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Digitale Infrastruktur für Anleger interessant

Digitale Infrastruktur bietet aufgrund ihres enormen Wachstumspotenzials sehr interessante Investmentmöglichkeiten. Investoren sollten sich allerdings einiger Besonderheiten dieses Anlagesegments bewusst sein.

Digitale Infrastruktur für Anleger interessant

Die Bevölkerung ländlicher Regionen und passionierte Zugreisende wissen es bereits seit längerem, die Covid-19-Pandemie hat es nun dem gesamten Land vor Augen geführt: Deutschland hat massiven Aufholbedarf beim Thema Digitalisierung. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue Regierung, und auch die Ampel-Verhandlungspartner haben Digitalisierung zu einem Schlüsselthema für die nächste Legislaturperiode erklärt.

Angesichts der benötigten Investitionen und im Wissen um weitere (finanz)politische Herkulesaufgaben – Stichwort: Bekämpfung des Klimawandels – ist klar: Die öffentliche Hand allein kann den seit langem geplanten flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur kurzfristig nicht stemmen. Die gute Nachricht ist jedoch: Als jüngster, schnell wachsender Spross der Infrastrukturfamilie erfreut sich digitale Infrastruktur zunehmenden Interesses seitens institutioneller Anleger. Einst ein Segment, das ausschließlich von Private-Equity-Fonds bedient wurde, hat sich digitale Infrastruktur inzwischen zu einem eigenständigen Infrastrukturbereich entwickelt, der gleichberechtigt neben anderen kritischen Infrastruktursektoren wie etwa Energie und Wasser steht. Investoren sollten sich allerdings im Hinblick auf ihre Investitionsentscheidung einiger Besonderheiten dieses Anlagesegments bewusst sein.

Ein Anlagesegment für sich

Die Gemeinsamkeiten digitaler und traditioneller Infrastruktur liegen auf der Hand: Beide sind unabdingbar für die Daseinsvorsorge und das Wachstum von Wirtschaft und Gesellschaft, und ihre Leistungen werden dauerhaft und stabil nachgefragt. Es gibt aber auch wesentliche Unterschiede: So ist etwa das Ökosystem der digitalen – im Gegensatz zur traditionellen – Infrastruktur viel schnelllebiger und besonders komplex. Die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts erhöht die Anforderung an die zugrundeliegende Infrastruktur: Diese muss sich permanent weiterentwickeln und wachsen. Zudem sind digitale Infrastrukturanlagen unreguliert und oftmals nicht durch langfristige Verträge abgesichert. Das bedeutet, dass Anleger einem höheren Marktrisiko ausgesetzt sind.

Daher gibt es in Bezug auf die Geschäftsmodelle deutlich mehr Nuancen zu berücksichtigen. Zudem hat der Wettbewerb um digitale Infrastruktur, insbesondere in der Pandemie, bedeutend zugenommen. Investoren eröffnet das Marktsegment spannende Möglichkeiten, es birgt aber auch Risiken. Langfristige Anleger müssen daher die Assets, in die sie investieren, genau dahingehend überprüfen, ob diese auch bei sich verändernden Marktbedingungen entsprechend gut positioniert sind. Trotz dieser Herausforderungen steigen die Investitionsvolumina in digitale Infrastruktur, und immer mehr Institutionelle betrachten sie als integralen Bestandteil eines diversifizierten Portfolios. Ein Grund hierfür ist, dass es sich um einen Markt mit hohen Wachstumsraten handelt. Beispiel Glasfaser: Die jüngste OECD-Statistik zeigt, dass Deutschland mit einem Anteil von nur 5% an Festnetz-Breitbandanschlüssen aus Glasfaser auf einem der letzten Plätze liegt. In mehrfacher Hinsicht war Glasfaser vor nicht allzu langer Zeit noch ein „Green Field“. Auch wenn in den letzten Jahren viel vergraben wurde, gibt es nach wie vor einen erheblichen Bedarf an Hochleistungskabeln. Mit Einführung neuer Technologien und verändertem Nutzungsverhalten wird diese Nachfrage weiter steigen.

Anleger mögen sich an dieser Stelle fragen: Wo liegen die besten Chancen in diesem Segment? Eines der Leitprinzipien von Allianz Global Investors ist die strikte Unterscheidung zwischen digitaler Technologie (z.B. 5G) und der zugrundeliegenden Infrastruktur (etwa Glasfasernetz oder Mobilfunktürme). Eine Konzentration auf das Letztgenannte kann das Technologierisiko – die Gefahr, dass ein Investment nach einigen Jahren obsolet ist, weil sich die Technologielandschaft weiterentwickelt – entscheidend reduzieren bzw. weitgehend eliminieren.

Entsprechend liegt der Fokus auf drei Schlüsselbereichen. Erstens Glasfaser: Wenngleich dieses Medium bereits ein beispielloses Wachstum erlebt hat, spricht einiges dafür, dass es einen ähnlich langen Lebenszyklus haben kann wie das Kupferkabel, das in den letzten 70 Jahren die zentrale Rolle bei der Datenübertragung gespielt hat. Zweitens Mobilfunktürme: Unabhängig von der Technologie, die sie unterstützen, sollten sie sich längerfristig einer stabilen Nachfrage erfreuen. Und drittens Rechenzentren, die mit Blick auf Investments zwar einiges mehr an Komplexität mit sich bringen, für die es aber ebenfalls einen anhaltend steigenden Bedarf gibt. Wichtig bei allen drei Bereichen ist, dass die Anlagen resistent gegenüber technologischen Risiken sind und somit weniger Gefahr laufen, in naher Zukunft zu veralten.

Partnerschaften der Schlüssel

Angesichts dieser Perspektiven überrascht das rege Interesse an diesen Schlüsselbereichen nicht. Investitionen sind stark überzeichnet. Für Anleger ist es daher enorm schwierig, bei diesen Mammutprojekten mitzuinvestieren. Kleineren Akteuren bietet die Partnerschaft mit größeren Unternehmen, welche bereits einen Fuß in der Tür haben, die Möglichkeit, sich an Transaktionen zu beteiligen, die ihnen sonst verschlossen wären. Wichtige weitere Faktoren sind die Anzahl der potenziellen Kundschaft sowie der Umfang des Wettbewerbs bei Markteintritt. Beides hat Einfluss auf die langfristige Rendite. So war es der Allianz beim Joint Venture mit Telefónica zum Glasfaserausbau in Deutschland – genannt Unsere Grüne Glasfaser (UGG) – sowie weiteren Investitionen in Österreich und Frankreich wichtig, dass der Glasfaserausbau auf zumeist ländliche Gebiete abzielt. Diese Regionen wurden und werden häufig vernachlässigt und sind daher vielfach stark unterversorgt. Die UGG etwa plant, in den nächsten Jahren 5 Mrd. Euro zu investieren, um mehr als zwei Millionen Haushalte in ländlichen Gebieten mit ihrem Glasfasernetz zu erreichen. Als neutraler Netzanbieter stellt sie die FTTH-Infrastruktur (fiber to the home) allen Internetdienstanbietern (ISPs) zur Verfügung, die an einer Kooperation auf Basis nachhaltiger Glasfasertechnologie interessiert sind.

Für Investitionen in das spannende Segment digitale Infrastruktur ist somit zusammenfassend festzuhalten: Interessierte institutionelle Anleger müssen sich der besonderen Spezifika dieses noch recht jungen Infrastrukturbereichs bewusst sein. Die Nachfrage und die Volumina sind hoch – der Nachholbedarf an digitaler Infrastruktur ist insbesondere in Deutschland enorm, die Wachstumschancen ebenfalls. Genauso wie bei Investitionen in traditionelle Infrastruktur kommt es für interessierte Investoren dabei auf einen langfristigen Anlagehorizont, Expertise und Marktzugang, und damit auf die richtigen Partner an.

Zuletzt erschienen:

Kurzlaufende Anleihen – Mehr(wert) als Liquiditätsersatz (198), Berenberg