Ziele für Deutschland

Visa investiert Millionen in höhere Akzeptanz

Visa will in diesem Jahr 11 Mill. Euro investieren, um die deutschen Akzeptanzstellen zu erhöhen. In V-Pay hingegen soll kein Geld mehr investiert werden.

Visa investiert Millionen in höhere Akzeptanz

Visa investiert Millionen in höhere Akzeptanz

Zahl der deutschen Akzeptanzstellen wächst um 20 Prozent, Zahl der Debitkarten steigt um 33 Prozent – Deutschlandchef sieht fünf Payment-Trends

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

Der Zahlungsdienstleister Visa hat 2023 in Deutschland an einigen Stellen zugelegt. Transaktionsanzahl und -volumen sind ebenso gestiegen wie die Anzahl von Visa-Akzeptanzstellen, wofür der Zahlungsdienstleister aber auch Millionen in die Hand nimmt. In Deutschland setzt Visa dieses Jahr auf fünf Payment-Trends.

Visa ist im vergangenen Jahr in Deutschland gewachsen. Das sagte Zentraleuropachef Albrecht Kiel am Mittwoch in Frankfurt vor Journalisten, allerdings ohne absolute Zahlen zu nennen. Das Zahlungsvolumen sei 2023 um ein Viertel höher gewesen als im Vorjahr, und die Transaktionsanzahl sei um 33% gestiegen. Absolutes Wachstum weist der Zahlungsanbieter nur für Europa aus, wo das Transaktionsvolumen um 8% auf 2,8 Bill. Dollar und die Transaktionsanzahl um 6% auf 60 Milliarden angestiegen ist. Das europäische Zahlungsvolumen betrug damit knapp 19% des weltweiten Volumens.

16 Millionen Karten

Vorangekommen ist Visa beim Umstieg von der Giro- auf die Debitkarte. Die Anzahl der Debitkarten in Deutschland sei 2023 um 4 auf 16 Millionen Karten gestiegen – ein Plus von 33%. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren erst 5 Millionen Debitkarten in Umlauf. „Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Debitkarte in Deutschland etabliert ist“, so Kiel. Von den global 4,3 Milliarden Visa-Karten sind rund 3 Milliarden Debitkarten.

Im Gegensatz zu Mastercard mit Maestro vermeidet Visa für das eigene V-Pay ein offizielles Ablaufdatum. „Anders als Wettbewerber haben wir akzeptiert, dass die Banken darüber entscheiden“, sagte Kiel bei der Veranstaltung. Investieren würde Visa in V-Pay aber nicht mehr.

Anders als Wettbewerber haben wir akzeptiert, dass die Banken darüber entscheiden.

Albrecht Kiel, Zentraleuropachef Visa

Laut Kiel wurden 2023 in Deutschland 12 Mill. Euro investiert, um die Akzeptanz von Visa-Karten zu erhöhen. Dazu zähle der Aufbau von Teams, die Händler überzeugen sollen, aber auch Ausgaben für Marketing und neue Verträge mit Partnern, die einen finanziellen Anreiz schaffen sollen, um auf die Debitkarte umzusteigen. In diesem Jahr will Visa laut Kiel weitere 11 Mill. Euro in die allgemeine Akzeptanz von Visa-Karten investieren.

Ein Fünftel mehr Visa-Akzeptanzstellen in Deutschland

Die Anzahl der Akzeptanzstellen in Deutschland habe sich im vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 1,27 Millionen Terminals erhöht. Das Wachstum rührte laut Kiel vor allem von den Kleinstunternehmern her. Auch wenn sich marketingseitig bei Visa zuletzt viel um die Debitkarte gedreht hat, glaubt Visa laut Kiel weiter an die Kreditkarte. Visa sei aber mehr als nur eine Kreditkarte, wie Kiel nicht müde wurde zu betonen.

Zwei Drittel zahlen im Laden am liebsten mit Karte, Smartphone oder Wearables.

Tobias Czekalla, Deutschlandchef Visa

Mit Blick nach vorn sieht Visa in Deutschland vor allem fünf große Trends im Zahlungsverkehr, wie Deutschlandchef Tobias Czekalla im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte. Digitales Bezahlen, Zahlen in Echtzeit, Online-Handel, künstliche Intelligenz und Regulierung.

Digitales Bezahlen sei auf dem Vormarsch. „Zwei Drittel zahlen im Laden am liebsten mit Karte, Smartphone oder Wearables“, sagt Czekalla.

Echtzeitzahlungen würden von der EU gefordert und gefördert. „Wir machen das seit Jahren“, sagte Czekalla, demzufolge die Geschwindigkeit von Zahlungstransaktionen zunehme, wodurch das Thema Sicherheit an Bedeutung gewinnen würde. „Deshalb haben wir in den vergangenen fünf Jahren rund 9 Mrd. Euro in Cybersicherheit investiert“, so der Deutschlandchef.

Visa setzt auf Online-Handel

Im Online-Handel würden Kartenzahlungen so einfach werden, wie man es schon vom kontaktlosen Bezahlen im Laden gewöhnt sei. Laut Czekalla kaufen 28% der Menschen in Deutschland mindestens einmal die Woche online ein, weshalb Visa diesen Trend sehr ernst nehme. Neben der Nutzerfreundlichkeit sei auch hier die Sicherheit ein wichtiges Thema.

Visa geht unter die Unternehmensberater

Die spielt auch beim vierten Trend eine große Rolle, der künstlichen Intelligenz. Czekalla zufolge setzt Visa maschinelles Lernen seit 30 Jahren ein, um Transaktionen zu überwachen.

Zudem habe das Unternehmen ein Advisory-Team aufgebaut, das Banken unter anderem zu Datensicherheit, Betrug und Cybersecurity berät. „Wir wollen aber nicht das neue McKinsey werden“, wie Kiel klarstellte.

Wir wollen aber nicht das neue McKinsey werden.

Albrecht Kiel, Zentraleuropachef Visa

Chancen sieht Czekalla zudem in der Regulierung. Konkret nennt er den Entwurf zur EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD3/PSR, zu der es im Laufe dieses Jahres eine finale Fassung geben könne. Dabei gehe es unter anderem darum, Open Banking voranzubringen, was Raum für neue Geschäftsmodelle bieten würde. Mit Tink hat Visa 2022 eine Open-Banking-Plattform übernommen.

Den digitalen Euro und EPI hat Visa im Blick

Potenzielle Konkurrenzprojekte wie beispielsweise den digitalen Euro oder die European Payment Initiative (EPI) beobachtet Visa mit Interesse. Laut Kiel müsse man das Thema als globaler Zahlungsanbieter eigentlich umarmen. Auch Czekalla findet die von der EZB angestoßene Pilotphase richtig: „Der digitale Euro befindet sich in einem frühen Stadium, weshalb wir beobachten, wie sich das Projekt entwickelt.“

Der digitale Euro befindet sich in einem frühen Stadium, weshalb wir beobachten, wie sich das Projekt entwickelt.

Tobias Czekalla, Deutschlandchef Visa

Ein Projekt, das Visa in Deutschland vorantreibt, ist die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Die viel diskutierte Bezahlkarte für Flüchtlinge sei dabei ein weiterer Schritt. In Hannover, Leipzig und dem Ortenaukreis wurde sie bereits eingeführt. „Da werden sicher nicht Millionen von Karten ausgegeben werden“, sagt Czekalla. Das Produkt helfe aber Leuten ohne Bankkonto, leichter an Unterstützungsleistungen zu kommen, statt wie bislang für Bargeld oder Gutscheine Schlange stehen zu müssen.

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