Anlagestrategie

Immobilien bei Versicherern so beliebt wie nie

Innerhalb von rund zehn Jahren hat sich der Immobilienanteil in den Anlageportfolien der Assekuranz verdoppelt. Deutschlands Beliebtheit ist wegen der hohen Abhängigkeit von russischer Energie in Gefahr.

Immobilien bei Versicherern so beliebt wie nie

sto Frankfurt

Deutsche Versicherer und Pensionskassen haben ihren Immobilienbestand im Anlageportfolio auf einen historischen Höchststand ausgebaut. Wie die Beratungsgesellschaft EY anlässlich der Ver­öffentlichung ihres alljährlichen Trendbarometers Immobilienanlagen der Assekuranz mitteilte, kletterte die Quote binnen Jahresfrist um 0,6 Prozentpunkte auf 12,1%. Dies ist doppelt so viel wie vor rund zehn Jahren. „Wegen des Ukrainekriegs, des Zinsanstiegs und der hohen Inflation gibt sich die Assekuranz nun allerdings etwas zögerlicher“, so Jan Ohligs, Partner bei EY Real Estate.

Jeder Zweite will erhöhen

Denn nur noch die Hälfte statt wie zuvor zwei Drittel möchte die Quote weiter erhöhen. 5 % möchten sie sogar senken. Gesetzlich möglich ist eine Immobilienquote von 25 %. Diese Grenze wollten einige Umfrageteilnehmer auch durchaus ausreizen, erklärte Ohligs. Bei der Umfrage im Frühjahr hatten sich 30 Gesellschaften wie Lebens- und Rückversicherer sowie Pensionskassen beteiligt.

Geringere Renditeerwartung

Deren Renditeerwartungen gingen leicht zurück: bei indirekten Beständen von 5,6 auf 5,5 %, bei direkten Beständen von 4,7 auf 4,5 %. Die direkten Immobilienbestände sind mit 59 versus 41 % indirekten Bestand überwiegend. Bei den indirekten Beständen überholten die offenen Immobilienfonds den Umfrageteilnehmern zufolge zuletzt die geschlossenen Vehikel leicht mit einem Prozentpunkt Vorsprung bei 53 %.

Bei den einzelnen Objektarten rangiert Wohnen an vorderster Stelle mit 95(i.V. 96) % starkem bis mittelmäßigen Interesse. Logistik und In­frastruktur bleiben im Fokus mit 75 beziehungsweise 63 % (84 bzw. 79 %), die Büros stabilisieren sich von 62 auf 75 %. Gesundheitsimmobilien verlieren von 46 auf 42 % an Bedeutung. Hotels und Einzelhandel sind auf der Verliererstraße mit 20 (37) % beziehungsweise 5 (14) %.

Erstmals löst Nordamerika Europa wegen höherer Renditen als attraktivstes Investitionsregion ab mit 55 zu 50 %. In Europa wiederum bleibt der Westen die favorisierte Region, das Interesse sinkt allerdings deutlich von 72 auf 50 %.

Osteuropa verliert erwartungsgemäß drastisch an Bedeutung, und zwar von 25 auf 0 %. Noch granularer betrachtet ist das Heimatland mit 90 % zwar der beliebteste Investitionsstandort, gibt allerdings 10 Prozentpunkte ab. Dies wird sich der Umfrage zufolge fortsetzen, denn 95 % erwarten, dass sich die hochgradige Abhängigkeit von Russland bei der Energieversorgung negativ auf die Attraktivität des Standorts auswirken wird.

Der Kosten nicht bewusst

Mit Blick auf das zunehmend wichtiger werdende Thema Nachhaltigkeit äußern 95 % der Befragten, dass sie Klimarisiken und transitorische Risiken besonders bei ihrer Investmentstrategie berücksichtigen. 90 % sind der Meinung, dass sich Nachhaltigkeit neben den ökologischen Effekten niedrigerer Emissionen auch positiv auf den Wiederverkaufswert auswirkt. Allerdings sind sich mehr als die Hälfte offenbar nicht bewusst, wie teuer die davor notwendigen energetischen Sanierungen sind. 95 % beklagen fehlende valide Daten bei der Umsetzung von ESG-Stra­tegien.

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