Branchenumfrage

Sattes Geschäft schürt Euphorie der Fondsindustrie

Das starke Fondsgeschäft stimmt die Branche optimistisch. Ein Drittel erwartet, dass die Lage im neuen Jahr noch besser wird, wie eine Umfrage des Fondsverbands BVI zeigt. Die Angst vor Regulierung bleibt aber verbreitet.

Sattes Geschäft schürt Euphorie der Fondsindustrie

jsc Frankfurt

Die stark gestiegenen Fondsvolumina, sprudelnde Erträge und ein voraussichtlich rekordhohes Neugeschäft im laufenden Jahr sorgen in der Fondsbranche für Optimismus: Nicht nur erkennt mehr als jede zweite Fach- und Führungskraft (52%) eine „sehr gute“ Geschäftslage, ein Drittel (33%) erwartet sogar eine noch bessere Situation im kommenden Jahr, wie eine Umfrage des deutschen Fondsverbands BVI unter 170 Personen der Branche von November zeigt. Lediglich ein verschwindend geringer Anteil von 3% sieht für das kommende Jahr eine Verschlechterung der Geschäftslage.

Zuletzt hatte der Verband für die ersten neun Monate dieses Jahres ein Neugeschäft von 168 Mrd. Euro ge­meldet. Für das Gesamtjahr ist ein Rekord absehbar, nachdem im bisherigen Spitzenjahr 2015 insgesamt 187 Mrd. Euro erzielt worden waren. Neben einem hohen Neugeschäft sind die Erträge gestiegen. So erzielten etwa die Allianz-Fondstöchter sowie DWS, DekaBank und Union Investment jüngsten Angaben zufolge jeweils zweistellige Prozentzuwächse der Erträge.

Einen wesentlichen Schub erwartet die Branche vom Verkauf nachhaltiger Fonds. Ab August kommenden Jahres müssen Finanzberater im Wertpapiervertrieb die Anleger fragen, ob sie Interesse an einer nachhaltigen Kapitalanlage haben. Mit 78% der Befragten stuft eine breite Mehrheit denn auch nachhaltige Fonds als „sehr großen“ oder „großen“ Wachstumstreiber ein.

Das Niedrigzinsumfeld, das rückblickend eine hohe Bewertung von Aktien und Anleihen und damit steigende Fondsvolumina ermöglicht hat, steht mit 62% auf Rang 2. Schon heute fließe fast jeder zweite Euro, den Sparer in Publikumsfonds anlegten, in nachhaltige Vehikel, erklärte BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter. „Dahinter steckt mehr als ein kurzlebiger Produkttrend, denn Nachhaltigkeit steht ganz oben auf der politischen Agenda.“ Eine Mehrheit von 63% der Branchenvertreter erklärt, dass ihr Unternehmen die Zahl der Beschäftigten im kommenden Jahr erhöhen werde. Nachhaltigkeit wird dabei vor IT, Vertrieb und Portfoliomanagement an erster Stelle der Aufbaupläne genannt.

Allerdings sieht die Branche auch wesentliche Risiken: Jeweils rund zwei Drittel der Befragten bezeichnen Wirtschaftskrisen und die Regulierung als „sehr großen“ oder „großen“ Risikofaktor für das Geschäft im kommenden Jahr. Mehr als vier von zehn Befragten nennt darüber hinaus ein Provisionsverbot. Allerdings enthält der seither vereinbarte Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien keinen ausdrücklichen Hinweis auf eine Abschaffung der Rückvergütungen an den Vertrieb.

Wertberichtigt Seite 8