Helaba

Zerbrechliche Welt

Die Helaba hat ihr Gewinnziel im vergangenen Jahr erreicht. Ob das auch 2022 gelingt, steht angesichts des Ukraine-Kriegs infrage. Die geopolitische Konfrontation gefährdet die Resilienz eines jeden Unternehmens.

Zerbrechliche Welt

Die Helaba hat im vergangenen Jahr eines ihrer selbst gesteckten Ziele übererfüllt. Dass sie mit 569 Mill. Euro Vorsteuerergebnis deutlich über der angepeilten halben Milliarde lag, hat sie einem stärkeren operativen Geschäft ebenso zu verdanken wie niedrigerer zusätzlicher Risikovorsorge und hohen positiven Bewertungseffekten. Der Provisionsüberschuss ist nach einem elfprozentigen Anstieg nur noch 15 Mill. Euro entfernt vom zweiten Ziel, im nicht zinstragenden Geschäft 500 Mill. Euro zu erwirtschaften. Ebenso viel hat Vorstandschef Thomas Groß im Verbundgeschäft mit den Sparkassen angepeilt. Wie weit man auf diesem Weg gekommen ist, ist nicht überliefert, da sich die Helaba in Schweigen hüllt.

Gewiss, das dicke Zinsplus im vergangenen Jahr von gut 150 Mill. Euro geht zum Großteil auf das Konto von Refinanzierungsgeschäften der EZB. Und der Verwaltungsaufwand ist trotz Kostendisziplin im Scope-Programm, das mit dem Abbau von rund 400 Stellen einhergeht, wieder leicht gestiegen, was die Helaba auf Neueinstellungen in als Wachstumstreiber erachteten Geschäftsbereichen zurückführt. Doch alles in allem hat sich die Landesbank achtbar geschlagen. Dass das nicht so bleiben muss, zeigt die durch den barbarischen Angriff Russlands auf die Ukraine vor Augen geführte Zerbrechlichkeit vermeintlicher Vernunftbegabung, Gewissheiten und Regeln. Groß merkte man in der Bilanzpressekonferenz den Schock über den Überfall an.  Nicht für möglich gehalten hätte er es, einen derartigen Krieg im 21. Jahrhundert erleben zu müssen, bekundete er. Der Erkenntnis, dass es sich um einen gravierenden Verstoß, der „gegen alle Werte ist, die uns wichtig sind“, handelt, folgte der richtige Schluss, das Neugeschäft in Russland zu stoppen und auch den Zahlungsverkehr vorerst einzustellen. Auf weitergehende Maßnahmen ist schwer zu hoffen.

In diesen Tagen zeigt sich in aller Deutlichkeit, wie zerbrechlich die Resilienz auch eines jeden Unternehmens sein kann. Risiken durch Kriege und deren Schockwellen, durch Sanktionen und Gegensanktionen vermögen die Ertragskraft zu schmälern und Kosten in die Höhe zu treiben. Sie vermögen aber auch gegen Firmen und Banken unmittelbar gerichtetes Unheil heraufzubeschwören. Die Helaba durchforstet nun nicht nur ihre Portfolien hinsichtlich möglicher Zweit- und Drittrundeneffekte, sie überprüft etwa auch ihre Abwehrbereitschaft gegen potenzielle Cyberangriffe. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die in der neuen Realität aber umso mehr Brisanz entfaltet.

   (Börsen-Zeitung,

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