Versicherer-Zusammenschluss

Fusionsplan der Gothaer reift

Die Due Diligence läuft, der Zeitplan steht. Warum die Gothaer mit Rückenwind in den Hafen der Ehe mit der Barmenia segelt.

Fusionsplan der Gothaer reift

Fusionsplan der Gothaer reift

Zusammenschluss mit Barmenia soll im Herbst 2024 vollendet werden

ak Köln

Gothaer will die Fusion mit der Barmenia in der zweiten Jahreshälfte 2024 über die Bühne bringen. "Wir hoffen, dass wir im dritten Quartal, spätestens im vierten Quartal den Zusammenschluss umsetzen können", sagte Gothaer-Chef Oliver Schoeller am Dienstag bei der Vorstellung der vorläufigen Jahreszahlen seines Hauses.

Derzeit laufe die Due Diligence, die sich vor allem auf die Frage konzentriere, ob es Risiken gibt, die zuvor nicht gesehen wurden. Rechtlich berät Flick Gocke Schaumburg. Als Wirtschaftsprüfer unter anderem mit der Bewertungsfrage beauftragt ist Deloitte. Auf die Einschaltung einer Investmentbank haben die beiden Versicherer, die in der Rechtsform von Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit organisiert sind, verzichtet.

Due Diligence läuft

Ende September hatten Gothaer und Barmenia ihr Fusionsvorhaben öffentlich bekannt gegeben. Gemeinsam wollen sie unter die Top Ten im deutschen Versicherungsmarkt vorstoßen. Schoeller zufolge könnten die Unternehmen gemeinsam im laufenden Jahr bereits ein Beitragsvolumen von 8 Mrd. Euro erreichen.

Nach der Due Diligence sollen Anfang April die jeweiligen Gremien die Fusion beschließen. Danach müssen noch die BaFin und das Bundeskartellamt zustimmen. Mit den Aufsichtsbehörden seien bereits vorbereitende Gespräche im Gange, hieß es. Schoeller und Barmenia-Chef Andreas Eurich wollen das gemeinsame Unternehmen als Co-Vorstandsvorsitzende führen.

Zu den finanziellen Auswirkungen der Fusion äußerte sich Schoeller nur vage. Synergieeffekte macht er in erheblichem Umfang im IT-Bereich aus, doch genau da entstehen durch die Integration der Systeme zunächst auch die meisten Kosten. "Der Aufwandstreiber der Fusion wird die IT", so Schoeller. Positive Auswirkungen erhofft sich die Gothaer in der Rückversicherung. Dort hat sie mit den stark gestiegenen Preisen für Rückversicherungsdeckungen zu kämpfen. Durch die künftige Größe sowie die stärkere Diversifizierung des Geschäfts rechnet der Versicherer mit günstigeren Konditionen.

Die Gothaer geht mit kräftigem Wachstum in den Zusammenschluss. Der in Köln ansässige Versicherer, der derzeit auf Rang 14 im deutschen Markt liegt, meldet für 2023 ein Beitragsplus von gut 6% auf fast 4,9 Mrd. Euro, das deutlich über dem voraussichtlichen Branchendurchschnitt liegt. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft prognostiziert bislang ein Plus von 1,3%.

Inflation gut verdaut

Vor allem das Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft (Kompositversicherung) der Gothaer legte mit fast 11% deutlich zu. Das lag auch an der weitgehend erfolgreichen Weitergabe der Inflation in den Preisen. In der Schadenversicherung ist der Konzern auf Firmenkunden fokussiert. Die Personenversicherer punkteten mit starkem Neugeschäft, das sich im kommenden Jahr in den Beitragszahlen niederschlagen dürfte. In der Lebensversicherung, die bislang insgesamt noch schrumpft, machte das Neugeschäft nach Beitragssumme einen Sprung nach oben um knapp 30%. In der Krankenversicherung zog das Neugeschäft um 25% an.

Gothaer in Zahlen
in Mill. Euro2023e*2022
Bruttobeiträge4.8534.570
davon Komposit2.7362.472
davon Leben1.1461.180
davon Kranken971917
Schaden-Kosten-Quote Komposit (brutto) in %9498,3
Kapitalanlageergebnis Leben 395350
Konzernergebnis70 bis 8083
Konzerneigenkapital1.5761.503
*erwartet
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