Immobilienmarkt

Hypoport schockt mit Jahresprognosen

Massiver Einbruch bei Immobilienkrediten macht Hypoport zu schaffen. Vor der Bekanntgabe seiner detaillierten Jahreszahlen am Montag hat das Unternehmen heute schon seine Prognose veröffentlicht – die Anleger reagierten panisch.

Hypoport schockt mit Jahresprognosen

Die eingebrochene Nachfrage nach Immobilienkrediten macht dem Finanzdienstleister Hypoport weiter schwer zu schaffen. Nachdem Privatkunden schon seit vergangenem Sommer immer weniger Darlehen abschließen, rechnet Vorstandschef Ronald Slabke auch 2023 mit schwierigen Zeiten. Demnach dürfte der Umsatz um bis zu 10% sinken. Beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) hält das Management sogar einen Einbruch um bis zu 30% für möglich, wie das Unternehmen überraschend am Donnerstagabend in Berlin mitteilte. Selbst dafür müsse sich der Markt allerdings ein Stück weit normalisieren.

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten mit Schrecken aufgenommen: Die im Nebenwerte-Index SDax gelistete Hypoport-Aktie verlor kurz nach Handelsstart 10% auf 122 Euro. Zum Vergleich: Im Februar 2021 hatte das Papier mit 618 Euro ein Rekordhoch erreicht.

Markt derzeit „dysfunktional“

Aus Sicht von Hypoport ist der Markt für Immobilienfinanzierungen derzeit dysfunktional. Der Vorstand erwartet, dass sich das Geschäft 2023 teilweise normalisiert. Seine Erwartungen an die Umsatz- und Gewinnentwicklung basieren auf dieser Annahme. Für die Zeit „nach der aktuellen Dysfunktionalität des Immobilienfinanzierungsmarktes“, rechnet das Management wieder mit einem prozentual zweistelligen Wachstum von Umsatz und operativem Gewinn. Eine zeitliche Prognose dazu gab es aber nicht ab. Um für die erwartete Markterholung gewappnet zu sein, hatte sich das Unternehmen im Januar mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld besorgt.

Noch im ersten Halbjahr 2022 hatte das Unternehmen auf seiner Kreditplattform Europace so viele Immobiliendarlehen vermittelt wie nie zuvor. Damals hatten viele Kunden angesichts der schnell steigenden Zinsen noch schnell Neu- und Anschlussfinanzierungen zu halbwegs günstigen Konditionen abgeschlossen. Doch ab dem Sommer brach der Markt ein. Hypoport erklärte dies im Herbst mit einer Kombination aus sprunghaftem Zinsanstieg, extremer Inflation, stark steigenden Baukosten und Rezessionsängsten sowie der Hoffnung auf stärker fallende Immobilienpreise.

Besonders deutlich wurde das im vierten Quartal: Da erzielte Hypoport laut vorläufigen Zahlen gerade noch einen Umsatz von 88 Mill. Euro und damit etwa 27% weniger als ein Jahr zuvor. Vor Zinsen und Steuern sackte das Unternehmen sogar mit 6 Mill. Euro in die roten Zahlen. Dazu trugen auch Aufwendungen von 4 Mill. Euro für ein Sparprogramm bei. Ein Jahr zuvor hatte Hypoport noch einen operativen Gewinn von gut 14 Mill. Euro erwirtschaftet.

Schon im September hatte das Management seine Jahresprognosen kassiert. Statt eines Umsatzanstiegs auf 500 bis 540 Mill. Euro und einem operativen Gewinn von 51 bis 58 Mill. Euro sollten die Aktionäre seitdem mit einem leichten Umsatzrückgang und einem „ausgeglichenen“ operativen Ergebnis rechnen.

Ganz so schlimm kam es nicht: Gemäß den jetzt veröffentlichten Eckdaten wuchs Hypoports Umsatz im abgelaufenen Jahr um 2% auf etwa 455 Mill. Euro. Der operative Gewinn brach um fast die Hälfte auf etwa 24 Mill. Euro ein.

Seine detaillierten vorläufigen Zahlen will Hypoport wie geplant an diesem Montag veröffentlichen. Der Geschäftsbericht soll am 27. März folgen.

Zum Firmennetz von Hypoport gehören Unternehmen, die digitale Lösungen für die Kreditwirtschaft, den Wohnungsmarkt und für Versicherungen anbieten. Größtes Segment ist Europace, eine Plattform für Finanzierungen von Immobilien, Bausparprodukte und Ratenkredite.

Hypoport war aus der Fusion der 1954 gegründeten Dr. Klein & Co. AG und der Europace AG hervorgegangen. Slabke selbst hatte als Geschäftsführer bei Dr. Klein angefangen und Hypoport 1999 in einem von ihm organisierten sogenannten Management-Buyout übernommen.

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