Deutsche Derivate Verband

„Wir fordern die Anhebung des Sparerfreibetrags“

Auf dem Deutschen Derivate Tag in Frankfurt formuliert der Derivateverband in einem Fünf-Punkte-Papier erstmals Erwartungen und Wünsche an die neue Bundesregierung.

„Wir fordern die Anhebung des Sparerfreibetrags“

wrü Frankfurt

Auf dem Deutschen Derivate Tag hat der Deutsche Derivate Verband (DDV) ein Fünf-Punkte-Programm vorgestellt, das erstmals Erwartungen und Wünsche an die neue Bundesregierung formuliert. „Deutschland braucht eine mo­derne Investmentkultur“, sagte Henning Bergmann, geschäftsführender Vorstand des DDV. Um die private Vermögensbildung zu stärken, dürfe es keine zusätzliche Be­steuerung von Kapitalerträgen über das bisherige Niveau hinaus geben. „Eine Finanztransaktionssteuer lehnen wir ab, denn sie erschwert die Altersvorsorge“, so Bergmann. „Wo Gewinne in unbegrenzter Höhe versteuert werden, müssen auch Verluste in unbegrenzter Höhe geltend ge­macht werden.“ Über dieses Thema werde der DDV auf jeden Fall mit der neuen Bundesregierung sprechen.

„Drittens fordern wir die längst überfällige Anhebung des Sparerfreibetrags von derzeit 801 Euro bei Ledigen“, so Bergmann. Bei seiner Einführung habe der Freibetrag noch bei umgerechnet 3000 Euro gelegen. „Auf dieses Niveau sollte er auch wieder angehoben werden.“ Zudem sollten die Finanzinformationen verbessert und vereinfacht werden. Darüber hinaus fordert der Derivateverband von der neuen Bundesregierung, nachhaltige Wertpapieranlagen voranzubringen. Nachhaltigkeit werde künftig bei Anlageentscheidungen eine immer größere Rolle spielen, unterstrich Bergmann. Von Mitte 2022 an werde es zudem Teil des Beratungsgesprächs sein.

Digitalisierung nutzen

Aus Sicht des geschäftsführenden Vorstands müssen die Vorteile der Digitalisierung bei Wertpapieranlagen genutzt werden. Viele Behörden, Ministerien oder auch manche Finanzinstitute stünden hier noch am Anfang. „Vor diesem Hintergrund gleicht es einem Wunder, dass es seit dem 10. Juni möglich ist, Wertpapiere vollständig in die digitale Welt zu übertragen“, sagte Bergmann. Damit werde die Digitalisierung des deutschen Kapitalmarkts enorm vorangetrieben. In vielen Bereichen bestehe Potenzial für tiefgreifende Veränderungen. So spreche technisch nichts dagegen, Informationen für Anlegerinnen und Anleger konsequent digital zur Verfügung zu stellen.

Aus Sicht des Derivateverbands gilt es, die Finanzmarktaufsicht für Vorsorge und Wertpapiere in der Europäischen Union (EU) weiter zu verbessern. Zudem ist es dem DDV ein Anliegen, dass der europäische und somit auch der deutsche Finanzmarkt leistungsstark und wettbewerbsfähig gegenüber der internationalen Konkurrenz dasteht. Dazu könnten nationale und europäische EU-Aufsichtsbehörden einen großen Beitrag leisten. „Das Mandat der Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA als Regel- und Standardsetzerin und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht muss zukünftig auch die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Finanzmarktes umfassen“, fordert Bergmann. „Das würde die EU-Kapitalmarktunion und somit auch den Finanzmarkt entscheidend­ stärken. Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick in die USA und wohl bald auch nach Großbri­tannien, wo die Aufsichtsbehörden über entsprechende Mandate verfügen.“

Wertberichtigt Seite 6

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