Geldanlage

Fondssparpläne werden zu Unrecht kritisiert

Laut Morningstar schneidet die Einmalanlage langfristig in den meisten Fällen besser ab als Sparpläne. Doch eröffnen ratierliche Investments vielfach erst den Zugang zum lukrativen Aktienmarkt.

Fondssparpläne werden zu Unrecht kritisiert

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Immer mehr Deutsche sparen über langfristige Sparpläne in Aktienfonds. Und wie die vom BVI per 31. März 2021 veröffentlichte Statistik zum wiederholten Male zeigt, war dies in den vergangenen Jahren äußerst lukrativ. So verfügen Anleger, die über 20 Jahre monatlich 100 Euro in Produkte der Kategorie Aktienfonds Deutschland anlegten, bei eingezahlten 18000 Euro über ein Vermögen von im Durchschnitt 48958 Euro, was einer Rendite von 6,6% pro Jahr entspricht. Auf ebenfalls 6,6% im Jahr kommen auch Produkte der Kategorie Aktienfonds global – wobei für einzelne Top-Fonds noch wesentlich höhere Vermögenswerte zu Buche stehen. In diesen Zahlen sind übrigens Ausgabeaufschläge bereits berücksichtigt, ohne diese Abschlusskosten ergeben sich noch höhere Renditen.

Weniger lukrativ waren übrigens globale Rentenfonds (Langläufer), Mischfonds sowie offene Immobilienfonds, deren Sparpläne auf Sicht von 20 Jahren auf Renditen von im Durchschnitt 2,4% p.a., 3,6% p.a. und 2,4% p.a. kommen. Auch Sparpläne der Kategorie Aktienfonds Europa blieben mit einer Rendite von 5,3% p.a. langfristig hinter den Aktienfonds mit globalem Fokus bzw. einem Fokus auf deutsche Aktien zurück.

Doch ist es überhaupt vorteilhaft, über Sparpläne in Aktienfonds zu sparen? Um die Antwort vorwegzunehmen: Ja, für die Geldanlage von breiten Bevölkerungsschichten sind Sparpläne auf breit gestreute Aktienfonds ein ausgezeichnetes Produkt. Dabei gilt es aber ein paar Fallstricke zu beachten. Die Kritik, die u. a. von Morningstar an Sparplänen geäußert wurde, greift zu kurz.

Das quantitative Team von Morningstar hat für den Zeitraum von 1926 bis 2019 untersucht, wie sich Sparpläne am US-Aktienmarkt entwickelt haben. Diese Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass bei Betrachtung verschiedener rollierender Zeitperioden die Rendite einer Einmalanlage in 72,2% der Fälle höher ist als die Rendite von Sparplänen. Je länger der Anlagezeitraum gewesen sei, desto besser hätten sich Einmalanlagen geschlagen.

Zugang zu Aktienrenditen

Dieses Ergebnis überrascht keineswegs. Bei über die Jahre aufwärts gerichteten Aktienmärkten schneidet eine Einmalanlage natürlich besser ab als das ratierliche Sparen. Und bei solchen Märkten ist es eben am lukrativsten, möglichst langfristig investiert zu sein. Dieses Ergebnis spricht aber auch keineswegs gegen Sparpläne, aufgezeigt wird lediglich, dass die Aktienanlage langfristig äußerst lukrativ ist und dass der Trend der Aktienmärkte in den vergangenen Jahrzehnten eindeutig nach oben zeigte.

Sparpläne bieten nämlich eine Reihe von Vorteilen, die in dieser Rechnung nicht inkludiert sind. Erstens haben breite Bevölkerungsschichten, die häufig nur über ein begrenztes Einkommen verfügen, keinen oder kaum einen Zugang zum lukrativen Aktienmarkt, zumindest nicht zu vertretbaren Kosten bei einer aus Risikoaspekten breit gestreuten Anlage. Sparpläne auf Aktienfonds ermöglichen es erst, dass jede Frau und jeder Mann in die wertschaffenden Beteiligungspapiere investieren kann. Besonders lukrativ ist die Sache, wenn der Arbeitgeber oder der Fiskus wie bei vermögenswirksamen Leistungen noch etwas dazugibt.

Zweitens besteht am Aktienmarkt die Gefahr, dass viele unbedarfte Anleger gerade dann kaufen, wenn die Börse über viele Jahre gestiegen und hoch bewertet ist. Der Aktienmarkt ist einer der wenigen Märkte, in dem die breite Bevölkerung besonders gerne einsteigt, wenn es teuer ist. Ein Beispiel dafür ist der Dotcom- und Telekomhype in den Jahren 1999 und 2000. Wer aber über Jahre ratierlich spart, der mindert das hohe Einstiegsrisiko am Aktienmarkt merklich. Drittens möchten sich breite Bevölkerungsschichten nicht dauernd mit dem Aktienmarkt befassen. Die Beantwortung von Fragen danach, wann der Einstieg günstig ist und welche Titel in einem breit gestreuten Portfolio über- oder untergewichtet werden sollten, zieht hohe Informationskosten nach sich. Wer ratierlich in einen erstklassigen Aktienfonds investiert, hat diese Kosten nicht.

Mögliche Fallstricke von Sparplänen auf Aktienfonds gilt es aber zu beachten. Anleger sollten möglichst in breit gestreute Produkte investieren, sorgt doch die breite Streuung für eine Risikobegrenzung. Zudem sollten Investoren Sparpläne auf aktive Fonds bevorzugen, die in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie überdurchschnittlich gute Produkte sind. Oder eben breit gestreut passiv anlegen. Und natürlich gilt es aus Investorensicht auch auf die Kosten eines Sparplans zu schauen.

Einen weiteren Fallstrick von Ak­tienfonds-Sparplänen stellt der Ausstieg dar. Denn ist über Jahre eine größere Summe angespart, kann ein Einbruch am Aktienmarkt zu einem herben Verlust führen. Aber auch dieses Risiko lässt sich durch einen Teilverkauf nebst einem Ausstieg in mehreren Tranchen deutlich mindern.

Es bleibt dabei: Langfristige Sparpläne auf gute Aktienfonds sind für private Anleger mit das Beste, was es gibt. Und angesichts der Notwendigkeit einer stärkeren Vorsorge fürs Alter und gegen die Unwägbarkeiten des Lebens sollten noch mehr Sparerinnen und Sparer ratierlich in Aktienfonds investieren.