Versicherungsmarkt

Insurtechs mischen die Branche auf

Traditionelle Versicherer können sich durch Kooperationen mit neuen, technologiebasierten Unternehmen (Insurtechs) langfristig am Markt behaupten – auch gegen neue Wettbewerber aus anderen Branchen.

Insurtechs mischen die Branche auf

tl Frankfurt

Traditionelle Versicherer werden zunehmend Partnerschaften mit Insurtechs eingehen. Diese Zusammenarbeit mit jungen, technologiebasiert tätigen Unternehmen mit einem Fokus auf Versicherungen (BaFin-Definition) wird Versicherer in die Lage versetzen, schnell neueste Technologien einzuführen, durch Senkung der Betriebskosten die Profitabilität zu steigern, neue Vertriebskanäle zu erschließen und die Kundenbedürfnisse besser zu befriedigen, schreibt die Ratingagentur Fitch in einer jetzt veröffentlichten Analyse („What Investors want to know: Insurtech“).

Der Wettbewerb auf den Versicherungsmärkten wird sich verstärken, erwarten die beiden Autorinnen des Berichts, Mahsa Delgoshaei und Ekaterina Ishchenko. Zum einen, weil namhafte Nicht-Versicherer mit großen Marktanteilen in ihren Märkten (dazu dürften u.a. Facebook, Google und Tesla gehören) in den Versicherungsmarkt drängen, und zum anderen, weil der erleichterte Zugang zu Informationen für jedermann die Nachfrage vom Produkthersteller auf die Produktqualität lenken werde. Damit geraten diejenigen traditionellen Versicherer unter Druck, die in erster Linie von ihrem Namen und ihrem Ruf leben, insbesondere dann, wenn sie eher langsam auf Marktveränderungen reagieren und ihre Produkte und Geschäftsmodelle nicht anpassen.

Allerdings wachsen für Insurtechs die Bäume auch nicht in den Himmel, geben Delgoshaei und Ishchenko zu bedenken. Denn traditionell weisen die Versicherungsmärkte, vor allem in Europa, hohe Eintrittsbarrieren auf. Sie sind stark reguliert, und neue Unternehmen benötigen zum Erhalt einer Geschäftslizenz viel Eigenkapital. So verfügten von den etwa 150 Insurtechs in Deutschland nur etwa zehn über eine BaFin-Lizenz zur Zeichnung von Risiken. Außerdem sind viele Aktivitäten der Insurtechs noch gar nicht aufsichtsrechtlich geregelt, wodurch eine regulatorische Grauzone entstanden sei. Dies könne potenzielle Investoren in Versicherungs-Start-ups abschrecken, warnen die Autorinnen. Weltweit gibt es nach Schätzungen von Willis Towers Watson zwischen 2500 und 3000 Insurtechs. Allein in den ersten drei Quartalen 2021 verzeichnete der Sektor Kapitalzuflüsse von rund 10 Mrd. Dollar in 420 Transaktionen (s. Grafik). Unternehmensinterne Insurtechs sind dabei nicht eingeschlossen. Der weltweite Marktanteil der Insurtechs bezogen auf das Beitragsvolumen lag 2020 bei etwa 4%, soll bis 2023 aber auf 6% steigen, heißt es in dem Fitch-Bericht. Die Newcomer konzentrieren sich auf die Bereiche Vertrieb, Pricing und Underwriting in Schaden-/Unfall- und Krankenversicherung.