US-Banken in China

Wer zündelt hier eigentlich?

Wie würde die US-Finanzbranche im Falle einer militärischen Eskalation des Taiwan-Konflikts mit ihrem China-Geschäft umgehen? Eine Anhörung der mächtigsten US-Banker im Kongress gibt einige Denkanstöße.

Wer zündelt hier eigentlich?

„Wer mit dem Feuer spielt, droht in den Flammen umzukommen“, lautet die an die USA gerichtete Standarddrohung Pekings im geopolitischen Konflikt um die von China beanspruchte, aber unabhängig regierte Insel Taiwan. Die im Sommer neu aufgeflammte Kontroverse gilt nach massiven militärischen Drohgesten Pekings als nächste Front im Kräftemessen der beiden Supermächte. Für westliche Unternehmen zeichnen sich damit neue Risikokalküle und Worst-Case-Szenarien zum geschäftlichen Engagement im Reich der Mitte ab. Was würde im Falle des von China zumindest indirekt angedrohten militärischen Angriffs auf Taiwan geschehen? Eins zeigt sich dabei deutlich: Unabhängig davon, ob ein Angriff auf Taiwan tatsächliche Kriegshandlungen zwischen China und den USA auslösen würde, wäre das Ende des Investitionsstandorts China für westliche Unternehmen eingeleitet.

Die Katastrophe, die niemand herbeisehnt, beansprucht in den Köpfen von Konzernentscheidern bereits einigen Platz und wird immer häufiger angesprochen. Jüngstes Beispiel ist eine Kongressanhörung in den USA, zu der die Chefs der mächtigsten US-Banken geladen waren. Am Rande eines weitschweifigen Dialogs wurden sie auch zu ihrer Haltung im Falle der Eskalation des Taiwan-Konflikts befragt. Das hat einige markante Aussagen hervorgebracht. „Wir folgen der Richtungsweisung der US-Regierung, die bislang darauf hinauslief, mit China zusammenzuarbeiten. Sollte sich diese ändern, werden wir, wie in Russland, sofort reagieren“, erklärte der CEO der Bank of America, Brian Moynihan. J.-P.-Morgan-Chef Jamie Dimon formulierte es noch patriotischer. „Wir werden salutieren und das tun, was immer unsere Regierung uns vorgibt.“ Bei der in China stark engagierten Citi­group wurde Konzernchefin Jane Fraser gefragt, wie sie sich abseits konkreter Vorgaben Washingtons entscheiden würde. „Höchstwahrscheinlich werden wir dann eine stark reduzierte oder gar keine Präsenz in China mehr sehen“, lautete ihre Antwort.

US-Banken leben zwar im Gegensatz zu Autokonzernen und anderen Industriegrößen nicht vom China-Geschäft und können leicht daherreden. Dennoch haben die Aussagen eine Signalwirkung. Im Fall des Knalls geht es nicht nur um ihre noch immer eher schmalspurigen Dependancen vor Ort, sondern um die gesamte Finanzierungsbeziehung zu Corporate China und die dort vorhandenen massiven Wertpapieranlagen. Wer tatsächlich mit dem Feuer­ spielt, liegt im Streitfall oft im Auge des Betrachters. So oder so greifen die Flammen aber leicht auf Chinas Finanzmärkte über. Das kann man Peking nicht deutlich genug sagen.

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