Tom Wildgoose

„20 Aktien sind das Optimum“

Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert Portfoliomanager Tom Wildgoose von Nomura, warum ein globales Aktienportfolio schon mit rund 20 Qualitätstiteln ausreichend diversifiziert sein kann.

„20 Aktien sind das Optimum“

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Wer in einzelne Aktien investiert, der trägt ein relativ hohes Verlustrisiko. Das geht hin bis zu einem Totalverlust, wenn ein Unternehmen Insolvenz anmelden muss. Beispiele für Aktiengesellschaften, die wie Lehman Brothers, General Motors, Wirecard oder zuletzt Adler Modemärkte Pleite gegangen sind, gibt es genügend. Doch lässt sich das Risiko der Aktienanlage leicht durch Investitionen in mehrere Titel deutlich senken. Etliche Lenker von aktiven Aktienfonds streuen daher ihre Investments recht breit und investieren in 40, 50 oder mitunter auch in 70 oder mehr Werte. Das entspricht auch den Erkenntnissen der Portfoliotheorie. So gibt der Nobelpreisträger William F. Sharpe Anlegern im persönlichen Gespräch gerne drei Ratschläge mit auf den Weg: „Streuen, streuen, streuen.“

Allerdings gibt es auch Aktienfonds, die von dem Credo einer sehr breiten Streuung abweichen und die auf ein konzentriertes Portfolio setzen. Dazu gehört der Global High Conviction Fund von Nomura (ISIN: IE00BD4DXL75). „In unserem Portfolio konzentrieren wir uns auf die Auswahl von Gewinneraktien“, sagt Portfoliomanager Tom Wildgoose im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Die Mehrzahl der Aktien neigt dazu, schlechter abzuschneiden als der Gesamtmarkt. Es gibt nur sehr wenige Aktien, die auf Dauer outper­formen.“

Wildgoose und sein Team beschränken sich auf relativ wenige Aktien, von denen sie überzeugt sind. „Mit etwa 20 Aktien ist ein Portfolio ausreichend diversifiziert“, sagt der Fondslenker. „Und um genügend diversifiziert zu sein und zugleich den Gesamtmarkt zu schlagen, sind 20 Aktien das Optimum.“ Doch warum nicht mehr Aktien halten, dies könnte doch zumindest zu einer breiteren Streuung führen? „50 Aktien sind zu viele Titel, denn zu viele Aktien zu halten, kostet in der Regel Performance“, erklärt der Fondslenker. „Die Wahrscheinlichkeit, besser als der Gesamtmarkt abzuschneiden, nimmt durch eine zu große Diversifikation ab.“

Auf eine gewisse Diversifikation möchte aber auch Wildgoose nicht verzichten. „Hingegen ist bei einer Beschränkung auf zehn Aktien die Risikosenkung durch Diversifikation doch wesentlich geringer als bei 20 Titeln“, erklärt der Fondslenker. „Die Wahrscheinlichkeit einer markanten Underperformance, also deutlich schlechter als der Gesamtmarkt abzuschneiden, nimmt bei zehn Titeln klar zu“.

Keine starke Korrelation

Obwohl der Global High Conviction Fund nur ein konzentriertes Portfolio von relativ wenigen Aktien hält, achten die Fondsmanager aber genau auf den Faktor Risiko. Dies geschieht vor allem über eine sehr aktive und genaue Auswahl von Aktien. Hält ein Fonds nur wenige Aktien, so wird deren Auswahl wahrscheinlich noch wichtiger als bei breiter gestreuten Produkten. „Der Schlüssel für unsere Aktienauswahl ist unser Fokus auf Qualität. Auf lange Sicht schneiden Qualitätsaktien deutlich besser ab als der Gesamtmarkt“, sagt Wildgoose. „Darüber hinaus senken wir unser Portfoliorisiko, indem wir nicht in Titel investiert sind, die stark korrelieren.“ Titel wie Lehman Brothers oder eine Wirecard, die wohl keine Qualitätstitel waren, wären bei diesem Fonds also aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Rost gefallen.

Lange Haltedauer

Entscheidend bei solch einer relativ geringen Diversifikation ist natürlich ein aufmerksames Hinsehen. „Als Stock-Picker analysieren wir einzelne Aktien sehr genau. Wir kaufen Qualitätstitel, wenn ihr Preis deutlich unter dem von uns berechneten inneren Wert liegt“, erläutert der Nomura-Fondslenker. „Wir halten Aktien sehr lange und haben im Fonds eine geringe Umschlagshäufigkeit.“ Wird eine Aktie zu teuer, dann verkaufen die Portfoliomanager auch einmal. „Wenn der Börsenkurs einer Aktie bei oder über ihrem inneren Wert liegt, dann erwägen wir einen Verkauf des Titels“, sagt Wildgoose.

Einstiegsgelegenheiten würden sich übrigens am Aktienmarkt häufig bieten. „Qualität und dauerhafter Gewinn werden am Kapitalmarkt häufig unterschätzt“, erläutert der Portfoliomanager. „Dies bietet uns Kaufgelegenheiten wie auch Marktschwankungen allgemein.“ Eine Besonderheit des Nomura-Aktienfonds ist darüber hinaus, dass er vor allem in Large Caps investiert. Wildgoose erklärt: „In unserem Fonds tendieren wir dazu, in hochliquide Aktien von Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung zu investieren. Dadurch ist der Fonds sehr liquide und kann auch ohne Probleme sehr viel größer werden.“

Der von Morningstar mit der Höchstnote von fünf Sternen bewertete globale Aktienfonds hat auf Jahressicht eine Performance von 32,8% erwirtschaftet. Über drei Jahre beträgt die Performance 17,7% pro Jahr und über fünf Jahre 14,6% pro Jahr. Damit hat der Fonds auf Fünfjahressicht um 2,3 Prozentpunkte im Jahr besser abgeschnitten als der Durchschnitt der Morningstar-Fondskategorie „Aktien weltweit Standardwerte Blend“.

Auch die von Morningstar aufgeführte Volatilität des Fonds ist mit 16,2% pro Jahr nicht allzu hoch, sondern entspricht ungefähr der von anderen weltweit agierenden Aktienfonds. Trotz der konzentrierten Aktienauswahl bleibt das Risiko des Fonds, zumindest gemessen an der gängigen Kenngröße Volatilität, also in Grenzen.

Vielseitige Positionierung

Die Top-Positionen des Fonds sind Alphabet, Microsoft, Davita, Apple und Unilever. „Wir sind zwar in Technologiewerten investiert, haben in unserem Fonds aber keinen Growth- oder Tech-Fokus“, sagt Wildgoose. Durch die jüngste Aktienhausse seien bestimmte Titel zu stark gestiegen. „Manche Aktien sind derzeit überbewertet, aber nicht alle“, erklärt der Portfoliomanager. Trotz mehrerer großer Technologiewerte im Fonds sei das Produkt nicht einseitig positioniert. „Unsere Schwergewichte Microsoft, Apple und Alphabet haben eine unterschiedliche Ausrichtung, das ist uns wichtig.“

Darüber hinaus sind Wildgoose und sein Team auch mit eigenem Geld in ihrem Produkt engagiert. Der Fondslenker wörtlich: „Ich bin selbst in dem Fonds investiert und auch die Co-Manager des Fonds sind in ihm investiert. Wir sind von dem Produkt und seiner Ausrichtung überzeugt.“

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