Folgen der IT-Zusammenführung von Deutscher Bank und Postbank

IT-Aufräumarbeiten sollen großteils bis März erledigt sein

Die Deutsche Bank bemüht sich nach eigenen Angaben, die im Gefolge der IT-Zusammenführung von Postbank und Deutscher Bank auftretenden Probleme im Laufe des ersten Quartals abzuarbeiten.

IT-Aufräumarbeiten sollen großteils bis März erledigt sein

IT-Aufräumarbeiten sollen großteils bis März erledigt sein

Postbank-Probleme kosten im Halbjahr 40 Mill. Euro

fir Frankfurt

Die Deutsche Bank will die Probleme infolge der IT-Zusammenführung von Postbank und Deutscher Bank im ersten Quartal 2024 zum guten Teil ausgeräumt haben. Man sei bestrebt, kundenrelevante Prozesse und von der Finanzaufsicht angemahnte Schwierigkeiten in diesem Zeitraum zu beheben, führte CEO Christian Sewing in der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag aus. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es auch im April oder Mai noch den einen oder anderen kleinen Rückstau gebe. Im zweiten Halbjahr 2023 seien wegen der IT- und Serviceprobleme Kosten von 40 Mill. Euro angefallen.

Sewing lässt Vorsicht walten

Sewings Vorsicht kommt nicht von ungefähr, hatte er sich doch im September zu der Aussage hinreißen lassen, bis Ende 2023 die Probleme abzustellen. Dem Versprechen war er nicht gerecht worden. Mit den Aufräumarbeiten ist die Deutsche Bank deutlich in Verzug. Das Mammutprojekt hat der Deutschen Bank Tausende Kundenbeschwerden, hohe Abarbeitungskosten, Klagen auf Schadenersatz und einen Sonderbeauftragten der Finanzaufsicht BaFin eingehandelt. Die Bank hat nach eigenen Angaben 800 zusätzliche Arbeitskräfte zum Abarbeiten der Rückstände an Kundenanfragen abgestellt. Sie betreffen nicht nur die Postbank, sondern auch die Immobilienfinanzierungstochter DSL Bank.

Folgenschweres Migrationsprojekt „Unity“

Das Migrationsprojekt „Unity“ war ab Sommer 2022 in vier Wellen ausgeführt worden. Im Zuge dessen wurden Daten von 12 Millionen Postbank-Kunden, darunter etwa 350.000 Corporate-Banking-Kunden, mit 7 Millionen Deutsche-Bank-Kunden auf einer gemeinsamen IT-Plattform zusammengeführt. Seit dem Jahreswechsel 2022/2023 hatten viele Kunden von Postbank und auch DSL dann keinen Zugang mehr zu ihren Konten, mussten auf Geld und Serviceleistungen warten.

2.400 Beschwerden bei Verbraucherzentralen

In den deutschen Verbraucherzentralen seien 2023 mehr als 2.400 Beschwerden zu Postbank und DSL Bank eingegangen, heißt es auf Anfrage beim Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Im Dezember seien die Zahlen deutlich zurückgegangen und hätten im niedrigen dreistelligen Bereich gelegen.

Die im vierten Quartal 2023 erfassten Beschwerden bezogen sich den Verbraucherschützern zufolge in 40% aller Fälle auf das Girokonto, in 11% auf Sparanlagen, 10% auf Immobilienfinanzierungen, 7% auf Pfändungsschutzkonten und 5% auf Schwierigkeiten beim Kontozugriff.

Inhaltlich ging es den Angaben zufolge in mehr als der Hälfte der Beschwerden um Lieferungs- und Leistungsstörungen (27%), Kundenbetreuung (19%) sowie um Probleme bei der Kündigung durch Verbraucher (9%).

Digitaler Schadenersatz-Antrag

Die Verbraucherschützer halten von der Deutschen Bank angebotene Entschädigungen für unzureichend. So können etwa Kunden, die durch Verzögerungen bei der Bearbeitung von Pfändungsanliegen höhere Kosten zu verzeichnen hatten, Schadenersatz bei der Bank über einen digitalen Bearbeitungsprozess geltend machen, der Schadenersatzanspruch ist aber auf höchstens 1.000 Euro gedeckelt.

Laut VZBV gingen im Schlussquartal 2023 weniger Beschwerden wegen Problemen mit dem Pfändungsschutzkonto ein, wenngleich sie weiterhin bestünden. Deren Bearbeitung sei möglicherweise priorisiert worden, mutmaßt der Verband. Zugleich sei jedoch der Anteil an Beschwerden zu dem gegebenenfalls weniger priorisierten Produkt Girokonto wieder gestiegen, hieß es.

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