Innovationsstrategie integriert KMU verstärkt in das Geschehen

Steigerung der Aktivitäten im Fokus - Mitarbeiter auf künftige Herausforderungen vorbereiten

Innovationsstrategie integriert KMU verstärkt in das Geschehen

Von Dr. Axel NawrathVorstandsvorsitzender L-BankNach wie vor gilt die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft als vorbildhaft in der Welt – mit Baden-Württemberg als starkem Flaggschiff. Und die Statistik bestätigt diesen Ruf – zumindest auf den ersten Blick: Nach Berechnungen des ZEW liegt der Anteil von Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F & E) am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland bei international guten 2,85 %. Baden-Württemberg erreicht mit 4,80 % sogar ein absolutes Spitzenergebnis. Zudem lässt sich ein weiteres Steigen der unternehmerischen Innovationsausgaben beobachten. Ein rundum positives Bild also? Näher betrachtet zeigt sich, dass dies vor allem auf die hohen Investitionen von Großunternehmen zurückgeführt werden kann.Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ziehen sich dagegen immer mehr aus dem Innovationsgeschehen zurück. Nach aktuellen Erhebungen des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft sind sowohl die Innovationsintensität als auch die Innovationsausgaben deutscher KMU im internationalen Vergleich gering. Bei den Ergebnissen präsentiert sich ein gemischtes Bild. Während deutsche KMU bei der Häufigkeit der Produkt- oder Prozessinnovationen gut platziert sind, erreichen sie beim Umsatzanteil mit neuen Produkten im europäischen Vergleich nur einen unbefriedigenden Platz im Mittelfeld. Dabei wurden auch der Mangel an Fachkräften und die meist nicht in ausreichendem Umfang vorhandenen internen Finanzierungsquellen als wichtige Ursachen identifiziert.Für das Land Baden-Württemberg war diese Diagnose Anlass, aktiv zu werden. Mit der Innovationsstrategie des Bundeslandes sollen kleine und mittlere Unternehmen verstärkt in das Innovationsgeschehen integriert und ihre Innovationsaktivitäten gesteigert werden. Besonders der Weg vom Patent zur Markteinführung eines Produkts, aber auch die Neuausrichtung der Produktion in Richtung Industrie 4.0 soll mittels geeigneter Finanzierungs- und Beratungsangebote erleichtert werden.Die seit Herbst letzten Jahres eingeführten Produktangebote der L-Bank setzen genau an dieser Stelle an. Das Förderdarlehensprogramm “Innovationsfinanzierung Baden-Württemberg” ermöglicht die Finanzierung marktnaher F & E zu besonders günstigen Konditionen. Grundlage ist das KfW-ERP-Innovationsprogramm, das mit weiteren Vergünstigungen wie beispielsweise einem Tilgungszuschuss in Höhe von 1,0 % noch attraktiver ausgestattet wurde. Die gute Resonanz verdeutlicht, dass das Programm richtig konzipiert ist. 41 Projekte mit rund 34 Mill. Euro Finanzierungsvolumen wurden bis Ende März auf den Weg gebracht. Mit dem Programm “InnovFin70” unterstützt die L-Bank die Banken und Sparkassen bei der Finanzierung von innovativen mittelständischen Unternehmen in Baden-Württemberg durch eine Verbürgung der entsprechenden Hausbankdarlehen. Auch hier wurden jetzt die ersten InnovFin-Bürgschaftsfälle bewilligt.Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist der leichte Programmzugang: Viele KMU schrecken vor dem Begriff der Innovation zurück. Schon weil sie den Aufwand zur Belegung der Förderfähigkeit nicht abschätzen können. Diese Zugangsbarriere wurde beseitigt. Die Unternehmen können für die Antragstellung auf eine kostenlose Unterstützung bei der Projektbeschreibung durch das Expertennetzwerk der L-Bank zurückgreifen. Auf diesem Weg wird in Baden-Württemberg das bei Großunternehmen beliebte Programm auch für KMU zugänglich gemacht, damit sich das hohe Innovationspotenzial der baden-württembergischen Wirtschaft künftig auch in der Breite voll entfalten kann.Besonders spannend für unsere Wirtschaft sind die neuen Entwicklungen in der Produktionsorganisation. In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Das ermöglicht individuelle Produkte, kostengünstig und in hoher Qualität. Dabei sind zum Teil erhebliche Investitionen in neue Technologien notwendig. Investitionen, die beispielsweise über die angesprochenen Instrumente der Innovationsfinanzierung unterstützt werden können. Genauso wichtig ist es, dass die Mitarbeiterentwicklung mit den Veränderungen Schritt hält. Die mittelständischen Unternehmer sind sich im Klaren darüber, dass hier erhebliche Mittel notwendig sind.Auf dem von PwC abgefragten Weihnachtswunschzettel 2016 deutscher Familienunternehmer stand denn auch die Weiterbildung der Mitarbeiter ganz oben. Läge auf dem Gabentisch eine siebenstellige Summe für Investitionen, würde diese von mehr als der Hälfte der Befragten in die Weiterbildung der Mitarbeiter investiert werden. Der Mittelstand weiß also, auf was es bei der Industrie 4.0 ankommt. Die Technik ist wichtig, um ihre Nutzenpotenziale zu erschließen, braucht es aber qualifizierte Mitarbeiter. Mitarbeiter, die mit den neuen Komplexitäts-, Abstraktions- und Problemlösungsanforderungen umgehen können. Das zieht natürlich auch veränderte Qualifikationsanforderungen nach sich. Das vorhandene Fach-Know-how muss mit Prozesskenntnissen, Soft Skills im Bereich von Kommunikation und Teambildung und sehr häufig auch erweiterten Fremdsprachenkenntnissen ergänzt werden. Fast auf allen Ebenen sind zudem zusätzliche IT-Kenntnisse notwendig.Weiterbildung tut also not. Und muss natürlich auch finanziert werden. Das neue L-Bank-Programm “Weiterbildungsfinanzierung 4.0” setzt an dieser Stelle an. Gefördert werden Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, die der Erweiterung der beruflichen Qualifikation der Beschäftigten dienen. Dabei können alle direkt und indirekt anfallenden Kosten, die bei einer Fort- und Weiterbildungsmaßnahme anfallen, finanziert werden. Damit der Kapitalbedarf von Unternehmen nicht an fehlenden Sicherheiten scheitert, bietet die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg eine optionale Kombi-Bürgschaft an. Mit den neuen Fördermöglichkeiten werden Mittelständler in die Lage versetzt, technische Innovationen zu finanzieren und gleichzeitig ihre Mitarbeiter für die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Ein wichtiger Schritt für den Innovationsstandort Baden-Württemberg!