Märkte am Mittag

Dax weiter auf Talfahrt

Der deutsche Leitindex bleibt auch am Donnerstag auf Talfahrt. Übel erwischte es den Chiphersteller Infineon.

Dax weiter auf Talfahrt

Der Dax hat am Donnerstag seine jüngste Talfahrt fortgesetzt. Der deutsche Leitindex fiel bis zum Mittag um 0,95% auf 15.867,97 Punkte und erreichte das Niveau von Mitte Juli. Das Börsenbarometer leidet damit weiter unter Gewinnmitnahmen, nachdem es am Montag bei 16.528 Punkten noch ein weiteres Rekordhoch erreicht hatte. Der MDax verlor am Donnerstag 0,45% auf 27.919,05 Punkte. Der EuroStoxx 50 büßte 0,9% ein.

“Heiß gelaufene Aktienmärkte mit beinahe schon euphorischen, aber in jedem Falle sorglosen Anlegern brauchen in der Regel ein Ventil, um etwas Druck aus dem Kessel zu lassen. Und das fand die Börse am Mittwoch in dem Entzug der Bestnote in Sachen Bonität der USA durch die Ratingagentur Fitch”, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus RoboMarkets. Für die nun einsetzende Korrektur im Dax spiele der Umstand eine Rolle, dass der Markt inzwischen an einem Punkt angekommen sei, an dem die Kurse zu viel Fantasie und zu wenig Realität widerspiegelten.

Nach der Bonitätsabstufung der Vereinigten Staaten sei die Risikobereitschaft der Anleger weiter zurückgegangen, ergänzte Pierre Veyret, technischer Analyst beim Handelshaus Activtrades. Die Fitch-Entscheidung und die zuletzt durchwachsenen Geschäftszahlen der Unternehmen hätten wieder Konjunktursorgen geweckt.

Infineon am Dax-Ende

Am Donnerstag nun wurden die Anleger von Infineon eiskalt geduscht: Die Aktien des Halbleiterkonzerns brachen um 8% ein und waren damit das klare Schlusslicht im Dax. Die Analysten des Investmenthauses Jefferies verwiesen auf die sich abschwächenden Margentrends. Marktteilnehmer könnten sich daher Sorgen machen um den Ausblick des Unternehmens.

Zalando hingegen erfreute die Anleger. Trotz eines trägeren Geschäfts verdiente der Online-Modehändler im vergangenen Quartal dank Kostenkontrolle operativ mehr als gedacht, sodass die Papiere um 8,7% anzogen und sich damit an die Dax-Spitze setzten. Auch das dritte Jahresviertel überrasche bislang offenbar positiv, hieß es am Markt.

Beiersdorf legen zu

Die Anteilsscheine von Beiersdorf gewannen als zweitbester Wert im Leitindex 3,7%. Dank des gut laufenden Hautpflegegeschäfts mit den Marken Nivea und Eucerin hob der Konsumgüterkonzern nach dem ersten Halbjahr seinen Umsatzausblick für das laufende Jahr an.

Im MDax sackten die Papiere der Lufthansa um mehr als 5% ab. Marktteilnehmer fokussierten sich auf die negativen Aspekte der vorgelegten Quartalszahlen. Ein Händler sagte, der unter den Erwartungen liegende freie Barmittelfluss überlagere die positive Überraschung beim bereinigten operativen Ergebnis. Analyst Harry Gowers von der US-Bank JPMorgan verwies auf die verschlechterte Kostensituation als Belastung für den Aktienkurs.

1&1 weiter gefragt

Derweil blieben im SDax die Papiere des Internetkonzerns United Internet und seiner Telekommunikationstochter 1&1 gefragt mit Kursanstiegen von knapp 3 beziehungsweise mehr als 5 Prozent. Beide Unternehmen gewannen viele Kunden hinzu. Für Euphorie hatte bereits am Mittwoch gesorgt, dass sich 1&1 und der Mobilfunk-Anbieter Vodafone auf eine National-Roaming-Partnerschaft geeinigt hatten. Das heißt, dass 1&1-Kunden spätestens ab Oktober 2024 dort, wo ihr eigentlicher Vertragspartner keine eigenen Masten hat, mit dem Vodafone-Netz verbunden werden.

Die Verunsicherung nach der Herabstufung des Kredit-Ratings der USA drückte unterdessen Öl. Die Preise für die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI lagen leicht im Minus bei 82,96 beziehungsweise 79,31 Dollar pro Barrel (159 Liter). “Da der Ölpreis im vergangenen Monat stetig gestiegen ist, war er reif für einen Rückschlag”, sagte Edward Moya, Analyst beim Handelshaus Oanda.

Aus den Depots flogen auch Staatsanleihen. Im Gegenzug zu den fallenden Kursen stiegen die Renditen. Die zehnjährigen US-Bonds rentierten mit 4,147% nach 4,078% am Mittwoch. Die Rendite der Bundesanleihen mit der gleichen Laufzeit stieg auf 2,557 von zuvor 2,507 Prozent. Das sei dem stärker als erwartet ausgefallenen Stellenzuwachs in der US-Privatwirtschaft im Juli zuzuschreiben, sagte Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank.