Nach Credit-Suisse-Übernahme

UBS vor Schlüsselstelle im Integrationsmarathon

Die Leistungskurve der UBS zeigt im Schlussquartal des vergangenen Jahres nach unten. Eine zuverlässige Aussage über den Verlauf der Credit-Suisse-Integation lässt diese Zahl allerdings nicht zu. Dafür ist der Marathon noch viel zu lang.

UBS vor Schlüsselstelle im Integrationsmarathon

UBS vor Schlüsselstelle im Integrationsmarathon

Bank will bis Ende 2026 rund 13 Mrd. Dollar einsparen, zwei Drittel davon bis Ende des laufenden Jahres – Ausschüttung im Branchenvergleich moderat

Die UBS hat die erste Phase der von Bank-Chef Sergio Ermotti als "Marathon" bezeichneten Credit-Suisse-Integration hinter sich gebracht. Die Jahreszahlen lassen zwar noch keine zuverlässige Einschätzung der vollbrachten Leistung zu. Ermotti zeigt sich fürs Erste aber schon mal "sehr zufrieden".

dz Zürich
Von Daniel Zulauf, Zürich

Die UBS hat im vierten Quartal einen empfindlichen operativen Verlust von 751 Mill. Dollar erlitten. Dafür waren auch Dinge verantwortlich, auf die die Bank keinen direkten Einfluss hat. Aber auch der bereinigte operative Gewinn von 592 Mill. Dollar, der nebst Sonderaufwendungen mit Einmalcharakter auch die Kosten der Credit-Suisse-Integration in Höhe von 1,7 Mrd. Dollar ausklammert, war rückläufig. Im dritten Quartal, in dem Integrationskosten von 2 Mrd. Dollar angefallen waren, erreichte das bereinigte operative Ergebnis 914 Mill. Dollar.

Normalerweise werden Geschäftsperioden von Jahr zu Jahr verglichen, um saisonale Verzerrungen zu vermeiden. Im vorliegenden Fall ist der sequentielle Vergleich der beiden Dreimonatsabschnitte aber die einzige Möglichkeit, die Leistungskurve der neuen UBS (einschließlich Credit Suisse) einigermaßen objektiv zu beurteilen. Die beiden Banken weisen erst seit Juni konsolidierte Zahlen aus.

UBS stoppt Kundenflucht bei Credit Suisse

Ein klares Bild ist noch nicht erkennbar. Die UBS begründet den Leistungsabfall im Berichtsquartal mit einer geringeren Kundenaktivität. Tatsächlich nimmt diese im Bankengeschäft typischerweise gegen Ende des Jahres ab. Allerdings war die Stimmung auf den Finanzmärkten ab Oktober deutlich besser, was eher für mehr Transaktionen spricht, an denen die Bank mitverdienen kann.

Einigermaßen zuverlässig feststellen lässt sich immerhin, dass es der UBS in den vergangenen sechs Monaten gelungen ist, die horrenden Kontorückzüge der Credit-Suisse-Kunden im ersten Halbjahr zu stoppen. Die UBS spricht von Nettovermögenszuflüssen in der Flaggschiffsparte Vermögensverwaltung und im Schweizer Geschäft in Höhe von 77 Mrd. Dollar seit Abschluss der Übernahme im Juni 2023. Davon entfielen 22 Mrd. Dollar auf das Schlussquartal. Die Zahlen deuten eine markante Verbesserung an. CEO Sergio Ermotti äußerte sich auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten „sehr zufrieden“ mit dem bisherigen Verlauf der Credit-Suisse-Integration.

UBS-Chef Ermotti bezeichnet CS-Integration als "Marathon"

Die Mitarbeiterzahl ist zwischen Ende Juni und Ende Dezember um 3.139 Vollzeitäquivalente auf 112.842 gesunken, nachdem schon zuvor viele Credit-Suisse-Mitarbeiter – freiwillig oder nicht – von Bord gegangen waren. Damit hat die UBS nach eigenen Angaben rund 1,6 Mrd. Dollar Kosten eingespart. Die gesamten Einsparungen erreichten im Jahresverlauf rund 4 Mrd. Dollar. Bis Ende 2026 sollen Einsparungen von 13 Mrd. Dollar erreicht werden.

Auf dem Weg der von Ermotti als „Marathon“ bezeichneten Credit-Suisse-Integration läuft die UBS nun einer Schlüsselstelle entgegen. Noch vor Ende Juni erwartet man aus den USA grünes Licht für den Plan, die beiden rechtlich immer noch selbständig operierenden Einheiten der beiden Banken in eine einzige Tochtergesellschaft zusammenzuführen. Das Gleiche soll im Herbst auch mit den Schweizer Töchtern des Finanzkonzerns geschehen.

UBS präzisiert Sparpläne

Ab diesem Moment kann die UBS damit beginnen, Doppelstrukturen in den Organisationen zu reduzieren. Viele Mitarbeiter, die im Moment noch benötigt werden, damit die beiden Banken ihre Funktionen parallel aufrechterhalten können, werden dann nicht mehr benötigt werden. Im Herbst hatte Ermotti gesagt, dass es allein in der Schweiz bis zu 3.000 Kündigungen geben könnte. Eine schätzungsweise doppelt so große Zahl von Mitarbeitern wird im Jahresverlauf ein Coaching-Programm durchlaufen, an dessen Ende eine interne Versetzung, eine Frühpensionierung oder andernfalls eine Kündigung stehen wird.

Ende 2024 sollten zwei Drittel der anvisierten Kosteneinsparungen realisiert sein, sagte Ermotti. Ein wichtiger Bestandteil der Integration ist die Migration der CS-Kunden auf die Informatikplattformen der UBS. Auch mit der geplanten Stilllegung der CS-Informatik spart UBS enorme Kosten. Angesprochen auf das Chaos der IT-Integration zwischen der Deutschen Bank und der Postbank, sagte Ermotti, die Risiken der von der UBS geplanten Migration seien geringer.

UBS stellt höhere Eigenkapitalrendite in Aussicht

Ab 2026 will die UBS die Früchte der Jahrhundertübernahme vollumfänglich geerntet haben und den Investoren dann eine deutlich höhere Verzinsung des Eigenkapitals von 15% bieten können. Diese soll bis 2028 sogar auf 18% steigen. Dahinter steht das Versprechen, dass die UBS in puncto Dividendenkraft noch markant zulegen kann. Dieses Jahr sollen die Aktionäre mit einer Dividende von 0,7 Dollar pro Aktie und im zweiten Halbjahr mit einem Aktienrückkauf in Höhe von 1 Mrd. Dollar bedient werden.

Das gesamte Ausschüttungspaket summiert sich auf 3,7 Mrd. Dollar, was im Vergleich zum diesjährigen Ausschüttungsplan von Banken wie der italienischen Unicredit (8,6 Mrd. Euro) noch bescheiden wirkt. Nachdem die UBS-Aktien in den vergangenen Monaten starke Kursgewinne verzeichnet hatten, zeigten sich die Investoren am Tag der Zahlenvorlage zurückhaltend. Die Titel sanken um mehr als 4% unter die Marke von 25 sfr.

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