Staatsanleihen

Chinas Bonds verlieren an Glanz

Chinas Konjunkturschwäche und die US-Zinswende nähren Zweifel an der Attraktivität chinesischer Staatsanleihen. Der Rückzug ausländischer Fonds bei China-Bonds hat sich im Juni weiter verstärkt.

Chinas Bonds verlieren an Glanz

nh Schanghai

Das von Inflationssorgen geprägte Zinsklima in den USA und Europa schafft in Verbindung mit einem konjunkturpolitisch erforderlichen monetären Lockerungstrend in China eine Konstellation, die globale Investoren zum verstärkten Rückzug aus chinesischen Staatsanleihen animiert. Wie aus neuen Daten des Informationsanbieters China Bond hervorgeht, haben ausländische Investoren ihre Bestände an Yuan-denominierten und on­shore begebenen Staatsanleihen um knapp 56 Mrd. Yuan (rund 8,3 Mrd. Euro) reduziert. Das bedeutet den bislang größten Mittelabzug aus chinesischen Regierungsbonds in einer Monatsperiode seit Beginn einer entsprechenden regelmäßigen Datenaufstellung im Jahr 2014.

Chinas Staatspapiere haben sich in den vergangenen fünf Jahren seit Aufnahme des Yuan in den Kreis der offiziellen Reservewährungen des Internationalen Währungsfonds zu einer begehrten Anlagekategorie bei ausländischen Staatsfonds und global aufgestellten institutionellen Investoren entwickelt. Dabei bot Chinas Wachstumsstärke in Verbindung mit einem relativ stabilen Yuan und den über Jahre hinweg signifikanten Renditevorsprüngen der chinesischen Regierungsanleihen gegenüber Papieren der US-Treasury reichlich Gründe für globale Fonds, die China-Gewichtung in ihren Portefeuilles deutlich zu verstärken. Da die People’s Bank of China (PBOC) auch nach dem Pandemieausbruch an einer relativ straffen Geldpolitik festhielt und Chinas Wirtschaft sich vom ersten Coronaschock rasch erholen konnte, hat sich die ausländische Nachfrage nach Yuan-Regierungsanleihen in den Jahren 2020 und 2021 kräftig weiter verstärkt.

In diesem Jahr allerdings ist der Trend völlig umgeklappt (siehe Grafik). Einem kräftigen Schub von Nettozukäufen über gut 60 Mrd. Yuan im Januar folgte seit Februar eine anhaltende Gegenbewegung. Für die erste Jahreshälfte steht nun ein Nettokapitalabfluss durch Anleiheverkäufe seitens ausländischer Konten von rund 200 Mrd. Yuan zu Buche. Damit reduziert sich der Bestand an chinesischen Staatstiteln in Händen ausländischer Investoren auf allerdings immer noch gewaltige 2,32 Bill. Yuan oder 340 Mrd. Dollar. Als wichtigster Faktor für die Rückzugsbewegung ausländischer Anleger gilt die aggressive Zinserhöhungspolitik der US-Zentralbank, die den traditionellen Zinsvorsprung chinesischer Papiere gegenüber US-Treasuries bei fünf- und zehnjährigen Laufzeiten nun sogar in einen leichten Rückstand verwandelt hat. Während die Rendite auf zehnjährige US-Anleihen mittlerweile über 3% gegangen ist, haben sich vergleichbare chinesische Staatspapiere in diesem Jahr in einem Renditekorridor zwischen 2,7 und 2,85% bewegt.

Neben dem Renditekalkül haben sich auch geo- und wirtschaftspolitische Trends als Belastungsfaktoren erwiesen, die der globalen Attraktivität der China-Anleihen zusetzen. Dazu gehören der Ausbruch des Ukraine-Krieges mit Pekings Rückendeckung für Russland sowie das Abbremsen der Konjunktur im Zuge von Corona-Restriktionen.

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