewicht habe.

Nicht von ungefähr agiert die Volksbank Karlsruhe Baden-Baden als übernehmendes Institut, weshalb der Firmensitz der fusionierten Bank vermutlich auch in Karlsruhe sein wird. Da die Marktgebiete der drei Institute künftig eine Art Ring um das Revier der Volksbank Ettlingen bilden, könnte diese unter einen gewissen Anschlussdruck geraten. Gegen eine Anfrage aus Ettlingen würde sich das fusionswillige Trio Zachmann zufolge nicht sträuben.

Als ein „denkbares Szenario“ gilt die Verkleinerung des Vorstands von derzeit insgesamt 13 auf sechs Mitglieder. Dies könne etwa dadurch geschehen, dass Zachmann ebenso wie seine Vorstandskollegen Jürgen Wankmüller von der VR Bank Enz plus und Andreas Lorenz von der Volksbank Karlsruhe Baden-Baden Mitte 2022 in den Ruhestand gehen. Ein Kronprinz ist Zachmann zufolge vom ebenfalls neu zu bildenden Aufsichtsrat noch nicht ausgeguckt worden. Er gehe aber davon aus, dass diese Position aus den Reihen der bestehenden Vorstände besetzt wird.

Für die insgesamt 1 400 Mitarbeiter soll der Zusammenschluss keine negativen Folgen haben, fusionsbedingte Kündigungen seien nicht geplant. Die fusionierte Bank biete den Mitarbeitern neue Entwicklungschancen, sagte Wankmüller, Offen ist noch die Frage nach dem neuen Namen. Als bisheriger Arbeitstitel gilt „Volksbank eG“.

Mit dem angekündigten Zusammenschluss dreht sich das Fusionskarussell der Kreditgenossen weiter. Nachdem in Baden-Württemberg bereits elf Zweierfusionen und zwei Dreierfusionen für 2021 avisiert wurden, reduziert sich die Zahl der Genossenschaftsbanken im Ländle von 159 auf 144. Formal stimmen im November die Vertreterversammlungen in Karlsruhe und Remchingen über ihre Fusion zum 1. Januar 2022 ab. Unabhängig davon starten Verhandlungen über eine Fusion mit Pforzheim, über die im Mai 2022 rückwirkend zum 1. Januar 2022 abgestimmt werden soll. Die technische Fusion, in deren Rahmen auch das IBAN-System angepasst wird, soll im 4. Quartal 2022 erfolgen.

Ohne das Vorhaben des Trios direkt zu bewerten, sagte der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), Roman Glaser, dass der Verband generell jede strategische Weichenstellung der Mitgliedsbanken begrüße, die der Festigung der Zukunfts­fähigkeit der Institute diene.

Personen Seite 16

Die größten Volksbanken in Baden-Württemberg
Geschäftsvolumen in Mrd. Euro
 1 Volksbank eG in Baden11,0
 2 Volksbank eG Offenburg9,2
 3 Volksbank Stuttgart eG8,2
 4 VR-Bank Ludwigsburg eG5,8
 5 Volksbank Kraichgau eG    Wiesloch  4,8
 6 Vereinigte Volksbanken eG    Böblingen  4,8
 7 VR-Bank Rhein-Neckar eG    Mannheim 4,7
 8 VR-Bank Heilbronn    Schwäbisch Hall 4,7
 9 Volksbank Mittlerer    Neckar eG Esslingen 4,3
10 Volksbank Freiburg eG3,7
Angaben auf Datenbasis per Ende 2020
Quelle: BWGV, eigene BerechnungBörsen-Zeitung
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