China

Ende von „Null Covid“ gute Nachricht für Anleger

Das Ende der Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung ist für Anleger eine gute Nachricht.

Ende von „Null Covid“ gute Nachricht für Anleger

China hat mit seinem abrupten Ende der Null-Covid-Politik die Zeichen wieder auf Wachstum gestellt. Das eröffnet Investoren die lang ersehnte Perspektive auf stabilere Zeiten. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgiewa, hat es Mitte Januar bei der Präsentation des globalen Wirtschaftsausblicks in Washington betont: China sei der „wichtigste Faktor für das weltweite Wachstum“. Und China liefert: Im Jahr 2022 konnte die Wirtschaft des Landes trotz des harten Null-Covid-Kurses weiter zulegen, wobei der Wert der Ein- und Ausfuhren zum ersten Mal die 40-Billionen-Yuan-Marke knackte. Für 2023 rechnen Analysten laut Bloomberg mit 5,2% Wirtschaftswachstum, während wir bei Fidelity sogar gute Chancen auf eine Steigerung um bis zu 5,5% sehen. Dies steht in krassem Gegensatz zu den Wachstumserwartungen für die USA (0,7%) und die Eurozone (0,4%).

Maßgeblich für den zu erwartenden Aufschwung ist die Wiederöffnung der Wirtschaft. Im Dezember 2022 hatte die chinesische Führung eine 180-Grad-Wende eingeleitet und ihre strikte Null-Covid-Politik beendet. Statt die Bevölkerung weiter zu isolieren und die Wirtschaft einem harten Lockdown zu unterziehen, hat die Staatsführung seitdem aufgegeben, das Infektionsgeschehen kontrollieren zu wollen. Da inzwischen keine Zahlen mehr zum Pandemiegeschehen zur Verfügung gestellt werden, sind die Auswirkungen aktuell nicht genau einschätzbar. Nach aktuellem Stand ist aber davon auszugehen, dass die Belastungsfaktoren damit auf absehbare Zeit deutlich abnehmen.

Um mit einem kräftigen Aufschwung ins Jahr 2023 zu starten, setzt Peking auf Maßnahmen zur Unterstützung des Marktes. Der im vergangenen Jahr stark schwankende Immobiliensektor soll stabilisiert und für ausländische Investoren weiter geöffnet werden. Die Regierung will Eigentümern zudem höhere Kreditlinien einräumen und die tilgungsfreie Zeit verlängern. Außerdem erleichterte die Zentralbank erneut den Zugang zu Hypothekenkrediten. Lokale Behörden dürfen in manchen Regionen demnach weiter die Hypothekenzinsen für ortsansässige Immobilienerstkäufer senken, während Anleihen chinesischer Immobilienentwickler einen ungeahnten Boom erfahren. Und um mehr Kapital ins Land zu holen, wird der Immobiliensektor weiter für Privatanleger geöffnet.

Im Gegensatz zu vergangenen Zyklen sollen die künftigen Wachstumsimpulse stärker vom Binnenkonsum getrieben sein und nicht von Fiskalimpulsen. Durch hohe Ersparnisse der Chinesen sollte sich der starke Konsumtrend wieder erreichen lassen, der lange vor dem Ausbruch der Pandemie begann und seitdem nicht wieder erreicht wurde. Dabei könnten gezielte und punktuelle Stimulus-Maßnahmen unterstützen, da das „Total Social Financing“ als Indikator für die Kreditimpulse in den letzten Jahren stark zurückgeführt wurde. In der Technologiebranche macht die chinesische Regierung ebenfalls einen Schnitt. Die monatelangen Scharmützel mit Alibaba-Gründer Jack Ma kommen zum Ende. Ma hatte Anfang Januar seine Mehrheitsbeteiligung bei der Ant Group, dem Mutterkonzern des Online-Riesen, abgetreten. Künftig wird sich der Staat an den großen Internetunternehmen Alibaba und Tencent in Form einer „Goldenen Aktie“ beteiligen, nebst Veto-Rechten und einem Sitz im Vorstand.

Was auf den ersten Blick als Schritt zu mehr staatlicher Kontrolle erscheint, könnte für Investoren auch Vorteile bieten. Denn der „goldene Aktionär“ kann für Unternehmen hilfreich sein, wenn sie beispielsweise versuchen, Lizenzen für die Verbreitung von Online-Nachrichten und die Ausstrahlung von Bild- und Tonprogrammen im Internet zu erhalten. Prozesse könnten dadurch beschleunigt werden, dass staatliche Institutionen bereits operationell bei den Firmen mitwirken und so dazu beitragen, langwierige regulatorische Abstimmungsprozesse effizienter gestalten zu können.

Stabiles Umfeld

Für Investoren bleibt China ein interessanter Markt. Das Vertrauen gegenüber den chinesischen Kapitalmärkten hat sich seit dem Tiefpunkt im Oktober 2022 inzwischen wieder ein wenig gefestigt, ist aber seit dem Parteitag der KP nicht wieder auf die alten Niveaus zurückgekehrt. Das manifestiert sich in einem signifikanten Bewertungsabschlag gegenüber den globalen Finanzmärkten und höheren Risikoprämien für China. Interessanterweise haben asiatische Anleger ihre China-Quoten zuletzt stärker erhöht, während sich internationale Anleger weiterhin in Zurückhaltung üben. Dass die Beurteilung Chinas als Anlageregion innerhalb und außerhalb Asiens sehr unterschiedlich ausfällt, wird durch unsere Analysten vor Ort klar bestätigt.

Die deutsche Industrie setzt jedenfalls weiter auf Expansion. So teilte der Automobilzulieferer Bosch im Januar mit, dass er für rund eine Milliarde Euro ein fast 300000 Quadratmeter großes Werk in Suzhou bei Shanghai errichten will. Der Vorstandsvorsitzende von Bosch, Stefan Hartung, sieht es so: „China braucht die Welt, so wie wir China brauchen.“

Mit dem offiziellen Ende der Abschottung kann China als Wachstumsregion und Handelspartner wieder sehr viel optimistischer beurteilt werden – jedenfalls, wenn man die nun zu erwartenden Erkrankungswellen im Land für einigermaßen beherrschbar hält. Auf geopolitischer Ebene bleiben die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und China weiter angespannt, zumal es für beide Supermächten diverse ungelöste Konfliktfelder gibt. Das dürfte die Finanzmärkte kurzfristig weiterhin beeinflussen und für anhaltende Volatilität sorgen. Auf mittlere Sicht dürfte die weitere Öffnung des Landes der Wirtschaft allerdings wieder auf die Beine helfen und auch einige Lieferkettenprobleme lösen, die den globalen Handel zuletzt erschwerten. Für Anleger, die mit der Zukunft handeln, ist das Ende der Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung in diesem Sinne ebenfalls eine gute Nachricht.

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