Umfrage

Stimmung der Fonds bleibt düster

Trotz der deutlichen Kurssteigerungen an den Aktienmärkten in den letzten Wochen ist die Stimmung der Fonds nach wie vor sehr pessimistisch. Das ergab die globale Umfrage der Bank of America.

Stimmung der Fonds bleibt düster

ck Frankfurt

Die neueste globale Fondsmanagerumfrage von Bank of America (BoA) hat ein bemerkenswertes Ergebnis zutage gefördert. Denn laut der Umfrage, die in der Zeit vom 4. bis zum 10. November durchgeführt wurde, hat sich an der sehr pessimistischen Einstellung der Fonds trotz der deutlichen Kursgewinne der zurückliegenden Wochen kaum etwas verändert. Sichtbar wird dies unter anderem an einer weiterhin sehr hohen Kassenhaltung. Die von den Umfrageteilnehmern angegebenen Kassaquoten liegen durchschnittlich bei 6,2%, nachdem sie im Oktober mit 6,3% den höchsten Stand seit dem April 2001 erreicht hatten. Die BoA spricht von „fodder for contrarian trading bulls“, d.h. die Stimmung ist so schlecht, dass sie als Kontraindikator auf weiter steigende Kurse hindeutet. An der Umfrage beteiligten sich 272 Häuser mit Assets under Management in Höhe von 790 Mrd. Dollar.

Unverändert düster ist die Einschätzung der wirtschaftlichen Aussichten. Netto 73% (Saldo aus positiven und negativen Antworten in Prozent der Umfrageteilnehmer) der Fonds nach 72% rechnen auf Sicht der kommenden zwölf Monate mit einer schwächeren Weltwirtschaft. Damit liegt der Anteil in der Nähe seines Rekordhochs. 77% der Umfrageteilnehmer sind überzeugt, dass es im Laufe der kommenden zwölf Monate zu einer Rezession kommen wird, der höchste Anteil seit dem Covid-19-Hoch vom April 2020, 92% rechnen mit einer Stagflation. Eine Verschlechterung der Unternehmensgewinnentwicklung erwarten netto 77% nach 83% in der Oktober-Umfrage. 55% wünschen sich von den Unternehmen vor allem eine Reduzierung der Verschuldung, nur 21% beziehungsweise 17% plädieren für höhere Investitionen beziehungsweise Auskehrungen an die Anteilseigner.

Inflation als größtes Risiko

Den negativen konjunkturellen Erwartungen entsprechend gehen die netto 85% nach im Vormonat 79% auf Sicht der nächsten zwölf Monate von einer niedrigeren Inflation aus. Dennoch bleibt die hohe Inflation die Hauptsorge der Fondsmanager. Befragt nach den derzeit größten Risiken nannten 32% die hohe Inflation. Dahinter folgen geopolitische Risiken, falkenhafte Notenbanken und eine schwere Rezession mit jeweils 18% sowie ein systemisches Kreditereignis mit 13%. Befragt nach den wahrscheinlichsten Quellen eines Kreditereignisses nannten die Fonds mit 18% an erster Stelle den chinesischen Immobiliensektor, gefolgt von US-Schattenbanken (13%), europäischen Staatsschulden (13%), globalen Pensionsfonds (11%) und Immobilienmärkten der entwickelten Volkswirtschaften (10%). Netto 8% der befragten Fondsmanager gehen davon aus, dass sich die Zinsstrukturkurve in den kommenden zwölf Monaten versteilern wird. Die BoA merkt dazu an, dass sich Zinskurven in Antizipation einer Rezession verflachen, aber in eine Rezession hinein steiler werden.

Die US-Währung halten netto 72% der Fonds für überbewertet, der höchste bislang gemessene Anteil. Long-Positionen im Dollar gelten 58% als die am stärksten überlaufene Wette gefolgt von Short-Positionen in chinesischen Aktien (13%), Long-Positionen in Öl (10%) und Short-Positionen in europäischen Aktien (7%).

Umschichtungen in Aktien

Die skeptische Einschätzung des makroökonomischen Umfelds spiegelt sich in einer anhaltend sehr defensiven Positionierung der Fondsmanager wider. Netto 56% der Befragten geben an, dass sie derzeit geringere Risiken eingehen, als sie dies üblicherweise tun. Damit liegt der Anteil nur knapp unter dem vier Wochen zuvor registrierten Rekordhoch. Nach der Rekorduntergewichtung, die im Oktober gemessen worden war, haben die Fondsmanager allerdings wieder in Aktien umgeschichtet. Nach 49% im Vormonat sind nun per saldo 34% in Dividendentiteln untergewichtet. Der Nettoanteil in Anleihen untergewichteter Fondsmanager ist von Oktober auf November von 32% auf 19% gesunken. In liquiden Mitteln sind nun 51% nach zuvor 59% übergewichtet, der Anteil in Rohstoffen übergewichteter Fonds ist von 15% auf 13% gesunken.

Europa macht Boden gut

Unter den Aktienanlageregionen hat Europa bei den Fondsmanagern Boden gutgemacht. So ist der Nettoanteil der Umfrageteilnehmer, die im Euroraum untergewichtet sind, von 32% auf 23% gesunken. In britischen Aktien sind nun 25% nach zuvor 33% untergewichtet. Federn lassen musste vor allem Japan. Hier ist der Anteil untergewichteter Fonds von 4% auf 11% gestiegen. In den Vereinigten Staaten sind nun netto 7% nach im Oktober 9% untergewichtet. In den Emerging Markets hat sich der Anteil untergewichteter Umfrageteilnehmer von 6% auf per saldo 9% erhöht.

Unter den Branchen haben vor allem Industriewerte zugelegt. Waren im Oktober noch netto 14% untergewichtet, sind nun 6% in dem Sektor übergewichtet. Stärker ge­fragt sind darüber hinaus vor allem Bankenaktien. In diesem Sektor sind jetzt netto 7% übergewichtet nach einem Anteil untergewichteter Fonds im Vormonat von 4%. Weiter in der Gunst der Fondsmanager abgesackt ist die Technologiebranche. Nach 10% im Vormonat sind in dem Sektor nun 19% untergewichtet, die niedrigste gemessene Allokation seit dem August 2006.

Top-Favorit ist weiterhin die Healthcare-Branche. Hier hat sich der Nettoanteil übergewichteter Fonds von 38% auf 42% erhöht. Laut BoA sind die befragten Fonds seit dem Januar 2018 ununterbrochen in dieser Branche übergewichtet. Der Anteil der im Energiesektor (Öl und Gas) übergewichteten Befragten hat sich von 21% auf 22% erhöht. Federn lassen musste wiederum der Versorgersektor, der Anteil untergewichteter Fonds ist 4% auf netto 14% gestiegen.

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