Investorenumfrage

Internationale Fondsmanager kapitulieren

Nach Einschätzung der Analysten der Bank of America kapitulieren derzeit die internationalen institutionellen Investoren. Sie lassen große Vorsicht walten und sind für die Konjunktur pessimistisch.

Internationale Fondsmanager kapitulieren

ku Frankfurt

Nach Einschätzung der Analysten der Bank of America kapitulieren derzeit die internationalen institutionellen Investoren. Dies ist das Ergebnis der jüngsten Fondsmanagerumfrage, die die Bank of America unter 371 Fondsmanagern durchführt, die 1,1 Bill. Dollar an Anlagen unter Verwaltung haben. Diese Kapitulation finde auf mehreren Ebenen statt. So gebe es eine sehr negative Einstellung unter den Investoren hinsichtlich der weltweiten Makro-Situation. So rechnet eine breite Mehrheit von netto 72% der Befragten mit einer konjunkturellen Abschwächung der Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten. Netto 74% gehen sogar explizit von einer globalen Rezession aus. Allerdings rechnen auch 79% der Teilnehmer mit einer niedrigeren Inflationsrate binnen zwölf Monaten. Damit befände sich die weltweite Inflation aktuell auf ihrem Höhepunkt. Als größtes Risiko für die Finanzmärkte wird an vorderster Stelle die Inflation genannt, gefolgt von den geopolitischen Konflikten, einer aggressiven Haltung der Zentralbanken und einer tiefen Rezession.

In diesem Umfeld raten die Manager den Unternehmen dazu, ihre Verschuldung zu reduzieren (netto 60% der Nennungen), gleichzeitig aber die Investitionen zu erhöhen (17%) sowie Dividenden und Aktienrückkäufe anzuheben (17%). Mit deutlich steigenden Unternehmensgewinnen wird nicht mehr gerechnet. Eine Mehrzahl von netto 91% geht nicht mehr davon aus, dass die Unternehmensgewinne im kommenden Jahr um 10% oder mehr zulegen. Dies signalisiere, so die Bank of America, dass in den Gewinnschätzungen der Analysten für die Unternehmen im amerikanischen Benchmark-Index S&P 500 Korrekturbedarf nach unten bestehe.

Bank of America konstatiert auch eine Kapitulation im Anlegerverhalten. So befindet sich das Cash-Niveau in den Portfolien auf dem höchsten Niveau seit April 2001. Die Stimmung der Investoren lasse sich nach Einschätzung der Analysten am besten umschreiben mit: „Schlimmer kann es nicht mehr werden.“ Dabei wird eine signifikante Verschlechterung der Liquidität an den Märkten konstatiert. Netto 31% beschreiben die Liquiditätslage als schwach, eine Situation, wie sie sich zuletzt auf dem Höhepunkt der ersten Pandemie­welle im April 2020 sowie während der großen Finanzkrise der Jahre 2008/09 ergeben hat. Der aus den Ergebnissen der Umfrage errechnete Financial Markets Stability Risks Indicator ist auf ein Rekordtief gefallen. Dies ist eine noch negativere Einstellung gegenüber Dividendentiteln als während der Finanzkrise und nach Einschätzung der Analysten „so tief, wie es nur sein kann“.

Netto 49% der Befragten geben an, dass sie Aktien derzeit untergewichten. Allerdings ist es noch nicht zu einem Ausverkauf bei den Aktien gekommen, es sind lediglich die Zuflüsse in Aktien fast auf null zurückgegangen. Eine breite Mehrheit von netto 39% berichtet von einer Übergewichtung von Anleihen. Gemieden werden Immobilien von einer Mehrzahl von netto 11% der Teilnehmer. Positiv gesehen werden auch Rohstoffe mit netto 15% „Overweight“-Nennungen.

Bei den Aktien positionieren sich die Fondsmanager betont defensiv. Bevorzugt werden die Sektoren Versorger, Artikel des täglichen Konsums, Gesundheitswesen und Rohstoffe. Gemieden werden britische Assets, Titel aus der Eurozone sowie die Sektoren Technologie, Industrie und gehobener Konsum. Negative Erwartungen haben die Investoren am Aktienmarkt für sämtliche Weltregionen, besonders aber für Aktien aus Großbritannien und der Eurozone. Noch vergleichsweise gut schneiden japanische Dividendentitel und Aktien aus den Emerging Markets in der Gunst der Anleger ab.

Untergewichtet werden auch Fi­nanztitel. Banken kommen nun nach einem Rückgang um 7% im Vergleich zum Vormonat auf Untergewichtung von netto 4% der Nennungen. Technologietitel werden von einer Mehrzahl von netto 10% der Fondsmanager ebenfalls untergewichtet, ein Wert, der deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt liegt.

Dollar überbewertet

Eine sehr breite Mehrheit von netto 68% hält den Dollar für überbewertet, während netto 40% den Euro als unterbewertet ansehen. Netto 24% halten auch das britische Pfund für zu negativ angesehen.

Ausgehend von einem US-Leitzins von gegenwärtig 3 bis 3,25% wird der Höhepunkt des aktuellen Zinszyklus bei 4,5 bis 5% vermutet. Dies soll bereits im ersten Quartal 2023 der Fall sein. Nach Einschätzung der Teilnehmer muss der von der Fed betrachtete PCE-Deflator, der derzeit bei 6,3% liegt, erst unter 4% fallen, damit die US-Notenbank die Zinserhöhungen einstellt oder gar mit Zinssenkungen beginnt.

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