Ölpreis

Opec unter Druck

Der Ölpreis ist aufgrund einer starken Nachfrage und eines begrenzten Angebots erstmals seit drei Jahren über 80 Dollar geklettert. Daher nimmt der Druck auf die Opec zu, die Produktion zu erhöhen.

Opec unter Druck

Erstmals seit rund drei Jahren ist der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude über die Marke von 80 Dollar je Barrel geklettert. Damit ist ein Preisniveau Realität geworden, das vor einem Jahr kaum jemand für realistisch gehalten hätte. Die Erklärung für die Verdopplung des Ölpreises binnen eines Jahres ist indes einfach zu finden: Einer schneller als erwartet steigenden Nachfrage steht ein be­grenztes und deutlich langsamer expandierendes Angebot gegenüber. Hinzu kommt natürlich auch noch eine Prise spekulativer Übertreibung.

Was die Nachfrage betrifft, so könnte es nun sein, dass das Vorkrisenniveau des Ölverbrauchs von rund 100 Mill. Barrel pro Tag (bpd) früher erreicht wird als bisher gedacht. Während das Kartell Opec und die internationale Energieagentur IEA bislang für das zweite bzw. dritte Quartal 2022 davon ausgehen, so halten Stimmen aus der Branche es nun für realistisch, dass dieses Niveau bereits Ende des laufenden Jahres oder im ersten Quartal 2022 realisiert wird. Derzeit sieht es auch nicht danach aus, dass eine vierte Pandemiewelle die globale Volkswirtschaft noch einmal lahmlegt. In vielen Ländern gibt es zwar erhebliche Einschränkungen für die Bürger, aber kaum noch für produzierende Unternehmen. Insofern halten sich die Auswirkungen der Pandemie in engen Grenzen. Auf der anderen Seite ist das Angebot hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Dazu trug der Wirbelsturm „Ida“ bei, der zeitweise praktisch die gesamte Ölproduktion im Golf von Mexiko lahmgelegt hat und der immer noch Auswirkungen zeigt. Betroffen ist aber auch die Opec. So haben die beiden wichtigsten afrikanischen Ölproduzenten Nigeria und Angola Probleme, ihre innerhalb des Kartells zugesagten Quoten zu erfüllen.

Hinzu kommt, dass sich die Opec auf eine schrittweise Steigerung der Förderung bis zum Jahresende verständigt hat. Dieser Plan dürfte sich nun jedoch als zu konservativ herausstellen, so dass der Druck auf das Kartell zunehmen dürfte, bei den Produktionsmengen nachzulegen. Bislang waren aber auch die Schwergewichte der Opec plus bestrebt, im Sinne einer längerfristig stabilen Entwicklung beim Preis nicht allzu sehr zuzulangen. Dies gilt für Russland, aber auch für Saudi-Arabien, das für die Stabilität des Regimes auf das Wohlwollen der Schutzmacht USA angewiesen ist. Insofern könnten sich Wetten darauf, dass der Ölpreis noch deutlich weiter steigt, als Fehler herausstellen. Bereits in der kommenden Woche könnte die Opec plus die notwendige Korrektur vornehmen.