Italienische Bank

Nervenkrieg um Monte dei Paschi

Der wahrscheinliche Verkauf der mehrheitlich staatlichen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) an die HVB-Mutter Unicredit könnte für Italien viel teurer werden als bisher angenommen. Italienische Zeitungen berichten, Unicredit-CEO Andrea...

Nervenkrieg um Monte dei Paschi

bl Mailand

Der wahrscheinliche Verkauf der mehrheitlich staatlichen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) an die HVB-Mutter Unicredit könnte für Italien viel teurer werden als bisher angenommen. Italienische Zeitungen berichten, Unicredit-CEO Andrea Orcel wolle im Vorfeld eine staatliche Rekapitalisierung der MPS von bis zu 7 Mrd. Euro. Bisher war man von 2,5 Mrd. Euro ausgegangen. Außerdem fordert die HVB-Mutter die Übertragung fauler Kredite an die staatliche Bad Bank Amco, den Ausschluss von Rechtsrisiken, die Ausgliederung von Geschäftsstellen im Süden sowie Steuergutschriften, die sich auf mehr als 1,5 Mrd. Euro summieren sollen.

Die Regierung stellt der Wirtschaft insgesamt außerdem angeblich mehr als 10 Mrd. Euro in Form von Steuererleichterungen zur Verfügung, um die Bildung größerer Einheiten zu fördern. Ex-Finanzminister Giulio Tremonti erwartet, dass über die Jahre gerechnet allein Monte dei Paschi den Steuerzahler bis zu 20 Mrd. Euro kosten könnte.

Rom muss die Bank, die 2017 mit einer staatlichen Kapitalspritze von 5,4 Mrd. Euro vor dem Konkurs gerettet worden ist, nach Auflagen der EU-Kommission bis Jahresende privatisieren. Das schafft Zeitdruck, denn Unicredit will in den nächsten Wochen außerdem einen neuen Strategieplan vorlegen und dem Verwaltungsrat in der nächsten Sitzung am 27. Oktober die Ergebnisse der Verhandlungen über die MPS-Übernahme vorlegen. Die Bank hatte Ende Juli Interesse an einer Übernahme von Teilen der MPS bekundet. Zuvor hatten diverse italienische Regierungen seit längerer Zeit Druck auf Unicredit ausgeübt. Denn weitere Kandidaten für das angeschlagene Institut gibt es nicht.

Eine Woche vor der Verwaltungsratssitzung sind offenbar noch einige Punkte zu klären. Orcel hat in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass eine Übernahme kapitalneutral sein muss und ein Wachstum des Gewinns je Aktie von 10% durch eine Übernahme nicht in Gefahr geraten dürfe. In den Medien wird lanciert, der Deal könnte eventuell scheitern.

Das ist unwahrscheinlich. Unicredit sitzt am längeren Hebel, aber die Regierung muss angesichts der immensen Kosten für den Steuerzahler Rücksicht vor allem auf die Rechtsparteien nehmen, die massive Kritik an einer zu großzügigen Rettungsaktion üben. Auch die EU-Kommission hat ein Wörtchen mitzureden. Mangels Alternativen glauben Beobachter wie Stefano Caselli, Bankenprofessor an der Mailänder Bocconi-Universität, jedoch, „dass der Deal zustande kommt. Es ist klar, dass die Kosten für den Staat hoch sind.“ Er fügt aber hinzu: „Damit kann das Dossier geschlossen werden.“