Zahlungsausfälle

China-Defaults häufen sich

Selbst wenn Evergrande dem Default entgehen sollte, wird es in diesem Jahr Rekordausfälle auf Dollarbonds chinesischer Unternehmen geben. So machte zuletzt Modern Land mit Zahlungsausfällen auf Dollarbonds von sich reden.

China-Defaults häufen sich

nh Schanghai

Mit Modern Land China reiht sich erneut ein Immobilienentwickler unter die säumigen Zahler bei der Bedienung von offshore begebenen Dollarbonds chinesischer Unternehmen ein. Am Dienstag reagierten die Anleger verschnupft auf die Nachricht, dass der vor allem auf Immobilienprojekte mit „grünen Technologien“ setzende Nischenanbieter eine 250 Mill. Dollar schwere Anleihe nicht bedienen kann. Bei Fitch Ratings wird Modern Land nun mit „C“ eingestuft, was einem förmlichen Default gleichkommt. Allein im Oktober haben nun mit Fantasia Holdings, Sinic Holdings, China Properties und jetzt Modern Land vier chinesische Immobilienentwickler Zahlungen auf offshore begebene und überwiegend bei internationalen Investoren platzierte Dollaranleihen platzen lassen.

Während die Modern-Land-Aktie bereits seit einer Woche vom Handel an der Hongkonger Börse ausgesetzt ist und entsprechend nicht reagieren konnte, kam es am Dienstag erneut zu breiten Abverkäufen von chinesischen Immobilienentwickleraktien. Evergrande büßten dabei gut 4% ein, während der Hang Seng Property Index sogar um 5% absackte.

Insgesamt summiert sich das De­fault-Volumen chinesischer Unternehmen auf ihre Dollaranleihen bereits auf knapp 9 Mrd. Dollar. Damit ist nach zehn Monaten der Vorjahreswert bereits übertroffen und mithin ein neuer Zahlungsausfallrekord im Jahr 2021 gesichert (siehe Grafik). Bezeichnenderweise erstreckt sich ein Drittel der Default-Summe auf Emittenten aus dem Immobilienlager.

Modern Land hatte zuvor vergeblich eine Einigung bezüglich einer dreimonatigen Tilgungsstreckung für die Anleihe angestrengt und war auch mit dem Abverkauf von Aktiva und der Hereinnahme neuer Investoren nicht über die Runden gekommen. Dies wiederum erinnert an die verzweifelten Anstrengungen von Evergrande, über Beteiligungsverkäufe neue Mittel zu generieren, um ihren Verpflichtungen gegenüber Bondgläubigern nachzukommen.

Noch hat sich Evergrande förmlich nichts zuschulden kommen lassen; zwar ließ der mit Abstand größte chinesische Emittent von Hochzinsanleihen im September fällige Zinskuponzahlungen zunächst sausen, um die Titel dann aber gerade noch im Rahmen der sogenannten Grace Period (Gnadenfrist) zu bedienen und damit einem Default zu entgehen. Am 29. Oktober steht allerdings eine erneute Deadline zur Erfüllung der Nachreichfrist für eine Evergrande-Kuponzahlung über 45 Mill. Dollar an. Auch danach ist die Zitterpartie längst nicht ausgestanden. Bis Jahresende werden nämlich weitere Kuponzahlungen über insgesamt 573 Mill. Dollar fällig.

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