Ausverkauf

Hongkonger Tech-Misere verschärft sich weiter

Der Ausverkauf bei chinesischen Tech-Aktien geht weiter. Besonders schwer hat es unter anderem den E-Commerce-Riesen Alibaba getroffen, aber auch andere Werte lassen Federn.

Hongkonger Tech-Misere verschärft sich weiter

nh Schanghai

– Die geopolitischen Unsicherheiten rund um den Ukraine-Krieg samt dem dramatischen Rohstoffpreisanstieg dürften recht wenig direkten Einfluss auf die Umsatz- und Ertragsentwicklung der fast ausschließlich auf ihren Heimatmarkt konzentrierten chinesischen Internet- und Technologieunternehmen haben. Dennoch scheinen Marktriesen vom Schlage einer Alibaba, Tencent, Meituan oder JD.com nicht geeignet, Schutz vor Marktkorrekturen zu bieten. Vielmehr sind sie zum Gegenstand einer dramatischen Fluchtbewegung der Anleger geworden, die einen heftigen Schatten über die Hongkonger Börse wirft.

Am Freitag hat sich der Ende Februar neu angefachte Sell-off bei chinesischen Tech-Aktien noch einmal deutlich verstärkt und zahlreiche führende Sektorwerte auf ein All­zeittief gedrückt. Das Branchenbarometer Hang Seng Tech Index rutschte im Tagesverlauf um bis zu 9% ab und rettete sich dann mit einem Minus von 4,3% aus der zweiten März-Woche.

Seit Beginn der Kriegshandlungen in der Ukraine befindet sich der Hang Seng Tech in einem praktisch ununterbrochenen Sinkflug, der be­reits 20% des Indexwertes gekostet hat. Die Tech-Misere am Hongkonger Markt färbt selbstverständlich auch stark auf den Blue-Chip-Index Hang Seng ab. Dieser hat am Freitag zwar „nur“ um 1,6% nach unten korrigiert­, fällt jedoch immer weiter ins Bärenterritorium zurück und erreichte nun mit 20553 Punkten den niedrigsten Stand seit Anfang 2016.

Nach schwachen Vorgaben aus dem US-Handel kam es zu einer neuen Flucht bei den marktführenden chinesischen E-Commerce-Anbietern Alibaba und JD.com, die sowohl in New York als auch in Hongkong notieren. Alibaba schlossen in Hongkong mit einem Tagesverlust von 5,5%, im Verlauf wurde ein neues Allzeittief bei 88 HK-Dollar markiert. Im bisherigen Jahresverlauf haben Alibaba nun 21% eingebüßt, blickt man ein Jahr zurück, sind es bereits 60%, und der Abstand zum Allzeithoch bei knapp 300 HK-Dollar vom Oktober 2020 liegt nun gar bei 70%.

Heftig erwischt wurde am Freitag auch Alibabas schärfster Onlinehandelskonkurrent JD.com. Hier sah man einen Tagesverlust von 11% auf 211 HK-Dollar, was  den niedrigsten Schlusskurs für die Aktie seit ihrem Hongkonger Zweitlisting vom Juni 2020 bedeutet. Auch Chinas wertvollster Tech-Konzern Tencent Holdings wurde am Freitag abgestraft und verlor 4,5%, während der eng mit Tencent zusammenarbeitende Internetdienstanbieter Meituan um weitere 6% nachgab und damit ein neues Rekordtief auslotet. Die vor allem bei Essenslieferdiensten stark aufgestellte Meituan gehört zu den prominentesten Opfern der Pekinger Regulierungskampagne im Technologiesektor und hat allein seit Jahresbeginn schon knapp 40% eingebüßt.

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