Bilanzvorlage der Siemens-Familie

Ungleiche Abkömmlinge

Mit einem Festakt hat der Siemens-Konzern im Oktober seine Gründung vor 175 Jahren gefeiert. Die Vorstandschefs von Siemens Healthi­neers und Siemens Gamesa waren als Zuhörer ebenfalls vor Ort. In der nächsten Woche haben Bernd Montag und Jochen Eickholt nun eine wesentlich aktivere Rolle zu erfüllen.

Ungleiche Abkömmlinge

Von Michael Flämig, München

Mit einem Festakt hat der Siemens-Konzern im Oktober seine Gründung vor 175 Jahren gefeiert. Die Vorstandschefs von Siemens Healthi­neers und Siemens Gamesa waren als Zuhörer ebenfalls vor Ort. In der nächsten Woche haben Bernd Montag und Jochen Eickholt nun eine wesentlich aktivere Rolle zu erfüllen. Montag eröffnet am Mittwoch mit der Bilanzpressekonferenz von Siemens Healthineers den Reigen der Vorlage der Zahlen des Geschäftsjahres, das in der Siemens-Familie am 30. September endet. Am Donnerstag präsentiert dann Eickholt die Gamesa-Ergebnisse. In der darauffolgenden Woche werden Siemens Energy und Siemens AG ihre Bilanzen veröffentlichen.

Die Voraussetzungen für Montag und Eickholt könnten unterschiedlicher kaum sein. Während Healthi­neers davon profitiert, dass das Unternehmen seit der Erstnotiz im März 2018 vom selben Chef geführt wird, ist Eickholt der dritte CEO seit der Fusion der Siemens-Windkraftanlagenaktivitäten mit Gamesa im Jahr 2017. Dies ist ein Spiegelbild des operativen Erfolgs: Der Medizintechnikspezialist kommt stetig voran und traute sich mit dem Kauf des Strahlentherapie-Spezialisten Varian sogar eine große Fusion zu. Gamesa dagegen reihte eine Prognosesenkung an die nächste – nun soll Eickholt es richten.

Aus Sicht des Kapitalmarktes liegt der Fokus weniger auf Siemens Gamesa: Seit der Übernahmeofferte durch Mehrheitsaktionär Siemens Energy ist die Bewertung des in Ma­drid notierten Unternehmens bei knapp 18 Euro je Aktie festbetoniert – die Gamesa-Performance ist mittlerweile vor allem für den Energy-Unternehmenswert entscheidend.

Healthineers dagegen bleibt im Fokus. Im vergangenen Geschäftsjahr ist der Aktienkurs zwar um rund ein Fünftel gesunken, aber damit bewegt er sich fast gleichauf mit dem Dax. Im dritten Quartal allerdings erlitt Siemens Healthineers einen Durchhänger, denn die Lockdowns in China sorgten für eine Abschwächung des Geschäfts. Der Vorstand hat einen Endspurt im Schlussquartal versprochen, beschleunigt durch die Performance von Varian. Für das Geschäftsjahr gilt das Ziel, den Umsatz um 5,5 bis 7,5% zu steigern und ein Ergebnis zwischen 2,25 und 2,35 Euro je Aktie zu erreichen.

Im angelaufenen Geschäftsjahr hat Healthineers mit Gegenwind zu kämpfen. Der Umsatz aus dem Geschäft mit Antigen-Schnelltests dürfte sinken, dagegen bleiben die Belastungen durch gestiegene Logistikkosten hoch. Die Krux: Das Risiko weiterer Lockdowns in China ist real, nachdem die Kommunistische Partei keinen Kurswechsel in ihrer strikten Pandemiepolitik verkündet hat.