NEUE REGELN FÜR GELDMARKTFONDS - IM INTERVIEW: HOLGER NAUMANN, DEUTSCHE ASSET & WEALTH MANAGEMENT

"Ich halte diese Regulierung für zu weitgehend"

Europäische Standards für Geldmarktfonds "ein guter Rahmen" - Gesetzgeber riskiert, die Anlageklasse zu gefährden

"Ich halte diese Regulierung für zu weitgehend"

Die Deutsche Asset & Wealth Management legt Geldmarktfonds mit konstantem Anteilswert auf. Aus Sicht von Holger Naumann, Mitglied der Geschäftsführung, sind die Produkte ausreichend reguliert.- Herr Naumann, die Branche ist mit den Brüsseler Plänen zur Geldmarktfondsregulierung nicht besonders glücklich.Nein, das sind wir nicht. Ich würde mir wünschen, dass die EU-Kommission die bisher vorgelegten Pläne noch einmal überdenkt.- Wo zwickt es am meisten?Seit September liegt der Vorschlag der EU-Kommission vor, der insbesondere für die CNAV – also die Fonds mit einem konstanten Nettoinventarwert – einen Kapitalpuffer fordert. Ich halte diese Regulierung für zu weitgehend. Denn diese Fonds stellen kein risikoreicheres Instrument dar als die Fonds mit variablem Nettoinventarwert. Für unsere Kunden sind diese Produkte ein sehr wichtiges Instrument, um Liquidität parken zu können.- Welche Summen sind investiert?In Europa sind in diesen Fonds insgesamt 500 Mrd. Euro angelegt. Mit der Kapitalanforderung müssten Fondsanbieter etwa 15 Mrd. Euro zur Unterlegung bereitstellen. Damit riskiert der Gesetzgeber, dieses Produkt zu gefährden.- Die Fonds sind nicht risikolos.Es gibt seit 2010 europäische Standards für Geldmarktfonds, und die sind ein guter Rahmen. Damals hat der Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden für das Wertpapierwesen (CESR) unter anderem Anforderungen an Assets, Kreditqualität und Risikodiversifizierung festgelegt. Der Verband der Geldmarktfonds hat zusätzlich freiwillige Maßnahmen ergriffen, zum Beispiel gibt es bei CNAV-Fonds einen freiwilligen Verzicht auf Derivateanlagen. CNAV-Fonds sind von den Assets her also nichts anderes als die Fonds mit variablem Nettoinventarwert.- Warum brauchen wir sie dann?Sie bieten Anlegern erhebliche Vorteile: Nach IFRS können diese Produkte als Liquidität verbucht werden. Durch die kontinuierliche Ansammlung einer Dividende, die in der Regel monatlich ausgeschüttet wird, ist die steuerliche Behandlung einfacher, weil man nicht mit Zwischengewinnen hantieren muss. Diese zwei Aspekte sorgen dafür, dass diese Produkte unter bestimmten Voraussetzungen interessanter sind als die mit dem variablen Nettoinventarwert.- Macht ein Investment in Geldmarktfonds bei einem negativen Einlagenzins denn überhaupt noch Sinn?Bei Geldmarktfonds steht die Liquidität im Vordergrund, und nicht so sehr die Rendite. Man muss sie im Vergleich zu Bankeinlagen und anderen kurzfristigen Anlageformen betrachten. Und irgendwo müssen Unternehmen ihre Liquidität ja parken.—-Das Interview führte Grit Beecken.