Tarifverträge

Streik bei Commerzbank-Tochter ComTS

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ruft die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Beschäftigten der tarifungebundenen Servicetochter des Commerzbank-Konzerns auf, die Arbeit niederzulegen.

Streik bei Commerzbank-Tochter ComTS

lee Frankfurt

Im Streit um die Tarifbindung der Servicetochter ComTS verhärten sich die Fronten. Wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Donnerstag mitteilte, hat sie die rund 1700 Beschäftigten an den Standorten Duisburg, Hamm, Erfurt, Halle und Magdeburg aufgerufen, vom kommenden Montag an für drei Tage die Arbeit niederzulegen. Zu­letzt wurden die Standorte Anfang des Monats bestreikt, nachdem die Sondierungsgespräche über eine mögliche Aufnahme von Verhandlungen laut Gewerkschaftssekretär Frederik Werning im Sommer ergebnislos ge­blieben sind.

Die Service-Tochter, die ihre Standorte nicht ohne Grund in strukturschwachen Regionen hat, ist eine Art verlängerte Werkbank für die Commerzbank. Hier werden nachgelagerte Arbeiten aus dem Bankgeschäft erledigt, etwa die bankinternen Postläufe, der Zahlungsverkehr und die Kreditbearbeitung, aber auch Teile der Compliance. Im Ge­gensatz zu den Servicetöchtern von Deutscher Bank und Postbank sind die Arbeitsbedingungen bei ComTS nicht tariflich geregelt. Konkret bedeutet das etwa, dass die Gesellschaft mit den Beschäftigten sogenannte Abrufarbeitsverträge mit wöchentlichen Arbeitszeiten von 35, 30, 25 und 20 Stunden abgeschlossen hat. Diese berechtigen die ComTS, bei Bedarf 25% Mehrarbeit abzurufen. Selbst wenn dies zu einer wöchentlichen Arbeitszeit von 43,75 Stunden führt, ist keine Zustimmung des Betriebsrats erforderlich.

„Leider gibt es in meinen nun bald 13 Jahren in der ComTS nur Arbeitsspitzen“, sagt Monique Jahnke, Be­triebsrätin am Standort Erfurt. Trotz tatsächlicher Arbeitszeiten von 38 bis 39 Stunden pro Woche gilt sie dank des vertraglichen Konstrukts als Teilzeitkraft. In mehreren Abteilungen des Standorts werde die Option auf Mehrarbeit oft über mehrere Wochen hintereinander ausgereizt. Vor diesem Hintergrund habe der Betriebsrat bereits mehrere Überlastungsanzeigen erhalten, zum Teil von Beschäftigten aus Abteilungen, in denen mit siebenstelligen Summen hantiert werde. Neben der Abschaffung der Abrufarbeitszeitverträge umfasst der Forderungskatalog der Gewerkschaft auch einen Mindeststundenlohn von 14 Euro, regelmäßige Gehaltserhöhungen,ein 13. Monatsgehalt sowie ein Energiegeld als Inflationsausgleich für das laufende und das kommende Jahr.

Die Commerzbank betont auf Anfrage, dass es sich bei den ComTS-Gesellschaften um eigenständige Einheiten innerhalb des Konzerns handele, die den Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen biete, die flexibel auf die Situation und Bedürfnisse dieser Gesellschaften vor Ort ausgerichtet sind. „Wir sind davon überzeugt, dass wir die Arbeitsbedingungen in unseren ComTS-Gesellschaften am effektivsten mit unseren Betriebsräten vor Ort abstimmen können“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Wertberichtigt Seite 2

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