Casino-Aktien

Las Vegas vor einer Glückssträhne

Der Wiederöffnungstrend stimmt Analysten für die Casino-Betreiber von Las Vegas zuversichtlich. Entscheidend wird für die Glücksspielkonzerne auch eine stärkere Präsenz im Online-Wettgeschäft.

Las Vegas vor einer Glückssträhne

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Für die Casino-Betreiber von Las Vegas bahnt sich eine Glückssträhne an. Denn steigende Impfquoten und zunehmende Lockerungen der Corona-Gegenmaßnahmen sorgten zuletzt bereits für einen Ansturm der Freizeitreisenden auf die Zockermetropole in der Mojave-Wüste. Nach Daten der Nevada Gaming Commission ist die Zahl der Besucher am Las Vegas Strip im April auf drei Viertel des im Vergleichsmonat 2019 erreichten Niveaus gestiegen. Nach Ausbruch der Coronakrise war sie im April 2020 noch auf 3% der Vorjahresbesucherzahl gefallen. Zugleich analysiert die US-Großbank J.P. Morgan, dass die Ausgabenbereitschaft der Zocker offenbar gestiegen ist. Denn während die Casino-Auslastung noch nicht auf ihr Vorkrisenniveau zurückgekehrt ist, haben sich die Brutto-Glücksspielumsätze am Strip im Zuge des Wiederöffnungstrends bereits vollständig erholt.

Tagungsgeschäft zieht an

Die Rückkehr der Urlauber nach Las Vegas dürfte laut J.P. Morgan im zweiten Halbjahr mit einem wieder anziehenden Tagungs- und Messegeschäft zusammentreffen – dieses war während der Krise zeitweise komplett entfallen, was die Casino-Betreiber empfindlich in ihrer Einnahmenstruktur getroffen hatte. Hinzu kommt der Start der American-Football-Saison im Spätsommer, die nach Einschätzung der US-Großbank zu einem Aufschwung des Sportwettengeschäfts führen dürfte. Insbesondere Caesars Entertainment könne davon profitieren, da die 2,9 Mrd. Pfund schwere Übernahme des britischen Buchmachers William Hill durch den Casino-Konzern bis dahin abgeschlossen sein sollte.

Zudem hatte der Betreiber des Cae­sars Palace und des unter Zockern legendären Flamingo Las Vegas im vergangenen Jahr eine mehrjährige Kooperation mit dem Sportsender ESPN verkündet. Caesars tritt dabei als Sponsor auf und versorgt den Partner mit Daten. Im Gegenzug erhält der Glücksspielkonzern Quervermarktung für seine Sportwettensparte. Gerade dem Online-Wettmarkt bescheinigen Beobachter auch unabhängig von saisonalen Faktoren massives Potenzial, da die Legalisierung voranschreitet. So öffnen sich US-Bundesstaaten vermehrt für Internet-Glücksspiel, da sie sich in der Folge höhere Steuereinnahmen erhoffen. In Lockdown-Zeiten, in denen Las Vegas die Zocker notgedrungen fernblieben, hat sich die starke Präsenz im Online-Wettmarkt für Caesars jedenfalls bereits ausgezahlt.

Wert vervierzehnfacht

Die Aktie des Casino-Konzerns hat ihren Wert seit dem Coronatief im März 2020 fast vervierzehnfacht, auch seit Beginn des laufenden Jahres gerechnet ergibt sich noch ein stattliches Plus von über 40%. Laut J.P. Morgan ist mit der Rally noch nicht Schluss, die US-Großbank hat das Kursziel für Caesars aufgrund des positiven fundamentalen Momentums zuletzt um 9 auf 129 Dollar angehoben und setzt den Titel weiterhin auf „Overweight“. Insgesamt empfehlen laut dem Informationsdienstleister Bloomberg 73,3% der Analysten die Aktie zum Kaufen oder Übergewichten, „Verkaufen“-Vota finden sich in der Datenbank nicht.

Auch für den Konkurrenten Las Vegas Sands (LVS), der auf einen Kaufempfehlungsanteil von 60% kommt und den die übrigen Analysten mit „Halten“ einstufen, ist das Bild durchaus positiv. In Bezug auf die Präsenz im Sport- und Online-Wettgeschäft hinkt das Unternehmen allerdings hinterher und will eine entsprechende Strategie möglicherweise erst im kommenden Jahr vorstellen. Laut der Deutschen Bank bestehen innerhalb der Führung von LVS noch Zweifel an der tatsächlichen Größe des Gesamtzielmarkts und der Lukrativität des Online-Wettgeschäfts. Deshalb werde der Casino-Betreiber wohl genau beobachten, wie sich die Bewertungen eventueller Übernahmekandidaten aus dem Segment entwickelten. Sollten sie einbrechen, werde LVS wohl auf einen Einstieg verzichten – sollten sie jedoch moderater zurückgehen, werde sich das Management wohl aufgeschlossener zeigen.

Vom Aufschwung am Las Vegas Strip wird der Konzern künftig allerdings nicht mehr profitieren: LVS hat im März den Verkauf seiner Häuser in der Wüstenmetropole, unter denen auch das für seine von Gondeln befahrene Kanalanlage bekannte Venetian Resort ist, beschlossen. Sie gehen für insgesamt 6,25 Mrd. Dollar an das Private-Equity-Unternehmen Apollo Global Management und den Reit (Real Estate Investment Trust) Vici Properties.

Bisher verwaltet LVS 5% der Hotelzimmer am Strip, nun will sich der Casino-Betreiber allerdings noch stärker als ohnehin auf sein Asiengeschäft konzentrieren. So geht die Deutsche Bank davon aus, dass Sands die Erlöse aus dem Vegas-Verkauf in einen Ausbau der Präsenz in Macau investieren könnte. Dass der Casino-Betreiber in der chinesischen Sonderverwaltungszone bereits stärker vertreten ist als die US-Konkurrenz, hat die Aktie in der Coronakrise gestützt. Laut LVS hat sich die Erholung der Auslastung und Glücksspielumsätze in Macau im ersten Quartal noch einmal erhöht. Zudem sollen im laufenden Jahr laut Prognose auch die Erlöse des Marina Bay Sands in Singapur um 56,4% anziehen, nachdem sie 2020 noch um 59,3% abgesackt waren.

Weniger positiv schätzen Analysten die Aussichten von MGM Resorts International ein, mit einem Hotelzimmer-Anteil von rund 27% der größte Spieler am Las Vegas Strip. Der Anteil der Verkaufsempfehlungen für die Aktie ist zuletzt auf 11,8% gestiegen, mit 52,9% rät die Mehrzahl der Analysten dazu, den Titel zu halten. Dies dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass der Kurs seit Jahresbeginn bereits um 45% gestiegen ist, sich die Gewinne pro Aktie aber erst im kommenden Jahr deutlicher erholen dürften – für Ende 2022 sagen Analysten im Konsens ein astronomisches Kurs-Gewinn-Verhältnis von nahezu 276 voraus.

J.P. Morgan hat die Aktie kürzlich dennoch auf „Overweight“ hochgestuft – der Wiederöffnungstrend stimme nicht nur für die Entwicklung in Las Vegas, sondern auch an anderen US-Standorten optimistisch. Zudem ist MGM Resorts International laut der Großbank im Online-Geschäft gut aufgestellt, die Buchmacher-Sparte BetMGM entwickle sich stark. Zudem dürfte bald zusätzliche Liquidität in die Kassen des Casino-Betreibers fließen: Der Reit MGM Growth Properties (MGP) übernimmt das MGM Springfield für 400 Mill. Dollar in bar. Damit geht auch die letzte Immobilie, die MGM Resorts noch selbst gehörte, in den Besitz des Trusts über. Von außen betrachtet ändert sich dadurch wohl nichts, MGP least seine Immobilien meist einfach an MGM Resorts zurück. Abgeschlossen werden soll die Transaktion im vierten Quartal – dann, wenn die Glückssträhne der Casino-Betreiber von Las Vegas bereits in vollem Gang sein soll.