"Libra ist der Katalysator für ein neues Denken"

Studie spricht sich für digitale Währungen aus

"Libra ist der Katalysator für ein neues Denken"

hip London – David Birch, einer der Gründer von Consult Hyperion und Fintech-Experte, hat in einer aktuellen Studie eine Reihe von Vorschlägen gemacht, wie ein neues Zahlungsabwicklungssystem aussehen könnte. Der Gastprofessor der University of Surrey bezieht sich in dem von der Londoner Denkfabrik CSFI (Centre for the Study of Financial Innovation) herausgegebenen Papier auf Mark Carney, den ehemaligen Gouverneur der Bank of England. Der hatte einmal gesagt, eine globale digitale Währung könne “die Antwort auf die destabilisierende Dominanz des US-Dollars im heutigen Weltwährungssystem” sein. Eine solche “synthetische Hegemonialwährung” sei eine Form von künstlicher Währungseinheit, wie es sie etwa in Form der Sonderziehungsrechte des IWF schon lange gebe. Auch die von Facebook vorgeschlagene Privatwährung Libra beziehe sich auf einen Korb von Währungen, in dem allerdings der Yuan nicht enthalten sei.Der technische Fortschritt ermögliche heute Privatgeld wie den “IBM Dollar”, den sich der Kognitionswissenschaftler Edward de Bono vor einem Vierteljahrhundert ausgedacht hat. Firmen könnten sich – ähnlich wie heute schon durch Initial Coin Offerings – Geld verschaffen, das sich in ihre Produkte und Leistungen tauschen lässt. Mit Hilfe von Algorithmen könnten sich Abertausende solcher Privatwährungen in Echtzeit handeln lassen. “Egal was man von Libra halten mag, sie ist zweifellos der Katalysator für ein neues Denken”, sagt der langjährige Unterstützer der Lokalwährung London Groat.Die Volksrepublik China habe schon vor sechs Jahren begonnen, an einer modernen Konzeption für eine digitale Währung zu arbeiten. Wenn die Menschen entlang der “Neuen Seidenstraße” künftig über Wechat bestellten und über Alipay abrechneten, komme für sie ein digitaler Yuan in Frage.Großbritannien und der Rest des Westens sollten von Facebook lernen und eine globale digitale Identitätsinfrastruktur für die vernetzte Welt von heute schaffen. “Wir brauchen eine digitale Identität, keine digitalisierte Identität.” Für das digitale Geld bedürfe es einer mit der European Electronic Money Licence vergleichbaren weltweiten Lizenz mit Marktzugangsrechten (Passporting).Innovation lasse sich nicht dadurch hervorbringen, dass man von Unternehmen verlange, eine Banklizenz zu beantragen. Und schließlich müsse sich die digitale Due Diligence von den teuren Anti-Geldwäsche- und Kundenidentifizierungsregimen (AML/KYC) wegbewegen, die etablierten Institutionen als Schutzwall dienten. Für viele Teile der Welt sei die Due Diligence von Facebook “nicht nur ausreichend, sondern auch besser”, sagt Birch. “Sie wissen, wer ich bin, wo ich bin, mit wem ich rede und wer meine Familie ist. Unter dem Gesichtspunkt der Strafverfolgung und öffentlichen Ordnung ist das besser, als wenn in Südafrika Kopien von gefälschten portugiesischen Pässen vorgelegt werden.”