China

Roter Teppich für Kryptoszene

China hat dem Kryptohandel den Garaus gemacht, will aber in Hongkong ein Auge zudrücken. Der Finanzplatz soll eine Chance erhalten, sich als asiatisches Drehkreuz für Kryptogeschäfte zu etablieren.

Roter Teppich für Kryptoszene

Im krassen Gegensatz zum weitreichenden Bann für Anlagegeschäfte in Kryptowährungen auf dem chinesischen Festland soll der in der Pandemiezeit stark geschwächte Finanzplatz in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong zu einem Magnet für Kryptogeschäfte im asiatischen Raum herangezüchtet werden. Wie Hongkongs Finanzsekretär Paul Chan am Mittwoch im Rahmen seiner jährlichen Budgetrede erklärte, wird die Hongkonger Regierung eine neue Task-Force für die Entwicklung des Kryptogeschäfts am führenden internationalen Finanzplatz in Asien aufbieten. Deren Aufgabe sei es, Vorschläge für die Realisierung des neuen Regierungsplans zur Etablierung eines sogenannten „Crypto Hub“ in Hongkong zu machen.

Zu Wochenbeginn hatte die Hongkonger Regierung bereits verkündet, dass neben institutionellen Investoren künftig auch Retailanleger in den Handel mit Kryptowährungen und digitalen Tokens einsteigen dürfen. Damit will sich Hongkong nach der schweren Zurücksetzung des dortigen Finanzplatzgeschehens im Zuge einer durch Chinas Corona-Restriktionen bedingten mehrjährigen Abschottung ein neues Standbein im Handel mit Finanzprodukten aufbauen.

Die Initiative sorgt für einige Aufmerksamkeit, nachdem sich das eigentlich für eine eher konservative und anlegerschutzmotivierte regulatorische Linie bekannte Hongkong nun entgegen dem Trend in den USA und auf dem chinesischen Festland nun bereitmacht, den roten Teppich für die mit dem Kollaps der Handelsplattform FTX schwer in Verruf geratene hochspekulative Kryptoszene auszurollen. Hongkong will den Handel mit Krypto-Assets allerdings zunächst auf große etablierte Anlageprodukte wie Bitcoin und Ether begrenzen.

Die Hongkonger Initiative könnte sich als ein Segen für eine Reihe von Handelsplattformen für digitale Assets chinesischen Ursprungs erweisen, die nach einem umfassenden Bann für Krypto-Finanzaktivitäten seitens der Pekinger Regierung auf Singapur und andere asiatische Plätze ausweichen mussten. Zur Wochenmitte haben mit Huobi Global und OKX bereits zwei bekannte Plattformbetreiber mit chinesischen Wurzeln ihre Absicht bekannt gegeben, eine Lizenz in Hongkong zu beantragen und dort im größeren Stil aktiv zu werden.

Gegenwärtig gibt es allerdings eher verhaltene Einschätzungen über die tatsächlichen Perspektiven für Kryptogeschäfte in Hongkong, weil chinesische Massenklientel auf dem Festland aufgrund der vor einem Jahr erlassenen gesetzlichen Regeln von einer legalen Partizipation ausgeschlossen bleibt.

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