Ölkartell

Opec vor schwieriger Entscheidung

Der Nachfrageanstieg am Ölmarkt erhöht den Druck auf die Opec, ihre Produktion auszuweiten. Doch der Ausgang der Präsidentschaftswahlen im Iran sorgt für Unsicherheit innerhalb des Kartells.

Opec vor schwieriger Entscheidung

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Vor dem Ministertreffen der „Opec plus“ am kommenden Donnerstag mehren sich die Zeichen auf eine Produktionsausweitung des erweiterten Ölkartells. So machen Berichte die Runde, laut denen Russland einen Vorschlag erwägt, das aufgrund von Förderkürzungen zurückgehaltene Angebot im August wiederzubeleben. Saudi-Arabien, neben Russland führender Staaten der Allianz, hat hinsichtlich einer Produktionsausweitung bislang zwar Vorsicht signalisiert, allerdings erhöht der rapide Nachfrageanstieg im Zuge der konjunkturellen Erholung von der Corona-Pandemie den Handlungsdruck auf das Königreich.

Förderung leicht angekurbelt

Für Juni und Juli hatten die Gemeinschaft Erdöl exportierender Staaten (Opec) und ihre Verbündeten die Förderung angesichts deutlich gestiegener Preise am Gesamtmarkt – die Notierungen der führenden Nordseesorte Brent Crude und der US-Leichtölsorte West Texas Intermediate (WTI) haben im laufenden Jahr um nahezu 45% bzw. über 50% zugelegt – bereits wieder leicht angekurbelt. Schwierig machen die Entscheidung über eine weitere Produktionsausweitung in den Folgemonaten allerdings Unwägbarkeiten um das Opec-Mitglied Iran.

Die islamische Republik verhandelt derzeit mit den USA und der Europäischen Union über eine Wiederaufnahme des internationalen Atomabkommens. Kommt ein Deal zustande, könnten US-Sanktionen gegen Teheran abgemildert oder aufgehoben und der Weltmarkt mit iranischem Öl geflutet werden. Scheitert die Suche nach einer Einigung allerdings und weitet die „Opec plus“ ihre Förderung nicht in ausreichendem Maß aus, könnte es global sogar zu einer deutlichen Unterversorgung kommen – vor einer solchen hat die Internationale Energieagentur (IEA) Mitte Juni zumindest gewarnt. „Die Opec plus muss den Ölhahn weiter öffnen, damit der Weltmarkt adäquat versorgt ist“, hieß es damals.

Stockende Gespräche

Tatsächlich sind die Gespräche bezüglich des Abkommens zuletzt ins Stocken geraten. Die Differenzen zwischen den verschiedenen Lagern sollen weiterhin signifikant ausfallen, allerdings könnte die politische Situation im Iran die Verhandlungen noch erschweren. Denn in der islamischen Republik ist der ultrakonservative und selbst mit Sanktionen belegte Kleriker Ebrahim Raisi zum Präsident gewählt worden. Er soll im August sein Amt antreten – Äußerungen eines iranischen Regierungssprechers ließen Marktteilnehmer am Dienstag darauf schließen, dass sich Teheran bereits darauf einstellt, dass die Verhandlungen unter Raisi weitergeführt werden.

Der religiöse Hardliner hat das geplante Abkommen vor seiner Wahl scharf kritisiert, eine weitere Annäherung gegenüber dem Westen unter seiner Ägide gilt als unwahrscheinlich. Allerdings merken die Analysten der Commerzbank an, dass auch Raisi, der sich bereits vom iranischen Verhandlungsteam briefen lässt, von einem Deal profitieren würde. Schließlich dürfte ein Wegfall der US-Sanktionen die Wirtschaft der islamischen Republik stützen. Jedenfalls werde sich die Sicherheitslage im Nahen Osten nach Amtsantritt Raisis kaum entspannen, was die Preise am Ölmarkt langfristig stützen sollte.