Vergütungssystem

Tiefschlag für die Aareal Bank

„Wir freuen uns über die Unterstützung der breiten Mehrheit unserer langfristig orientierten Aktionäre, die mit dieser Abstimmung deutlich geworden ist“, hat Marija Korsch, Aufsichtsratschefin der Aareal Bank, am Ende der fünfeinhalbstündigen...

Tiefschlag für die Aareal Bank

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

„Wir freuen uns über die Unterstützung der breiten Mehrheit unserer langfristig orientierten Aktionäre, die mit dieser Abstimmung deutlich geworden ist“, hat Marija Korsch, Aufsichtsratschefin der Aareal Bank, am Ende der fünfeinhalbstündigen Hauptversammlung am Dienstag erklärt. Zum Abschluss einer mit Spannung erwarteten Aktionärsversammlung legte sie damit eine recht wohlwollende Sicht auf eine veritable Klatsche an den Tag: Wenige Minuten zuvor hatten nur 67,7% des anwesenden Kapitals sie entlasten wollen – kein anderes Mitglied des Kontrollgremiums kam auf eine solch niedrige Quote. Auch Ex-Portigon-Chef Dietrich Voigtländer und Ex-Deutsche-Bank-Global-Co-General-Counsel Christof von Dryander, denen der Aktionärsaktivist Petrus Advisers die Mitwirkung am neuen Vorstandsvergütungssystem neben Korsch verübelt, schnitten mit rund 69% und 73% der Voten besser ab als die Aufsichtsratschefin. Als Tiefschlag darf unterdessen der gesamte Aufsichtsrat werten, dass die Aktionäre das unter Mitwirkung des Vergütungsberaters HKP entwickelte Entgeltsystem für den Vorstand mit zwei Dritteln der Stimmen durchrasseln ließen.

Dies sei eine „klare Aufforderung nachzuarbeiten“, wurde Korsch daraufhin in einer Pressemitteilung der Bank zitiert. Spätestens zur Hauptversammlung 2022 werde den Aktionären „ein angepasster Vorschlag“ zur Abstimmung vorgelegt.

Dem Ansinnen von Petrus Advisers, Korsch, Voigtländer und von Dryander aus dem Aufsichtsrat zu wählen, wollten die übrigen Aktionäre gleichwohl nicht folgen. Entsprechende Anträge lehnten sie mit jeweils 69,2% der abgegebenen Stimmen ab. Bei einer Präsenzquote von 55,3% lassen diese Ergebnisse darauf schließen, dass die insgesamt rund 17% der Anteile auf sich vereinigenden Aktivisten Petrus Advisers und Teleios Capital zwar in der Opposition gegen die Vorstandsvergütung im Aktionariat Mitstreiter fanden, nicht aber beim Versuch, Teile des Aufsichtsrats neu zu besetzen: Die Revolte der Aktionäre hat nur halb stattgefunden, wie sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet hatte. Korschs Problem: Petrus und Teleios, die den Streit mit Management und Aufsichtsrat angezettelt haben, sind zwar nur zwei von vielen Aktionären, allerdings zählen sie zu den größten Anteilseignern. Auch zeichnet sich nicht ab, dass sie so rasch klein beigeben werden, nachdem sie in den vergangenen Monaten bereits den Verkauf eines Teils der Software-Tochter Aareon sowie eine Verkleinerung des Vorstandsgremiums durchgesetzt haben.

Wie Vorstandsmitglied Thomas Ortmanns am Dienstag berichtete, wurde Aareon im Zuge des Verkaufs im Sommer vergangenen Jahres mit rund 960 Mill. Euro bewertet – dies entspricht 70% des momentanen Börsenwerts der Aareal Bank. Den Nettogewinn aus der Transaktion von rund 180 Mill. Euro bildete die Bank in ihrem IFRS-Abschluss dabei nicht im Ergebnis, sondern erfolgsneutral im Eigenkapital ab, wie Finanzvorstand Marc Heß ausführte. Andernfalls wäre die Bank „auch im Pandemie-Ausnahmejahr 2020 komfortabel in der Gewinnzone geblieben“. Nach IFRS wies das Haus für 2020 einen Verlust von 90 Mill. Euro aus. Im HGB-Einzelabschluss steht dagegen ein Jahresüberschuss von 89,8 Mill. Euro zu Buche.