Branchengrösse

Solides Geschäfts­modell stützt BNP Paribas

Frankreichs größte Bank hat eine niedrigere Kernkapitalquote als die meisten Wettbewerber. Doch Analysten loben das diversifizierte Geschäftsmodell und die finanzielle Flexibilität.

Solides Geschäfts­modell stützt BNP Paribas

– Auf der Rangliste der wichtigsten systemrelevanten Banken weltweit befindet sie sich auf Rang 4. Doch im Vergleich mit ihren heimischen Wettbewerbern hat BNP Paribas mit einer CET1-Rate von zuletzt 12,2% eine der niedrigsten harten Kernkapitalquoten. Der Kapitalpuffer sei aber zufriedenstellend, urteilen die Analysten von Fitch. Denn er übertreffe die regulatorischen Anforderungen, und zudem habe BNP ihre Kapitalmanagementfähigkeiten und eine im Vergleich zu Wettbewerbern höhere finanzielle Flexibilität be­wiesen. Zusammen mit der Kapazität, organisch Kapital zu generieren, schwäche das solide und diversifizierte Geschäftsmodell von BNP das Abwärtsrisiko ab, meint Fitch.

Der Verkauf von Bank of the West könnte der harten Kernkapitalquote zusätzlich 170 Basispunkte bringen und für einen zusätzlichen Puffer für unvorhergesehene negative Auswirkungen auf die Kapitalquoten sorgen.

Keiner der Geschäftsbereiche von Frankreichs größter Bank trägt mehr als 15% zum Vorsteuerergebnis bei, und die Volatilität der Einnahmen aus Marktaktivitäten ist überschaubar. Die Ratingagentur erwartet, dass die Assetqualität von BNP 2022 und 2023 bleiben und der Anteil gefährdeter Kredite unter 4% liegen wird. Die relativ große Exposition in Italien, bei Konsumentenkrediten und Unternehmensbereichen, die am stärksten von der Konjunkturabschwächung und der Inflation der Rohstoffpreise getroffen werden, stellen mögliche Schwächen dar.

BNP ist im Privatkundengeschäft in Frankreich, wo die Inflation mit zuletzt 5,6% deutlich niedriger als in Deutschland ausfällt und auch die Abhängigkeit von russischem Gas deutlich niedriger als in Deutschland und Italien ist, mit Filialen vor allem in Städten vertreten. Deshalb ist die größte französische Bank im Privatkundengeschäft nicht der Marktführer. Fitch schätzt den Anteil von BNP bei Krediten und Sparguthaben Ende Juni auf 8% bis 9%. Nachdem die französische Regierung bereits Ende vergangenen Jahres Energiepreise gedeckelt hat, haben sich die Banken ihr gegenüber gerade verpflichtet, ihre Gebühren 2023 um nicht mehr als 2% zu erhöhen. Sie haben auch versprochen, die Kontoführungsgebühren für die finanziell schwächsten Haushalte von derzeit 3 auf 1 Euro pro Monat zu senken. In Frankreich sind die Banken angehalten, spezielle Angebote für Kunden mit finanziellen Problemen zu machen.