Robo-Advisory

Robo-Advisors sehen „Abbruchkante“ zur Filiale

Nur wenige Menschen nutzen bereits einen digitalen Vermögensverwalter. Vor allem Menschen, die bisher über die Bankfiliale ihre Geldanlage regelten, falle ein Wechsel schwer, erklärt die Commerzbank.

Robo-Advisors sehen „Abbruchkante“ zur Filiale

jsc Frankfurt

Digitalen Vermögensverwaltern fällt es nach Auffassung der Commerzbank schwer, im Wertpapiergeschäft die Filialkundschaft zu erreichen. Während selbstbestimmte „Trader“, die über die Direktbank Comdirect rege mit Wertpapieren handelten, zuweilen auch das Robo-Advisory-Angebot Com­invest nutzten, bestehe zur Bankfiliale eine „Abbruchkante“, sagte Alena Kretzberg, Commerzbank-Bereichsvorständin für digitales Bankwesen und Comdirect, am Freitag.

Doch auch wenn die Filialkundschaft seltener ihre Geldanlage auf digitalem Weg regele, werde die Grenze zu analogen Angeboten nach und nach verwischen, so dass sich Chancen für eine digitale Vermögensverwaltung böten. Der Online-Vermögensverwalter Quirion, der zur Honorarberaterbank Quirin ge­hört, verweist hingegen auf einen auch künftig fortschreitenden Filialschwund. „Deshalb glaube ich nicht, dass es genug Filialen gibt, um dieses Geschäft aufzufangen“, erklärte Quirion­-Chef Martin Daut.

Gemeinsam hatten Comdirect und Quirion per Online-Umfrage untersuchen lassen, wie hoch die Bereitschaft zur digitalen Vermögensverwaltung bereits ist. Die Anbieter, die oft auch als „Robo-Advisors“ bezeichnet werden, sind dabei noch weithin unbekannt (siehe Grafik). Mehr als ein Drittel der rund 1300 befragten Personen, die Online-Banking nutzen und etwas Geld für eine Wertpapieranlage übrig haben, können mit dem Begriff „Robo-Advisor“ nichts anfangen. Werden die Befragten, die keine Kunden sind, mit dem Prinzip konfrontiert, stimmen sie etlichen Einwänden zu – ob nun „zu unpersönlich“ (19%), „zu hohe Kosten“ (22%), „ich lege mein Geld lieber selbst an“ (24%) oder „kein Vertrauen in die regelbasierten Anlageentscheidungen“ (25%).

Segment bisher winzig

Während das klassische Fondsgeschäft über Jahrzehnte gewachsen sei, stehe das Robo-Advisory noch am Anfang, sagte Quirion-Chef Daut. Im Laufe der Jahrzehnte werde sich das Gewicht deutlich verschieben. Bisher ist das Segment klein: 1 478 Mrd. Euro an Fonds und börsennotierten Aktien besitzen deutsche Haushalte nach Angaben der Bundesbank per Jahresende – aber nur wenige Milliarden entfallen auf Online-Vermögensverwalter. Quirion und Cominvest knackten um die Jahreswende jeweils die Milliardenmarke und bringen heute gemeinsam rund 2,4 Mrd. Euro auf die Waage. Rivalin Scalable Capital, die sich selbst als Marktführerin bezeichnet, betreut ein Vermögen von mehr als 6 Mrd. Euro, wovon aber nur etwa die Hälfte auf das Robo-Advisory entfällt und der Rest auf Brokergeschäft.

Das Potenzial sei aber groß, wie Quirion und Cominvest festhalten. Zwar können sich nur 13% der Sparer­ vorstellen, „bestimmt“ einen Robo-Advisor zu nutzen. Für weitere 46% fällt das digitale Angebot in die Kategorie „vielleicht“. Ab einem Alter von 50 Jahren jedoch will eine Mehrheit „eher nicht“ oder „bestimmt nicht“ das Robo-Advisory nutzen.