Versicherer

Gothaer konzentriert sich auf Unternehmerkunden

Die Gothaer baut ihre Aktivitäten mit dem Mittelstand aus und will sich auf die Zielgruppe in den kommenden Jahren noch stärker fokussieren.

Gothaer konzentriert sich auf Unternehmerkunden

ak Köln

 Die Gothaer baut ihre Aktivitäten mit dem Mittelstand aus und will sich auf die Zielgruppe in den kommenden Jahren noch stärker fokussieren. Das Geschäft mit Unternehmerkunden sei im abgelaufenen Jahr ausgesprochen erfolgreich verlaufen, verkündete der Vorstand des Versicherers bei der Bilanzvorlage am Mittwoch. Die Entwicklung war unter anderem die Grundlage für ein Wachstum in der Schaden- und Unfallversicherung von 5,2%, das doppelt so hoch wie der Markt lag.

Mit Unternehmerkunden erzielt die Gothaer nach eigenen Angaben Beitragseinnahmen von 1,35 Mrd. Euro, das sind knapp 30% der gesamten Konzerneinnahmen. Im Neugeschäft verzeichnete der Versicherer 2021 in diesem Kundensegment hohe zweistellige Zuwächse. In der betrieblichen Krankenversicherung verdoppelte sich das Neugeschäft sogar. Die Krankenversicherung insgesamt allerdings wuchs mit 2,2 % nur halb so stark wie der Markt. In der Vollversicherung verliert die Gothaer seit Jahren Kunden, die ­Einbußen hätten sich aber verlangsamt, sagte Ressortchefin Sylvia Eichelberg.

Ein Wachstumsfeld ist für die Gothaer auch die Versicherung von Erneuerbare-Energie-Anlagen. Hier sieht sich das Unternehmen bereits als führend in der Onshore-Windkraft in Europa. „Wir wollen Marktführer insgesamt bei technischen Versicherungen von erneuerbaren Energien werden“, sagte der zuständige Vorstand Thomas Bischof. In Europa hat die Gothaer bislang 21000 Windkraftanlagen sowie 20000 Fotovoltaikanlagen versichert. In absoluten Zahlen ist das Beitragsvolumen mit 85 Mill. Euro noch überschaubar, soll aber bis 2025 um ein Fünftel steigen.

Die Expertise, die sich das Unternehmen damit im Laufe der Jahre aufgebaut hat, wirkt sich jedoch auch auf andere Bereiche im Unternehmen aus. Die Gothaer will auch ihre Mittelstandskunden bei ihrer nachhaltigen Transformation unterstützen. Der Versicherer bietet nach eigenen Angaben ein Beratungstool sowie ein Tool zur Erfassung von CO2-Emissionen an. Das Interesse sei sehr groß, hieß es bei der Bilanzvorlage. Konkrete Angebote zu Fotovoltaikanlagen, Elektromobilität und Gebäudeeffizienz rundeten hier das Angebot ab.

In den Kapitalanlagen ist die Gothaer nach eigenen Angaben weit überdurchschnittlich in erneuerbaren Energien investiert. Von den schätzungsweise 11 Mrd. Euro, die die deutsche Versicherungsbranche in erneuerbare Energien angelegt habe, kämen allein 1,4 Mrd. Euro von der Gothaer, sagte Finanzvorstand Harald Epple. Zukünftig sei geplant, jährlich weitere 200 Mill. Euro in diese Assets anzulegen.

In den Kapitalanlagen insgesamt schichtet die Gothaer ihr 31 Mrd. Euro schweres Portfolio drastisch um. Der Anteil klassischer Anlagen wie Staatsanleihen, Unternehmensbonds, Pfandbriefe und Aktien, der 2019 noch bei 77 % lag, ist mittlerweile auf unter 66 % gesunken. Investiert wird alternativ in US Municipals, Baufinanzierungen, Immobilien, Private Debt und vor allem Private Equity. Bei Letzterem hat sich das Engagement im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt.

In ihrer Bilanz hat die Gothaer das vergangene Jahr trotz rund 500 Mill. Euro Schaden durch die Flutkatastrophe nach Unwetter „Bernd“ gut überstanden. Dank einer weitgehenden Abfederung von 96% des Schadens durch Rückversicherer blieb das versicherungstechnische Ergebnis der Tochter Gothaer Allgemeine netto sogar noch knapp in den schwarzen Zahlen.

Gothaer
Konzernzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Beitragseinnahmen46944557
 Schaden/Unfall23392223
   Leben14461445
   Kranken909889
Kapitalanlageergebnis1 0281 025
Schaden-Kosten-Quote Schaden/Unfall (%) netto      99,6      93,0
Konzernergebnis8272
Kapitalanlagen (Mrd.)31,330,7
Eigenkapital14221326
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