Geldanlage

Suche nach wirklich nachhaltigen Fonds schwierig

Zu beurteilen, welche Fonds wirklich nachhaltig sind, ist für Anleger nicht einfach. Anhaltspunkte bietet die EU-Offenlegungsverordnung. Eine positive Auswahl nachhaltiger Fonds erfolgt durch das FNG-Siegel.

Suche nach wirklich nachhaltigen Fonds schwierig

Von Werner Rüppel, Frankfurt

In einem sind sich die Fondsindustrie und die meisten Wissenschaftler einig: Nachhaltiges Investieren ist ein Megatrend. Umfragen bei Anlegern zeigen, dass für die meisten institutionellen Investoren Nachhaltigkeit wichtig ist und dass die nachhaltige Geldanlage auch für private Anleger immer wichtiger wird.

Mit dem Boom der nachhaltigen Geldanlage wird zunehmend diskutiert, welche Anlagen wirklich nachhaltig sind. Denn stets besteht die Gefahr des Greenwashings, dass also Anlagen, die im Grunde nicht grün und nachhaltig sind, im grünen Gewand daherkommen. So bemängeln manche Nachhaltigkeitsexperten zum Beispiel, dass Bayer im als Nachhaltigkeitsindex titulierten ESG Dax50 enthalten ist.

Auch bei dem stark wachsenden Segment der Green Bonds bestehen Zweifel an einer Wirkung in Sachen Nachhaltigkeit. So hat der Wirtschaftsprofessor Reinhard H. Schmidt gerade vor einer Nachhaltigkeitsillusion gewarnt. Der gegenwärtige Boom der „grünen Anleihen“ führe nicht zwangsläufig zu mehr Umweltschutz. Das sei zum Beispiel dann der Fall, wenn bereits bestehende oder ohnehin geplante Umweltprojekte grünen Anleihen zugerechnet würden. „Der Nettoeffekt ist null“, so Schmidt.

Anbieter klassifizieren selbst

Doch wie können sich Anleger Orientierung darüber verschaffen, welche Fonds wirklich nachhaltig sind? Von den Fondsgesellschaften werden durchaus etliche Informationen über grüne und nachhaltige Produkte zur Verfügung gestellt. Hier gilt es, diese Informationen zu verarbeiten. Das heißt dann Factsheets, Fondsbeschreibungen und Fondsprospekte anschauen und auch darauf achten, in welche Wertpapiere ein Fonds tatsächlich investiert. Wichtig sind in diesem Zusammenhang insbesondere auch Ausschlusskriterien. Wer nicht in bestimmte Waffen, Kohle oder Atomkraft investieren will, muss natürlich Produkte wählen, die solche Investments ausschließen.

Zu einer gewissen grünen Transparenz trägt die neue EU-Offenlegungsverordnung mit bei. Sie verpflichtet Fondsgesellschaften dazu, jeden Fonds in eine der drei Kategorien Artikel 6, Artikel 8 oder Artikel 9 einzuordnen, je nach Nachhaltigkeitsziel des Produkts. Eine Einordnung nach Artikel 8 („light green“) oder 9 („dark green“) ist eine Orientierungshilfe. Allerdings wird die Einordnung von den Fondsanbietern selbst vorgenommen.

Darüber hinaus können unabhängige Dritte bei der Beurteilung helfen, welche Fonds besonders nachhaltig sind. Hier ist eine Vielzahl von Informationen verfügbar, die mitunter auch nicht immer zu einem einheitlichen Urteil kommen. So ist bei Morningstar für viele Fonds ein Nachhaltigkeitswert verfügbar. Da­rüber hinaus gibt es auch zahlreiche Nachhaltigkeitsorganisationen und Nachhaltigkeitssiegel. Hier sollten Investoren unbedingt darauf achten, dass diese unabhängig sind.

Hierzulande gibt es das Siegel des Forums Nachhaltige Geldanlage, das FNG-Siegel. Dieses versteht sich als Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Dessen ganzheitliche Methodik basiert nach Angaben des FNG-Siegels auf einem Mindeststandard. Dazu zählten u.a. Transparenzkriterien. Tabu seien Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, bedeutsame Kohleverstromung, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung. Hochwertige Nachhaltigkeitsfonds erhalten eine Bewertung von bis zu drei Sternen.

Bewerbung erforderlich

Um ein FNG-Siegel zu erhalten, müssen sich Fonds bzw. Fondsgesellschaften bewerben. Beworben haben sich für das jüngste FNG-Siegel 177 Fonds. Diese werden dann von der Universität Hamburg, die als unabhängiger Auditor fungiert, beurteilt. Vor diesem Hintergrund gibt das FNG-Siegel eine unabhängige Auskunft, welche Fonds nachhaltig sind. Jedoch werden eben nur Fonds beurteilt, die sich bewerben. Eine Selektion des Gesamtmarktes findet daher nicht statt.

In der Tabelle sind ausgewählte Fonds aufgeführt, die beim aktuellen FNG-Siegel mit zwei oder drei Sternen beurteilt wurden. Dazu zählen auch Dickschiffe wie der 8,5 Mrd. Euro schwere Pictet Global Water, der auf das Thema Wasser spezialisiert ist. Oder der 1,1 Mrd. Euro schwere LBBW Global Warming, ein Klassiker, der auf Unternehmen spezialisiert ist, die der globalen Erderwärmung entgegenwirken oder diese abmildern. Mit der Höchstnote von drei Sternen bewertet sind u.a. die Aktienfonds DNB Fund Renewable Energy, der Raiffeisen Nachhaltigkeit Aktien oder der Triodos Global Equities Impact Fund.

Alles in allem gibt es tatsächlich Fonds, die wirklich nachhaltig sind. Es ist aber für den Anleger nicht immer leicht, diese zu selektieren oder einen einzelnen Fonds in Sachen Nachhaltigkeit einzuordnen.

Ausgewählte nachhaltige Fonds mit FNG-Siegel 2021
AuM in Mill. EuroPerformance (%)Vola (%)Lfd. Kst. p.a. (%)
NameSterneISIN1 Jahr3 J. p.a.5 J. p.a.10 J. p.a.
DNB Fund Renewable Energy retail A3LU0302296149 31346,129,921,814,630,11,57
Fidelity Sust. Eurozone Equity Fund A – Acc2LU0238202427 38128,11,92
LBBW Global Warming2DE000A0KEYM4112223,721,116,414,015,31,73
Lupus alpha Sust.Convertible Bonds C2DE000A2DTNQ7 215 4,0 8,5 9,40,85
Nordea 1 – European Stars Equity Fund3LU1706106447 86026,516,318,41,81
Pictet Water P2LU0104884860850827,019,212,313,316,42,00
Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Aktien R T3AT0000677919 89727,817,413,511,216,91,68
Steyler Fair Invest – Equities R3DE000A1JUVL8  6821,814,910,416,61,92
Templeton Global Climate Change Fund A2LU0029873410 98728,016,210,511,418,71,85
Triodos Global Equities Impact Fund R3LU0278271951118718,413,310,311,413,21,55
UniInstitutional SDG Equities2LU1726237438 31320,018,315,51,01
Quelle: FNG-Siegel, Morningstar, 18.10.2021; AuM = Assets under Management; lfd. Kst. = laufende KostenBörsen-Zeitung
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