IT-Sicherheit

Cybersecurity-Nachfrage bietet Anlagechancen

Die IT-Sicherheit und eine starke Abwehr gegen Cyberattacken gewinnen für Unternehmen massiv an Bedeutung. Dieser Nachfrageschub bietet für Investoren interessante Gelegenheiten.

Cybersecurity-Nachfrage bietet Anlagechancen

Das Alltags- und Arbeitsleben wird digitaler und Cybersecurity dadurch zunehmend wichtiger. Der Ausfall der Facebook-Dienste und der Hack des Live-Streaming-Portals Twitch haben gezeigt, dass auch für Investoren deutliche Verluste entstehen können. So verlor beispielsweise die Facebook-Aktie infolge eines sechsstündigen Ausfalls im September 2021 bis zum Börsenschluss zu­nächst mehr als 50 Mrd. Dollar an Marktkapitalisierung. Somit gewinnen IT-Sicherheit und eine gute Abwehr gegen Cyberattacken für Unternehmen stark an Bedeutung. Dieser Nachfrageschub bietet für Anleger interessante Chancen.

Corona beschleunigt Trend

Daten dominieren die Welt. Sei es, weil Nutzer mittels ihrer Online-Identität die Highlights eines Sport-Events erneut schauen möchten, mangels Platzes auf dem Smartphone ihre private Foto-Mediathek in eine Cloud hochladen oder die Spielstände ihrer Lieblingsgames online hinterlegen. Heutzutage ist dank des Internets fast alles möglich – und fast alles wird digital gespeichert. Dieser Trend hat sich durch Corona sogar noch beschleunigt. Mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie Anfang 2020 waren viele stationäre Unternehmen plötzlich dazu ge­zwungen, einen Großteil ihres Geschäfts online abzuwickeln. Infolgedessen stieg der Datenverkehr weltweit um fast 50%.

Cloudbasierte Datenspeicherungen spielen in diesem Zusammenhang eine zunehmend wichtige Rolle. Ihr Vorteil: Cloudsoftware kann Daten schneller strukturieren und auswerten. Dies ermöglicht eine hohe operative Flexibilität und reduziert Kosten – entsprechend viele Unternehmen nutzen Cloudlösungen. Die Pandemie zwang viele Unternehmen, den normalerweise langwierigen Prozess eines Umstiegs von stationärer Datensicherung hinein in die Cloud innerhalb kürzester Zeit zu implementieren. Dieser unter Zeitdruck vollzogene Schritt brachte jedoch oftmals Sicherheits- und Datenschutzprobleme mit sich – eine Entwicklung, die viele Marktteilnehmer unterschätzt haben.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass digital gespeicherte Daten aktuell anfälliger sind als je zuvor. Immer häufiger berichten Medien von Datenschutzverletzungen und Identitätsdiebstählen, die Millionen von Menschen betreffen. Allein 2021 wurden die persönlichen Daten von 533 Millionen Facebook-Nutzern im Internet veröffentlicht. Jüngst sorgte der Hack des Live-Streaming-Portals Twitch oder der Ausfall der Netz-Dienste Whatsapp, Instagram und Facebook für Schlagzahlen. Nur wenige Unternehmen oder Organisationen können ihren Nutzern volle Sicherheit gewährleisten. Dabei muss ein Hacker mittlerweile nur eine einzige Schwachstelle im System ausfindig machen, um Zugriff zu finden.

Wissenschaftlichen Analysen zu­folge ist die Zahl der Cyberangriffe im Pandemie-Jahr 2020 um 150% gestiegen. Einer der Gründe war sicherlich, dass die Homeoffice-Pflicht viele Arbeitnehmer dazu zwang, außerhalb der schützenden Unternehmensfirewall zu arbeiten. Hacker nutzten diese Schwachstelle bei Arbeitsplätzen auf der ganzen Welt, um ihre Angriffe zu initiieren.

Erpressungssoftware, auch Ransomware genannt, ist dabei durch ihre rasante Entwicklung schwer abzuschirmen und taucht ständig in neuer Form auf. Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI finden täglich weltweit über 4000 solcher Angriffe statt. Nach einer Infektion verschlüsselt die Ransomware die Daten des Nutzers und fordert anschließend Lösegeld. Trotz offizieller Warnungen, nicht zu kooperieren, geht aus Statistiken zu Cyberangriffen hervor, dass mehr als die Hälfte der angegriffenen Organisationen das verlangte Lösegeld zahlten. Schätzungen zu­folge haben Cyberangriffe Unternehmen weltweit bis zum Jahresende 2021 6 Bill. Dollar gekostet.

Künstliche Intelligenz (KI) wird daher in der Cybersecurity immer wichtiger. Sie kann Millionen von Datensätzen schneller analysieren und ein breites Spektrum von Cyberrisiken erfassen – von Malware bis zu Phishing-Angriffen. Solche Systeme lernen ständig dazu und verbessern sich, indem sie auf Daten aus früheren und aktuellen Angriffen zurückgreifen und so neuartige Attacken erkennen. Im Jahr 2021 belief sich der durchschnittliche Schaden bei Unternehmen mit Sicherheitssystemen ohne Implementierung von KI auf 6,71 Mill. Dollar – Unternehmen mit Implementierung von KI hingegen erlitten im Schnitt einen Schaden von 2,9 Mill. Dollar. 

Traditionelle Firewalls genügen heutzutage nicht mehr, um Cyberangriffen standzuhalten. Moderne Sicherungssysteme verfolgen stattdessen einen ganzheitlichen Ansatz, wobei weder den Nutzern noch den Anwendungen grundsätzlich vertraut wird. Diese Programme gehen davon aus, dass alles feindlich ist – Vertrauen schaffen sie basierend auf der Identität und des Kontextes des Nutzers. Dies dient als „Security-as-a-Service“. Das Programm weiß also automatisch, was gut und was schlecht ist. Cybersecurity-Unternehmen wie Crowdstrike oder Zscaler implementieren diese Systeme in ihre Infrastruktur und bieten sie als Abonnement-Lösung an. Ihre cloudbasierte Datenspeicherung ist sicherer als die herkömmlicher lokaler Server.

Neue Schwachstellen

Zudem wird Cybersecurity auch vor dem Hintergrund der folgenden Entwicklung immer wichtiger: Im Streben nach Smart Cities mit Smart Devices verbinden Nutzer eine wachsende Zahl an Geräten mit dem Internet. Doch das Internet of Things wird nicht nur die Arbeit vereinfachen und beschleunigen, sondern auch eine Reihe neuer Schwachstellen schaffen, die Hacker auf den Plan rufen. Cyberkriminelle werden versuchen, immer einen Schritt voraus sein, egal wie fortschrittlich die Sicherheitssysteme sind. Deshalb sollten diese mit dem Internet verbundenen Geräte durchgehend kontrolliert werden.

All das führt zu einer enormen Nachfrage im Cybersecurity-Sektor. In den nächsten Jahren sind daher bis zu dreistellige Wachstumsraten in diesem Bereich zu erwarten, denn zurzeit geben Unternehmen gerade mal nur 1% ihres Cloud-Budgets für Sicherheit aus. Dieser Anteil dürfte sich in den nächsten Jahren aufgrund der steigenden Datenmengen auf 5 bis 10% erhöhen. Der Cloud-Security-Markt würde sein Volumen damit verzehnfachen. Investoren sollten ein Auge auf diese Entwicklung haben: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die größten Sicherheitsanbieter zukünftig aus dem Cloud-Bereich kommen werden.

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