Christian Hecker

Trade Republic steigt in den Kryptohandel ein

Kryptowährungshandel ist in Deutschland bislang kein Massenphänomen. Das könnte sich nun ändern, nimmt doch mit Trade Republic nun der maßgebliche Neobroker das Trading von Bitcoin und drei weiteren Coins auf. Nutzer brauchen keine eigene Wallet, der Handel geht integriert über das Depot.

Trade Republic steigt in den Kryptohandel ein

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Der Berliner Neobroker Trade Republic steigt in den Handel mit Kryptowerten ein. Einer Mitteilung vom Donnerstag zufolge ist ab sofort der Handel von Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Bitcoin Cash möglich. Trade Republic verspricht den gewohnten provisionsfreien Handel (plus ein Euro Fremdkostenpauschale) auch für alle Kryptowährungen, für die eine Handelsausführung mit kontrollierten Spreads stattfindet. Der Kryptohandel findet rund um die Uhr statt, also auch an Wochenenden. Verwahrgebühren werden nicht erhoben, es gebe keine „variablen Ordergebühren oder Netzwerkkosten“, heißt es. Die Aufnahme des Bitcoin-Handels durch Deutschlands größten Neobroker dürfte Kryptowährungen hierzulande einen gewaltigen Schub geben. Das Interesse der Anleger hatte zuletzt auch der Börsengang der US-Handelsplattform Coinbase an­gefacht.

„Als Assetklasse hatten wir Kryptowährungen schon lange auf der Agenda, hatten dann aber abge­wartet, bis der Markt eine größere Reife und Transparenz erreicht hat“, sagt Trade-Republic-Chef Christian Hecker der Börsen-Zeitung. Der konkrete Entschluss zum Aufbau des Kryptohandels sei dann im Frühherbst gefallen, als das Interesse institutioneller Anleger an Bitcoin zunahm. „Das war für uns das Zeichen, dass diese Assetklasse nun eine breite Akzeptanz als Hedge für Negativzinsen erreicht hat.“ Trade Republic bezeichnet sich selbst als einen der „ersten europäischen Anbieter mit eigener Banklizenz, der den Handel von Aktien, ETFs und Derivaten und nun auch von Kryptos in einem Depot ermöglicht“. Kryptowerte hätten sich „in den letzten Jahren zu einer gefragten Anlageklasse entwickelt, die neue Optionen für breit aufgestellte Investitionsstrategien bietet“, heißt es.

Innerhalb von rund sechs Monaten wurde das Angebot Hecker zufolge aufgebaut, wobei Trade Republic selbst keine zusätzlichen Lizenzen erwerben musste, da man auf zwei Dienstleister setzt: „Bei Trade Republic werden echte Kryptotoken gehandelt und die Verwahrung dafür übernimmt der globale Dienstleister Bitgo, der über die erforderlichen Lizenzen verfügt und die Token in Deutschland verwahrt. Beim Handel gehen wir zunächst ausschließlich über die britische Plattform B2C2, die unsere Ansprüche an Liquiditätstiefe erfüllt für möglichst geringe Spreads. Dieses Netzwerk an Liquiditätsspendern wird später noch aus­gebaut.“

Welche Token demnächst zusätzlich gelistet werden könnten, dazu hält Hecker sich bedeckt; man wolle vernünftig vorgehen bei der Auswahl und schaue natürlich auf das Compliance-Modell eines Coin und ob dort ein festes Entwicklerteam dahinterstehe. Kursraketen wie die eigentlich nur als spaßiger Meme entworfene Dogecoin seien ein Sonderfall. Man habe jedenfalls schon vor Monaten damit begonnen, ein Kryptoteam aufzubauen und dafür auch ehemalige Mitarbeiter von Coinbase angeworben, die Beta-Phase des Kryptohandels laufe schon eine Weile. Um dem Qualitätsversprechen beim 24/7-Handel von Trade Republic gerecht zu werden, habe man im Backoffice spürbar aufgestockt.

Depot-Nachbar zum Sparplan

Der Rollout des Kryptohandels finde nach und nach im Laufe der nächsten Tage statt, heißt es in der Mitteilung. Dabei soll der Handel mit Kryptowerten genauso ablaufen wie der Handel mit anderen Wertpapieren: Kunden könnten die gewünschte Währung über die Suchfunktion in der App aufrufen und mit drei Taps investieren. Kryptowerte würden sich dann in der Depotübersicht neben Aktien, ETFs, Sparplänen oder Derivaten einfügen, heißt es. Wobei Hecker Wert darauf legt, dass erworbene Kryptowerte nicht ausschließlich der kurzfristigen Spekulation dienen sollen: „Anleger brauchen neue Investitionsstrategien. Unser Ziel ist es, unseren Kunden Möglichkeiten für das langfristige und diversifizierte Sparen am Kapitalmarkt zu eröffnen.“ Und neben Sparplänen würden Kryptowerte dabei in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. „Bei Trade Republic verbinden wir nun Kryptohandel mit der staatlichen Regulierung und Verlässlichkeit unserer deutschen Banklizenz, um mehr Menschen Zugang zu Bitcoin und Co. zu ermöglichen.“

Aufklärung und Wissen stehe bei Trade Republic an erster Stelle, sagt Hecker. „Der Handel mit Kryptowerten eignet sich für informierte Anleger, die sich in volatilen Märkten auskennen. Zusätzlich klären wir in der App zu Volatilität und Marktentwicklung auf und bieten weitere Informationsmaterialien, um den Markt besser zu verstehen.“ Wie bei Aktien ist auch im Kryptobereich kein Margin-Handel vorgesehen, also der Wertpapierkauf auf Kredit, wie er zum Beispiel von Robinhood in den USA betrieben wird.

Nicht festlegen will sich Hecker in der Frage, ob die Wertpapierhandelsbank Trade Republic eine Vollbanklizenz anstrebt. Man prüfe immer, ob eine Erweiterung der Lizenz notwendig sein könnte für den Rollout des Geschäftsplans. An der Stelle bekräftigt er, dass Trade Republic noch in diesem Jahr die Expansion auf ganz Europa beschleunigen werde, nachdem man bereits in Österreich und Frankreich an den Start gegangen ist. In dem Zusammenhang wird darüber spekuliert, Trade Republic bereite eine größere Kapitalerhöhung vor. Hecker kommentiert dies nicht und verweist stattdessen auf die vor einem Jahr erfolgte Finanzierungsrunde über 70 Mill. Dollar. Mit dem Geschäftsverlauf per Ende März zeigt sich Hecker sehr zufrieden. Ob, wie im Markt vermutet, schon mehr als eine Million Kunden über die Plattform des Neobrokers handeln? Zu Kundenzahlen nimmt Trade Republic schon seit über einem Jahr nicht mehr Stellung.

Personen Seite 16