Geld oder BriefQiagen

Im Aufwind nach Post-Covid-Blues

Die Stimmung am Aktienmarkt in Bezug auf Qiagen hellt sich langsam auf. Billig sind die Anteilsscheine des Biotech- und Diagnostikkonzerns jedoch nicht.

Im Aufwind nach Post-Covid-Blues

Geld oder Brief

Qiagen im Aufwind nach Post-Covid-Blues

Von Antje Kullrich, Düsseldorf

Die Trendwende liegt in der Luft, wenn man der Stimmung unter den Analysten trauen darf. Beim Laborzulieferer und Diagnostikkonzern Qiagen könnte es nach einer veritablen Durststrecke an der Börse wieder langsam aufwärts gehen. 2024 sollen die Einbußen im Geschäft laut Management ein Ende haben und die wichtigsten Kennzahlen wieder zulegen.

Am Kapitalmarkt hatte es Pandemiegewinnerin Qiagen zuletzt schwer. Wegbrechende Umsätze aus dem hochmargigen Geschäft mit Covid-Testprodukten hatten dem deutsch-niederländischen Dax-Konzern zuletzt zugesetzt. Zwei Jahre in Folge gingen nach dem Boomjahr 2021 die Erlöse zurück, die Ergebniskennzahlen sanken überproportional. Die Folge: Zwischen dem Peak des Aktienkurses Ende 2021, als der Preis einmal kurz über die Marke von 50 Euro lugte, und dem Tief im Herbst vergangenen Jahres lag ein Einbruch von knapp 30%.

Marge soll deutlich steigen

Für das laufende Jahr prognostiziert die Qiagen-Führung erstmals wieder eine leichte Steigerung bei Umsatz und bereinigtem Nettoergebnis. Die operative Marge soll sogar deutlich um mehr als 100 Basispunkte klettern.

Analysten empfehlen die Qiagen-Titel mehrheitlich zum Kauf. Laut Bloomberg raten 15 von 26 Beobachtern, die Aktien zu erwerben oder überzugewichten, der Rest ist neutral eingestellt. Eine Verkaufsempfehlung gibt aktuell niemand.

J.P. Morgan, Deutsche Bank und DZ Bank haben vor wenigen Tagen ihre Kursziele leicht angehoben. Beide empfehlen die Aktie des Konzerns, der in den vergangenen Jahren immer mal wieder Gegenstand von Übernahmespekulationen war – was nach der spektakulär gescheiterten Avance von Thermo Fisher Scientific im Jahr 2020 nicht überraschend ist.

Die Deutsche Bank bezeichnet die mittelfristigen Aussichten des Konzerns als attraktiv, auch wenn die Prognose für das aktuelle erste Quartal nicht überzeuge. Diese Einschätzung teilen auch viele andere Beobachter. Viele zeigen sich jedoch zuversichtlich, dass Qiagens Geschäfte im Laufe des Jahres an Fahrt aufnehmen.

Positiv werden häufig die fünf Wachstumstreiber hervorgehoben, die Qiagen identifiziert hat. Dazu zählt der Tuberkulosetest Quantiferon, der stetig zweistellige Wachstumsraten generiert und im abgelaufenen Jahr erstmals auf über 400 Mill. Dollar Umsatz kam. Das entspricht einem Fünftel der Gesamterlöse. JPMorgan sieht bei Qiagen weniger Risiken als bei Wettbewerbern, was unter anderem mit dem eher geringen Umsatzbeitrag aus China zusammenhänge.

Kapitalmarkttag im Juni

Die Berenberg-Bank hat ihr vergleichsweise hohes Kursziel von 54,20 Euro inklusive Kaufempfehlung beibehalten. Die Chancen überwögen aktuell die Risiken in der Aktie, hieß es in einer Studie vor wenigen Tagen. Es stünden mehrere potenzielle Kurstreiber bevor, wie etwa ein Verkauf der Diagnostikplattform Neumodx und der Kapitalmarkttag im Juni, bei dem Qiagen starke Mittelfristziele kommunizieren könnte. Billig ist die Aktie jedoch auch derzeit nicht: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis des erwarteten Gewinns 2024 bei 20.

Freunde des Aktienrückkaufs

Für Dividendenliebhaber ist Qiagen traditionell nichts, und das wird nach den Aussagen des langjährigen CFO Roland Sackers auch so bleiben. Der ist ein großer Freund von Aktienrückkäufen, die Qiagen regelmäßig tätigt. Zuletzt hatte der Konzern mit einem ungewöhnlichen Instrument dennoch einen Rückfluss an die eigenen Anteilseigner bewerkstelligt. Mittels eines synthetischen Aktienrückkaufs erhielten die Aktionäre 1,28 Dollar je Anteilsschein aus der Kapitalrücklage. Der Kniff: Der Rückkauf eigener Titel wurde mit einer Aktienzusammenlegung kombiniert und so Mittel aus der Kapitalrücklage frei zur Auszahlung. Für Aktionäre in zahlreichen Ländern war diese Transaktion dann steuerfrei. Qiagen wandte dafür 300 Mill. Dollar auf. Es könnte laut Sackers nicht das letzte Mal gewesen sein. Die Aktionäre werden sich wegen des Aufwands jedoch gedulden müssen.

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