Kreditwirtschaft

HCOB-Eignern steht Milliardendividende ins Haus

Den Eigentümern der Hamburg Commercial Bank winkt erstmals eine Dividende. Vier Jahre nach der Übernahme der ehemaligen HSH Nordbank steht für Cerberus und Co. eine Ausschüttung von 1,5 Mrd. Euro an.

HCOB-Eignern steht Milliardendividende ins Haus

Mehr als vier Jahre nach der Übernahme der durch die Finanz- und Schifffahrtskrise schwer angeschlagenen und mit staatlichen Milliardenhilfen gestützten HSH Nordbank steht den Eigentümern der umfirmierten und vom öffentlichen in das private Bankenlager gewechselten Hamburg Commercial Bank (HCOB) erstmals eine Dividendenzahlung ins Haus. Wie das Institut bei der Präsentation vorläufiger Zahlen­ zum Geschäftsjahr 2022 durchblicken ließ, ist eine Aus­schüttung von 1,5 Mrd. Euro im Gespräch.

Der seit Oktober amtierende HCOB-Vorstandschef Ian Banwell sagte in einem Pressegespräch am Donnerstag, es werde noch im ersten Quartal eine Empfehlung an Aufsichtsrat und Eigentümer geben. Einen Beschluss soll es im zweiten Quartal geben. Aktionäre der HCOB sind Fonds der US-Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers mit Anteilen von 42,4% bzw. 34,9%, ein Fonds von Golden Tree Asset Management (12,5%), Centaurus Capital (7,5%) sowie die 2017 von Cerberus an die Wiener Börse gebrachte österreichische Bawag Bank (2,5%). Erworben hatten die Gesellschafter die von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehaltenen Anteile von 94,9% an der HSH im Herbst 2018 für einen Kaufpreis von rund 1 Mrd. Euro.

Dem Board sei klar, dass Kapital an die Eigentümer zurückgegeben werde, wenn es nicht produktiv eingesetzt werden könne, so Banwell, Nachfolger des ehemaligen HSH-Nordbank­- und HCOB-Vorstandsvorsitzenden Stefan Ermisch. Der 59 Jahre alte Amerikaner, der vor seinem Wechsel zur HCOB für Cerberus arbeitete und von April 2019 an zunächst als Chief Operating Officer (COO) und ab September 2020 als Chief Financial Officer (CFO) für die Hamburger Bank tätig wurde, sagte weiter, mit der Normalisierung der vergleichsweise üppigen Kapitalausstattung setze man eine Ankündigung aus dem vorigen Jahr um.

Nach der Dividendenausschüttung soll die harte Kernkapitalquote bei 20,5% liegen und weiterhin überdurchschnittliche Kapitalpuffer enthalten – Mitte 2022 hatte sie sich noch auf 24,2% und Ende 2021 auf 28,9% belaufen. Damit zählt sich die HCOB weiterhin zu den kapitalstärksten Banken in Europa. Als „perspektivischer Zielwert“ wird ein Niveau oberhalb von 17% genannt.

Banwell ließ offen, welche Pläne die HCOB-Eigentümer mit der Bank verfolgen könnten. Zu Spekulationen über einen Verkauf oder Börsengang sowie über ein Zusammengehen mit einer anderen Bank wollte er sich nicht näher äußern. Das HCOB-Management konzentriere sich darauf, „ein solides und modernes deutsches Finanzinstitut zu führen“. Die HCOB sei eine Erfolgsstory, die durchaus andauern könne. Aktuell kenne er, so Banwell, „keine Pläne, etwas anderes zu werden als die Bank, die wir heute sind“. Man werde in diesem Jahr möglicherweise an Überlegungen für einen Ausstieg der Eigentümer arbeiten, was aber ein „mechanischer Prozess“ sei, der die Wahrscheinlichkeit für einen Börsengang nicht erhöhe. Die Investoren müssten letztlich entscheiden.

Für 2023 stellt die HCOB einen Vorsteuergewinn von rund 350 Mill. Euro in Aussicht. Im vorigen Jahr erreichte das Institut ein um 21% auf 363 Mill. Euro gesteigertes Ergebnis – nach dem ersten Halbjahr waren mehr als 300 Mill. Euro prognostiziert worden. Auch das Nachsteuerergebnis von 425 (351) Mill. Euro liege über Plan, so die HCOB. Das „sehr erfreuliche“ vorläufige Ergebnis sei Beleg für die operative Stärke und die nachhaltige Rentabilität der Bank, meinte Banwell. Die Diversifizierungsstrategie zeige Wirkung, eine „starke Kundenbasis“ und „unser klares, fokussiertes Geschäftsmodell“ unterstützten den Erfolg.

Der auf 673 (i.V. 642) Mill. Euro gestiegene Gesamtertrag wurde den Angaben zufolge von einem um 19% auf 627 Mill. Euro gestiegenen Zinsüberschuss getragen. Die operative Nettozinsmarge verbesserte sich um 23 auf 168 Basispunkte. Dabei blieb das Bruttoneugeschäft mit 5,6 (5,4) Mrd. Euro unter dem ursprünglich geplanten Zielwert von 7 Mrd. sowie unter dem zwischenzeitlich reduzierten Planniveau von 6,5 Mrd. Euro. Für 2023 werden 7 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Die Risikovorsorge trug mit 11 (32) Mill. Euro wie im Vorjahr positiv zum Ergebnis bei, der Verwaltungsaufwand blieb nahezu stabil. Ferner verbesserte sich die Qualität des Kreditportfolios: Die Quote ausfallgefährdeter Engagements sank den vorläufigen Zahlen zufolge auf 1,2 (1,4)%.

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