ZEW-Studie

Zinsplattformen sollen mehr leisten

Die Greensill-Pleite hat erheblichen Regulierungsbedarf bei Zinsplattformen sowie allgemein bei der Einlagensicherung von Banken zutage gefördert. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung...

Zinsplattformen sollen mehr leisten

bg Frankfurt

Die Greensill-Pleite hat erheblichen Regulierungsbedarf bei Zinsplattformen sowie allgemein bei der Einlagensicherung von Banken zutage gefördert. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Rahmen einer Studie zur Einlagensicherung. Die Mehrheit der Befragten erwarte allerdings nicht, dass Zinsplattformen aus eigenem Interesse dafür sorgen würden, Banken mit übermäßig riskantem Geschäftsmodell von ihrer Plattform fernzuhalten, heißt es in einer Mitteilung. Sie müssten daher zu mehr Risikoaufklärung gegenüber ihren Kunden verpflichtet werden, so die Meinung der befragten Experten.

In der Schlüsselposition

An der Sonderfrage im aktuellen ZEW-Finanzmarkttest hatten sich im Mai 188 Personen beteiligt. Dabei erklärten 65%, dass Zinsplattformen, denen eine Schlüsselposition bei der Vermittlung riskanterer Einlagenangebote zukomme, zu mehr Risikoaufklärung gegenüber ihren Kunden verpflichtet werden sollten. 57% der Befragten bezweifeln, dass die Plattformbetreiber aus eigenem Interesse dafür sorgen würden, Anbieter mit „übermäßig riskantem Geschäftsmodell“ nicht auf ihrer Plattform zuzulassen. 44% lehnen jedoch die Forderung ab, dass Zinsplattformen im Entschädigungsfall einen Teil der vermittelten Einlagen ersetzen müssen. 29% stimmten dieser Forderung, 27% enthielten sich einer Einschätzung.

Die Greensill-Insolvenz hatte die gesetzlichen und freiwilligen Sicherungssysteme der privaten Banken mit über 3 Mrd. Euro beansprucht, was nun steigende Beiträge für die Einlagensicherung nach sich zieht. Als Lehre aus dem Greensill-Debakel raten die ZEW-Experten zu einer stärkeren Risikoteilung in der Einlagensicherung. Denn Anleger könnten dazu verleitet sein, das Risiko ihrer Einlagen zu unterschätzen. Ein solches Verhalten sei nachvollziehbar, doch sollte der Bankensektor jetzt nachsteuern, „um das Schadensfallrisiko im Falle einer Bankeninsolvenz zu mindern bzw. die Schadensfallsumme für die Einlagensicherung einzugrenzen“, so Karolin Kirschenmann, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“.

Für die Reform der Einlagensicherung sehen es 33% als stark positiv an, wenn Kunden im Entschädigungsfall einen Selbstanteil von 5 bis 15% tragen würden. Weitere 36% sähen dies positiv, heißt es. Eine schärfere Überwachung durch die BaFin sehen 32% der Befragten stark positiv und weitere 38% positiv. Etwas weniger Zustimmung erhalten die Vorschläge einer schärferen Überwachung durch den Prüfungsverband der deutschen Banken (26% stark positiv, 41% positiv) und einer stärkeren Risikogewichtung der Beiträge zum Sicherungsfonds (27% stark positiv, 36% positiv).