US-Börsenaufsicht

SEC stellt Plan für Handels­reform vor

Die US-Börsenaufsicht SEC hat am Mittwoch vier Regeln vorgestellt, mit denen sie den Aktienhandel tiefgreifend überarbeiten will. Im Fokus steht dabei die Praxis des Payment for Orderflow.

SEC stellt Plan für Handels­reform vor

xaw Frankfurt

Die US-Börsenaufsicht SEC hat am Mittwoch erste konkrete Schritte zu einer tiefgreifenden Reform des Aktienhandels unternommen. Die Behörde präsentierte im Rahmen eines offenen Kommissionstreffens vier Vorschläge, die laut SEC-Chef Gary Gensler zu höherer Transparenz und einem stärkeren Wettbewerb im Markt führen und damit insbesondere Privatanlegern zugutekommen sollen.

Dabei nimmt die Aufsicht die Praxis des Payment for Orderflow (PFOF) ins Visier, bei der Broker Vergütungen dafür erhalten, dass sie Orders an Handelsdienstleister routen. In einigen Fällen gehen diese an Börsen wie die New York Stock Exchange (Nyse), in anderen aber an Wholesaler wie Citadel Securities und Virtu Financial. Diese Handelsdienstleister verdienen an der geringen Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis von Aktien.

Broker argumentieren, dass die Wholesaler bessere Preise stellten als öffentliche Börsen. SEC-Chef Gensler hat indes mehrfach betont, dass PFOF Interessenkonflikte bedinge. Schließlich könnten Broker in Versuchung geraten, Orders gemäß der Höhe der Vergütung zu routen und die Ausführungsqualität hintan­zustellen. Gensler brachte im vergangenen Jahr sogar einen Bann gegen PFOF ins Spiel. Davon ist die Aufsicht seither zwar abgerückt, die Reformpläne könnten die Praxis aber erheblich einschränken.

Bereits im Juni sprach sich Gensler für ein System des Einzelorderwettbewerbs aus. Gemäß der am Mittwoch präsentierten Vorschläge müssten Broker künftig Auktionen abhalten, bei denen sich verschiedene Handelsdienstleister um die Ausführung eines Trades bewerben. Zudem sollen Broker künftig detailliert offenlegen, wie eine Order ausgeführt wurde. Gensler verglich bisher verfügbare Offenlegungsprospekte im Rahmen der Kommissionssitzung mit dem Vorspann des Films „The Matrix“, in dem Codes rasant über einen Bildschirm rattern – für Anleger aus Fleisch und Blut seien die Dokumente nicht lesbar.

Außerdem sollen Börsen Kursentwicklungen künftig in Abstufungen von weniger als 1 Cent abbilden dürfen. Somit könnten Whole­saler die Preise der Nasdaq und Nyse nicht mehr einfach um ein hundertstel Cent unterbieten. Daneben will die SEC den Standard für die beste Ausführung einer Order neu definieren.

Die demokratischen Kommissionsmitglieder, die drei der fünf Sitze bekleiden, stimmten dafür, die vier Vorschläge zur Konsultation freizugeben. In Bezug auf zwei der geplanten Regeln überstimmten sie dabei ihre beiden republikanischen Kollegen. „Es besteht in unserem Markt kein Notfall, der eine umfassende Überarbeitung der Verarbeitung von Kundenorderflows durch Broker-Dealer und Market Maker nötig machen würde“, teilte die republikanische Kommissionärin Hester Pierce mit. Während der Sitzung meldete sie zudem Bedenken darüber an, ob die vier Reformen tatsächlich gleichzeitig eingeführt werden sollten.

Nun erhalten auch die Marktteilnehmer die Gelegenheit, sich zu den Vorschlägen zu äußern. Der Broker Robinhood betonte in einer ersten Stellungnahme, einige der von der SEC vorgeschlagenen Änderungen dürften Barrieren wiederaufbauen, die Millionen von Retail-Investoren einen Zugang zum Markt verwehrten. Beobachter rechnen damit, dass auch große Handelsdienstleister wie Citadel und Virtu die SEC-Vorhaben heftig bekämpfen. Nach der Konsultationsphase entscheidet die SEC, ob sie das Regelwerk wie vorgeschlagen anpasst.

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