Martijn Rozemuller

„In Europa ist es unser Ziel in die Top Ten aufzurücken“

Der CEO von Van Eck Europe, Martijn Rozemuller, erläutert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, warum der ETF-Anbieter in Europa so rasant wächst und mit welchen Produkten Van Eck bei Anlegern punktet.

„In Europa ist es unser Ziel in die Top Ten aufzurücken“

Auch in Europa erzielen ETFs in diesem Jahr sehr hohe Zuflüsse, und die Assets klettern in neue Dimensionen. Der CEO von Van Eck Europe, Martijn Rozemuller, erläutert im Ge­spräch mit der Börsen-Zeitung, warum der ETF-Anbieter in Europa so rasant wächst und mit welchen Produkten Van Eck bei Anlegern punkten will.

Von Werner Rüppel, Frankfurt

In diesem Jahr sind börsengehandelte Indexfonds, die Exchange Traded Funds (ETFs), sowie börsennotierte Produkte, die Exchange Traded Products (ETPs), gefragter denn je zuvor. Doch nicht nur weltweit stoßen die passiven Produkte bei Mittelzuflüssen und verwalteten Assets in neue Dimensionen vor, sondern auch in Europa. Von dieser Entwicklung profitieren aber nicht nur die großen Anbieter von Ucits-ETFs wie zum Beispiel die BlackRock-Tochter iShares oder Xtrackers, die ETF-Sparte der DWS. Auch kleinere Anbieter, die nicht zuletzt stark mit Spezial- und Nischenprodukten punkten und eben nicht den x-ten ETF auf den MSCI World oder S&P 500 begeben, haben zuletzt deutlich zugelegt.

 So verzeichnet der Vermögensverwalter Van Eck, dessen Hauptsitz in New York liegt, ein Rekordwachstum in Europa. Seit dem Launch des ersten ETFs in Europa im Jahr 2015 hat der Assetmanager sein Angebot auf rund 30 Ucits ETFs und ETNs (Exchage Traded Notes) ausgebaut. „In den vergangenen Jahren sind wir mit unserer europäischen Ucits-Plattform sehr stark gewachsen“, erklärt Martijn Rozemuller, CEO von Van Eck Europe, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Inzwischen verwalten wir in Europa Assets über 6,5Mrd. Euro und gehören zu den größten 20 Anbietern von ETFs in Europa.“ Dabei habe Van Eck in diesem Jahr überdurchschnittlich hohe Mittelzuflüsse aufgewiesen und stehe beim Verhältnis von Zuflüssen zu den verwalteten Geldern (den Assets under Management) mit an der Spitze­.

Nach Angaben des Analysehauses ETFGI steht die europäische ETF-Industrie vor einem Rekordjahr sondergleichen. Die Mittelzuflüsse in ETFs und ETNs haben 2021 bereits per Ende August 139,4 Mrd. Dollar erreicht, das ist wesentlich mehr als im gesamten Jahr 2020, als die Zuflüsse 119,9 Mrd. Dollar betrugen, und auch mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019 als neue Mittel in Höhe von 125,2 Mrd. Dollar vereinnahmt werden konnten. Gleichzeitig sind die in Ucits-ETFs angelegten Assets per Ende August auf 1,45 Bill. Dollar geklettert, inklusive ETPs wurden in Europa 1,54 Bill. Dollar erreicht. Wie auch Van Eck haben die Anbieter von börsennotierten Indexfonds und -produkten in den vergangenen Jahren ihre Produktpalette deutlich ausgebaut. So notieren laut ETFGI an den europäischen Börsen inzwischen 1877 Ucits-ETFs und 2499 ETFs und ETPs.

Großes Interesse für Krypto

„Dabei ist unser Wachstum auf eine Reihe von Produkten zurückzuführen“, erläutert Rozemuller. „Wir sehen großes Interesse für Kryptoprodukte, aber auch für unsere Halbleiter-, Esport- oder unseren Global-Moat-ETFs.“

Rozemuller ist ein Branchenprofi, der seit vielen Jahren im ETF-Geschäft arbeitet. Er ist 2018 über die Akquisition der niederländischen Think ETFs zu Van Eck gekommen. Im Jahr 2009 hatte er mit Think ETFs den ersten niederländischen ETF-Anbieter gegründet, den er dann als Managing Director geleitet hat. Rozemullers Passion ist es, der breiten Masse finanzielle Bildung zu vermitteln, um damit Individuen in die Lage zu versetzen, gemäß ihren Wünschen und Vorstellungen Investments zu starten.

In Amsterdam vertreten

Durch die Akquisition von Think ETFs ist Van Eck in den Niederlanden und am Börsenplatz Amsterdam bestens vertreten. So hat Van Eck zum Beispiel Anfang Juni seine Kryto-ETFs im regulierten Segment der Euronext-Börsen in Amsterdam und Paris gelistet. Denn Produkte wie der Van Eck Vectors Bitcoin ETN oder der Van Eck Vectors Ethereum ETN waren zuvor ausschließlich in Deutschland auf Xetra handelbar. „Wir sind sehr stolz, als erster Anbieter Anlegern aus Frankreich und den Niederlanden Zugang zu unseren beiden Kryptowährungsprodukten an ihren Heimatbörsen zu ermöglichen und damit einen Meilenstein für die Anlageklasse zu setzen“, sagte Rozemuller damals. „Bitcoin und Ethereum haben sich als die zwei größten Kryptowährungen stark am Markt etabliert. Durch die geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen stellen sie eine gute Möglichkeit dar, das eigenen Portfolio zu diversifizieren.“

Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung betont Rozemuller den besonderen Ansatz des unabhängigen Familienunternehmens Van Eck, das bereits 1955 gegründet wurde und das inzwischen vor allem auf ETFs und ETPs setzt. Im Mittelpunkt stehen bei dem Assetmanager intelligente ETFs, die sich von Produkten, die allein eine hohe Marktkapitalisierung abbilden, unterscheiden. „Unsere Strategie ist es, ETFs und ETPs zu zukunftsorientierten Themen anzubieten, die Anlegern einen zusätzlichen Mehrwert bieten“, erläutert Rozemuller. „Wir kopieren keine Strategien und legen keine Standardprodukte auf, die es bereits hundertfach am Markt gibt.“ So hat Van Eck ETFs zu speziellen Themen wie Goldminen oder Immobilien ETFs im Angebot. Auf großes Interesse stoße auch der Halbleiter-ETF, der als erster europäischer ETF für die Halbleiterbranche bereits ein halbes Jahr nach Auflegung die Marke von 500 Mill. Dollar geknackt habe. Und der Esports-ETF habe eineinhalb Jahre nach seiner Auflegung bereits ein Fondsvolumen von 1 Mrd. Dollar erreicht. Zudem bilde Van Eck auch innovative Themen wie Wasserstoff, digitale Assets oder die Blockchainbranche ab.

„Was wir auch selbst kaufen“

Der Anspruch sei es, mit innovativen Produkten und neuen Strategien in der Investmentbranche voranzugehen. „Wir sind ständig dabei, neue Produktlösungen zu entwickeln“, sagt Rozemuller. Allerdings schaue man schon sehr genau hin, was man entwickle und anbiete. Der ETF-Profi wörtlich: „Dabei legen wir nur ETFs auf, die wir auch selbst für unser eigenes Portfolio kaufen würden.“

Doch an wen verkauft Van Eck ETFs und ETNs? „Unsere Produkte richten sich sowohl an institutionelle wie auch private Anleger“, sagt Rozemuller. „Wir können nicht genau einsehen, wer unsere ETFs kauft. Doch das Verhältnis zwischen institutionellen und privaten Anlegern dürfte bei etwa 50:50 liegen.“ Insofern würde der Anteil von Privatanlegern dann bei Van Eck eher etwas höher liegen als in der gesamten ETF-Industrie.

Europa ist anders als Amerika, es gibt viele Länder mit nationalen Börsen und etliche Sprachen. Das macht den europaweiten Absatz von Investmentprodukten trotz Ucits-Regulierung nicht einfach. „Wir listen unsere Produkte an den meisten lokalen Börsen in ganz Europa. Denn wir wollen unseren Kunden einen lokalen Zugang ermöglichen“, sagt Rozemuller. „Auch Informationen in der jeweiligen Muttersprache sind bei uns Standard.“

Auch im Marketing gehe Van Eck mit der Zeit. „Um über unsere ETFs zu informieren, werden bei jungen Leuten die Social-Media-Kanäle und YouTube immer wichtiger“, sagt der CEO von Van Eck Europe. „Hier sind wir sehr aktiv.“

Doch was erklärt den Boom von ETFs im vergangenen und vor allem in diesem Jahr? „Durch Corona und die Lockdowns hat sich das Interesse der Menschen rund um das Thema Geldanlage und Investments deutlich erhöht. Viele Privatanleger, und dabei insbesondere auch junge Leute, hatten jetzt für solche Themen deutlich mehr Zeit zur Verfügung“, sagt Rozemuller. „Dadurch hat sich die Nachfrage nach den transparenten und kostengünstigen ETFs merklich erhöht.“ Für Van Eck sei dieses Umfeld vorteilhaft gewesen. „Wir konnten dabei mit unseren speziellen Produkten punkten.“

Keinen exakten Zeitplan

Die Marktstellung in Europa will Van Eck weiter ausbauen. „In den USA gehören wir zu den Top-Ten-Anbietern für ETFs“, sagt Rozemuller. „Auch in Europa ist es unser Ziel in die Top Ten aufzurücken.“

„Dazu haben wir keinen exakten Zeitplan, es handelt sich um ein langfristiges Ziel“, erläutert der CEO von Van Eck Europe weiter. „Aber innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahren streben wir die Top Ten an. Ich gehe davon aus, dass aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage ETF-Anbieter eine immer wichtigere Rolle einnehmen, erst recht diejenigen, die sich an Investments der Zukunft orientieren.“