Quartalsergebnis

Santander profitiert von Zinsanstieg

Spaniens größte Bank erzielt den höchsten Neunmonatsgewinn ihrer Geschichte, dank des vom Zinsanstieg getriebenen Wachstums der Kredite. Obwohl keine Verschlechterung des Portfolios befürchtet wird, wächst die Risikovorsorge.

Santander profitiert von Zinsanstieg

ths Madrid

Die Zinsanstiege in ihren Märkten in Europa und Amerika hat Santander das beste Ergebnis beschert, das die spanische Großbank je in den ersten neun Monaten erzielt hat. Der Reingewinn stieg bis September um 25% auf 7,3 Mrd. Euro, teilte das Kreditinstitut am Mittwoch mit. Auch die Margen übertrafen die Erwartungen der Analysten. Dennoch lag die Aktie der Bank an der Madrider Börse zwischenzeitlich mit bis zu 5% im Minus. Die Anleger hegen offenbar Zweifel an der Qualität mancher Aktiva, vor allem in den USA und Brasilien, im Hinblick auf die düsteren, kurzfristigen Aussichten für die Wirtschaft.

Santander hat angesichts des „schlechteren Szenarios“ die Risikovorsorge erhöht. In den ersten neun Monaten wurden Rücklagen von 7,5 Mrd. Euro gebildet, 25% mehr als im Vorjahr, als man viele Puffer nach dem ersten Schrecken wegen der Corona-Pandemie auflöste. „Die Qualität unserer Kredite ist weiterhin gut“, versicherte der CEO der Bank, José Antonio Álvarez, vor der Presse in Madrid. Der Anteil fauler Kredite lag Ende September praktisch unverändert bei 3,08%. Man erwarte keine wesentliche Verschlechterung der Kreditportfolios, hauptsächlich dank der anhaltend robusten Lage an den Arbeitsmärkten, sagte er.

Die steigenden Zinsen haben das Retailgeschäft von Santander beflügelt. Die Kreditvergabe und die Einlagen wuchsen in den ersten neun Monaten um Wechselkurse bereinigt um 7% bzw. 6%. Die Schwäche des Euro macht sich immer mehr in der Bilanz der Spanier bemerkbar. So lag der Reingewinn im dritten Quartal mit 2,42 Mrd. Euro um 11% über dem Vorjahreszeitraum. Doch ohne Wechselkurse betrug das Wachstum lediglich 2%.

Álvarez erklärte, dass die Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank bislang noch nicht voll auf die Bilanz durchgeschlagen hätten, anders als in den USA, Brasilien und Großbritannien, wo die Zinswende früher eingeleitet wurde. Die Hypotheken zu variablen Zinsen werden etwa in Spanien jährlich aktualisiert, was in den kommenden Monaten zu mehr Einnahmen führen sollte. In Spanien ist man deswegen besorgt um die Zahlungsfähigkeit vieler Menschen mit Hypotheken zu variablen Sätzen. Die Linksregierung verhandelt derzeit mit den Finanzinstituten über Maßnahmen für besonders stark betroffene Kunden. „Wir sitzen im selben Boot. Wir wollen auch, dass unsere Kunden zahlungsfähig bleiben“, sagte Álvarez.

Höchstes Ergebnis in Brasilien

Santander erzielte den höchsten Gewinn in Brasilien, mit gut 2 Mrd. Euro, gefolgt von den USA mit knapp 1,5 Mrd. Euro und vor dem spanischen Heimatmarkt mit 1,1 Mrd. Euro. Das größte Wachstum legte Mexiko hin, mit 33% mehr Gewinn auf 874 Mill. Euro. Die Spanier wollen die ausstehenden 3,8% der Anteile an ihrer Mexiko-Tochter aufkaufen, nachdem sie beim Buhlen um die mexikanische Banamex nicht zum Zuge gekommen waren. „Wir halten Santanders Diversifizierung wie auch den größeren Schwerpunkt der Bank auf Kredite im Retailbereich in den gegenwärtigen Umständen für attraktiv“, kommentierten die Analysten von Jeffries.

Santander
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate 
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss28 46024 654
Provisionsüberschuss8 8677 810
Handelsergebnis1 1151 220
Ergebnis vor Steuern11 76110 716
Reingewinn7 3165 849
Gewinn pro Aktie (Euro)0,4090,313
Bilanzsumme (Mrd.)1 816 1 578
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