Megabanken

Japans Finanz­gruppen fürchten Infektions­rekorde

Japans Finanzgruppen haben schon nach neun Monaten des laufenden Zwölfmonatszeitraums ihr Ziel fürs Gesamtjahr so gut wie erreicht. Wegen Corona und des Zinsausblicks aber wollen sie ihre Prognosen nicht erhöhen.

Japans Finanz­gruppen fürchten Infektions­rekorde

mf Tokio

Japans Finanzgruppen fürchten die Folgen der aktuellen Coronawelle. „Wir müssen Rückstellungen mit Blick nach vorne bilden“, hat ein Sprecher von Branchenführer Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) betont. Der Halbleitermangel sei ebenfalls ein Risiko. Am Mittwoch erreichte die Zahl der Neuinfektionen in Japan 90000 – fast viermal so viele wie bei der letzten Welle im August.

Angesichts der erwarteten Kreditrisiken hält MUFG an ihrer Gewinnprognose von 1,05 Bill. Yen (8,2 Mrd. Euro) für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr fest, obwohl man nach den ersten neun Monaten unterm Strich bereits 1,07 Bill. Yen in der Kasse hat. Das heißt: Im laufenden Vierteljahr stellt sich MUFG auf rote Zahlen ein. Im dritten Quartal verdiente Japans größte Finanzgruppe 289 Mrd. Yen (2,2 Mrd. Euro), 40% mehr als im Vorjahr. Bei Sumitomo Mitsui Financial Group, der Nummer 2 in der Marktkapitalisierung, lag der Quartalsertrag von 168,7 Mrd. Yen (1,3 Mrd. Euro) nur um 3% über dem Vorjahr. Auch SMFG fasste ihre Jahresprognose von 600 Mrd. Yen, die nach neun Monaten mit 624,8 Mrd. Yen schon übertroffen ist, nicht an. Ein diffuseres Bild ergab sich bei Mizuho Financial Group: Der Nettogewinn im Vierteljahr bis Ende Dezember fiel um ein Drittel auf 93 Mrd. Yen (721 Mill. Euro). Dennoch müsste die Branchendritte im laufenden Quartal nur noch 31 Mrd. Yen verdienen, um das Jahresziel von 510 Mrd. Yen zu erfüllen. Aber auch Mizuho wollte die Prognose nicht hochschrauben.

Die große Skepsis überraschte Analysten, denn die japanische Regierung verzichtete bisher darauf, einen Corona-Notstand auszurufen. Zugleich hat das Parlament den zweithöchsten Nachtragshaushalt seiner Geschichte beschlossen, um die wirtschaftlichen Schäden der Pandemie zu reparieren.

Als möglichen Auslöser für die Zurückhaltung nennen Beobachter daher die steigende Zinsdifferenz zwischen Japan und den USA. „Wir werden unser Portfolio an Auslandsanleihen sorgfältig beobachten, weil durch das schnellere Anziehen der Geldpolitik Abwärtsrisiken entstehen“, bestätigte ein Mizuho-Sprecher.

Auch die geringen Rückstellungen für Kreditausfälle deuten darauf hin, dass die Finanzgruppen eher auf die Zinsgefahren für ihre Wertpapierportfolios schielen. Für die vergangenen neun Monate verbuchte MUFG nur 27,2 Mrd. Yen (211 Mill. Euro) an Kreditkosten, rund 19-mal weniger als 2020. Bei Mizuho schrumpfte dieser Bilanzposten um 28% auf 147,9 Mrd. Yen. Und SMFG erwartet statt ursprünglich 300 Mrd. Yen im Gesamtjahr nur noch Kreditkosten von 200 Mrd. Yen.

Japans Finanzgruppen im Vergleich *
Konzernkennzahlen nach Japan-GAAP
MUFG SMFG Mizuho
in Mrd. Yen202120202021202020212020
Erträge4 362,94 495,02 995,82 894,82 345,42 313,1
Aufwand2 969,33 654,42 128,42 299,91 847,81 864,2
Vorsteuerergebnis1 456,2819,9862,2587,1555,1518,4
Nettoergebnis1 070,4607,0624,8433,9478,7354,4
*) Neunmonatszahlen (1.4.−31.12.)1 Euro = 129 YenBörsen-Zeitung