Italien

Rom verlängert finanzielle Anreize für IPOs

Gute Nachrichten aus Rom gab es für das Small-Cap-Segment Euronext Growth der Mailänder Börse. Die neue Regierung hat die Mittel für Unternehmen, die an den Aktienmarkt gehen, ausgeweitet.

Rom verlängert finanzielle Anreize für IPOs

bl Mailand

Für das Small-Cap-Segment Euronext Growth Milan (EGM) der Mailänder Börse hat das Jahr einen versöhnlichen Ausgang ge­nommen. Allein im Dezember hat es acht Börsengänge gegeben. Vor allem aber hat die neue Regierung Mittel für Unternehmen, die an den Aktienmarkt gehen, verlängert und ausgeweitet. Sie erhalten im Einzelfall bis zu 500000 (bisher: 200000) Euro oder insgesamt 10 statt bisher 5 Mill. Euro für Aufwendungen im Zusammenhang mit einer Notierung.

Im Gesetzestext wird auf Analysen des Beratungsunternehmens IR Top Consulting, langjähriger Partner der Mailänder Börse und Begleiter vieler IPOs, verwiesen. Nach Ansicht von IR Top Consulting haben die Hilfen in den letzten Jahren wesentlich zu einer deutlichen Belebung bei neuen Börsengängen geführt.

Anna Lambiase, CEO von IR Top Consulting, ist entsprechend positiv gestimmt. „Ich freue mich sehr über den Haushalt der Regierung mit der Verlängerung der steuerlichen Anreize für die Börsennotierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen“, sagte sie der Börsen-Zeitung. Auch sonst ist Lambiase zufrieden, obwohl die Zahl der IPOs im Small-Cap-Segment im Vergleich zu 2021 von 41 auf 26 zurückgegangen ist. „Ich schätze die Entwicklung der börsennotierten Unternehmen im Jahr 2022 als sehr positiv ein. Ein gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das wirtschaftliche Umfeld mit steigenden Zinsen, Covid und dem Krieg in der Ukraine sehr schwierig war und in Italien ein Regierungswechsel stattfand. Man konnte viel Schlimmeres erwarten.“

Allerdings gab es im zurückliegenden Jahr auch acht Delistings im EGM und zwei Translistings. Den Vogel schoss 2022 der Probe-Cards-Produzent Technoprobe ab, ein Unternehmen aus der Halbleiter-Branche, das beim Börsengang im EGM-Segment allein 712,5 Mill. Euro einsammelte. Die meisten anderen Unternehmen im Euronext Growth Milan nahmen bei ihren IPOs weniger als 10 Mill. Euro ein.

Lambiase erwartet auch 2023 eine positive Entwicklung. Nach einer Studie der Banca d’Italia gibt es in Italien 2800 börsenfähige Unternehmen. Es sind jedoch gerade einmal 187 notiert. Lambiase räumt ein, dass es trotz des in vielen Fällen anstehenden Generationswechsels viel Misstrauen gegenüber der Börse gibt: „Vielen Unternehmern ist nicht klar, dass es sich dabei um ein optimales Instrument für den Generationswechsel handelt.“ Sie weist darauf hin, dass im Durchschnitt 75% des Kapitals in den Händen der Familie verbleiben. „Der Großteil der Unternehmen, die an die Börse gehen, macht dies, um zu wachsen, Akquisitionen und Investitionen zu tätigen.“

Im Hauptsegment Euronext Milan gab es 2022 nur sechs IPOs, darunter mit De Nora, Iveco und General­finance auch einige größere. Schmerzhaft waren die 14 Delistings, darunter Börsenschwergewichte wie Exor, Atlantia oder Autogrill, die von der Schweizer Dufry geschluckt wurde. Insgesamt verlor die Börse Mailand in den letzten sechs Jahren durch Delistings mehr als 100 Mrd. Euro an Kapitalisierung. Für 2023 hofft Mailand auf Notierungen der Eni-Tochter Plenitude und des Keramikunternehmens Italcer. Als möglicher Börsenkandidat gilt auch der Zahlungsdienstleister Satispay. Ein Dual Listing erwägen die in Hongkong notierten Unternehmen Ferretti (Jachten) und Prada (Mode).