Fondsgeschäft

Seitwärtstanz der Börsen bremst Aktienfondsabsatz

Nachdem die Börsenkurse an Fahrt verloren haben, gibt auch das Neugeschäft der Aktienfonds laut Bundesbank nach. Institutionelle Anleger lassen sich derweil nicht unmittelbar von den Börsen treiben.

Seitwärtstanz der Börsen bremst Aktienfondsabsatz

jsc Frankfurt

Aktienfonds verkaufen sich in Deutschland nach einem sanften Ausklingen der Bullenmarktphase wieder weniger gut als noch vor einigen Monaten: Im Juni haben deutsche Publikums-Aktienfonds nach Daten der Bundesbank unterm Strich nur noch 946 Mill. Euro eingesammelt und sind damit wieder unter die Milliardenmarke gerutscht. Dabei hat der Absatz insgesamt über alle Kategorien von Publikums- und Spezialfonds hinweg im Juni wieder zugelegt und mit 12,4 Mrd. Euro den bislang zweithöchsten Wert im laufenden Jahr erreicht.

Im Vergleich zu der Entwicklung des deutschen Leitindex Dax zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen Kursentwicklung und Neugeschäft der Aktienfonds: Wann immer die Kurse steigen und fallen, spiegelt sich diese Entwicklung weitgehend auch im Neugeschäft deutscher Publikums-Aktienfonds wider (siehe Grafik). Der statistische Zusammenhang ist dabei hoch: Der Korrelationskoeffizient, der für ungetrübte Zusammenhänge einen Wert von 1 anzeigt und bei statistisch unabhängigen Schwankungen Richtung 0 tendiert, steht bei der Dax-Entwicklung und dem deutschen Aktienfondsabsatz, gerechnet ab Mitte 2018, bei 0,74. Die Börsenkurs­entwicklung prägt den Vertrieb von Aktienfonds also offenbar stärker als andere Faktoren, und der abgeschwächte Dax-Zuwachs im Juni hat den Fondsverkauf gebremst. Für  den Monat Juli, den der Dax mit 15544 Zählern nahezu unverändert beendet hat, zeichnet sich somit erneut ein eher moderates Neugeschäft der Aktienfonds ab.

Im Spezialfondssegment folgt der Absatz hingegen nicht den Börsen: Deutsche Aktienfonds weisen hier im Vergleich zur Dax-Entwicklung sogar einen Korrelationskoeffizienten von minus 0,32 aus – Fondszuflüsse und Börsenentwicklung verliefen also in der Tendenz gegenläufig. Institutionelle Investoren, die Spezialfonds nutzen, treffen die Anlageentscheidung meist nicht ad hoc. In der Coronakrise reagieren sie zeitverzögert: Während die Publikums-Aktienfonds mit dem Kursrutsch im März 2020 auch einen hohen Abfluss von netto 5,8 Mrd. Euro verzeichnet hatten, zogen institutionelle Anleger erst im Folgemonat nach, so dass der Absatz der Aktienfonds hier verspätet ins Minus gerutscht ist und im April 2020 bei minus 5,6 Mrd. Euro lag – als die Börsenkurse wieder stiegen.

Starkes Verkaufsjahr

Insgesamt läuft das Fondsgeschäft im laufenden Jahr rund: Publikumsfonds erzielten im ersten Halbjahr über alle Kategorien hinweg mit netto 19,2 Mrd. Euro den höchsten Wert in einem Kalenderhalbjahr seit 2000. Spezialfonds wiederum, die traditionell höhere Summen einsammeln, liegen mit 45,3 Mrd. Euro auf Sechsmonatssicht ungefähr auf mittlerem Niveau der Vorjahre. Neben den hohen Zuflüssen hat die Branche auch vom Kursplus der Börsen profitiert. Zur Jahresmitte verwalten deutsche Fonds nach Daten der Bundesbank 2,69 Bill. Euro und damit rund 143 Mrd. Euro mehr als zu Jahresbeginn. Luxemburger Vehikel, die im deutschen Publikumssegment ebenfalls oft zum Einsatz kommen, erfasst die Bundesbank nicht.