Krisenbank

Sorgenkind Monte dei Paschi

Das Institut ist nach wie vor in Rechtsstreitigkeiten mit Milliardenrisiken verwickelt und wenig ertragsstark. Doch das größte Problem ist die Suche nach einem Partner, der nach Ansicht von Experten unerlässlich ist.

Sorgenkind Monte dei Paschi

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– Ein italienisches Kreditinstitut, das die Steuerzahler in der Vergangenheit angeblich schon bis zu 20 Mrd. Euro gekostet hat, bereitet dem Staat und dem Bankensektor weiterhin Probleme: Monte dei Paschi di Siena (MPS). Die seit einer staatlichen Kapitalspritze von 5,2 Mrd. Euro im Jahr 2017 zu 64% staatliche Bank plant eine Kapitalerhöhung von 2,5 Mrd. Euro, für die größtenteils der Steuerzahler geradestehen muss.

„Das ist der einzige verbliebene Risikofaktor in unserem Bankensystem“, sagt Stefano Caselli, Bankenprofessor an der Mailänder Universität Bocconi. Er ist aber optimistisch, dass das Problem vor der Lösung steht. „Es hat eine Reihe von wichtigen Entscheidungen gegeben, die die Investoren beruhigen“, findet er. Darunter versteht er die Installierung des neuen CEO Luigi Lovaglio, eines Ex-Unicredit-Ban­kers, dem er „große Qualität“ bescheinigt und der die Kosten massiv senkt. „In der Bank schlummern große Werte, die gehoben werden können, und dass die EZB den vorgelegten Plan akzeptiert hat, ist ein gutes Zeichen“, meint er. Lovaglio führt gerade Gespräche mit Investoren wie Axa-Chef Thomas Buberl und Anima-Boss Alessandro Melzi d’Eril sowie anderen Investoren, die angeblich bereit sind, sich mit insgesamt bis zu 500 Mill. Euro an der Kapitalmaßnahme zu beteiligen.

Das Institut ist nach wie vor in Rechtsstreitigkeiten mit Milliardenrisiken verwickelt und wenig ertragsstark. Der Nettogewinn schrumpfte im ersten Halbjahr auf 27 Mill. Euro, der Börsenwert be­trägt nur noch wenig mehr als 300 Mill. Euro – ein Bruchteil der Nettovermögenswerte von 5 Mrd. Euro.

Doch das größte Problem ist die Suche nach einem Partner, der nach Ansicht von Experten unerlässlich ist. Für Caselli sind BPM, BPER und Unicredit, die im Herbst 2021 schon einmal über eine Übernahme verhandelt hat, mögliche Interessenten. Er nennt aber auch BNP Paribas, Crédit Agricole und die Deutsche Bank als mögliche Käufer. Allerdings hat Lovaglio große Probleme, private Investoren zu finden, die bereit sind, sich an der Kapitalmaßnahme zu beteiligen. Es gibt Ge­rüchte, die Kapitalmaßnahme könnte sogar verschoben werden. Das wäre fatal für die Bank, denn die Einnahmen daraus sollen auch dazu dienen, den Abbau von 3500 Jobs zu finanzieren.

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