Geschäftsmodelle

Digitalisierung im Finanzsektor weist viele Facetten auf

Der globale Trend zur Digitalisierung eröffnet viele Optionen, schafft Mehrwert für Kunden, ermöglicht neue Geschäftsmodelle und hilft, Kosten zu senken. Die Frage ist nur, wie diese Möglichkeiten nutzbar gemacht werden und wie die Finanzindustrie...

Digitalisierung im Finanzsektor weist viele Facetten auf

Der globale Trend zur Digitalisierung eröffnet viele Optionen, schafft Mehrwert für Kunden, ermöglicht neue Geschäftsmodelle und hilft, Kosten zu senken. Die Frage ist nur, wie diese Möglichkeiten nutzbar gemacht werden und wie die Finanzindustrie davon profitieren kann. FIRM versteht sich als Thinktank zu Fragen des Risikomanagements in der Finanzindustrie, und daher steht die Digitalisierung im Fokus der Diskussionen von Praktikern und Wissenschaftlern: Wie verändert Digitalisierung die Geschäftsmodelle?

Banken müssen sich ändern

Es gibt viele plakative Beispiele für sehr erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle. Netflix ist eines davon oder Spotify. Sie kombinieren gigantische Mengen global gesammelter Kundendaten mit intelligenten Algorithmen und erreichen so Quantensprünge bei Kundenbindung und Werbeeffizienz. Auch das Revolutionieren oder Verbessern bestehender Geschäftsmodelle setzt darauf, Kundendaten intelligent zu nutzen. So ist es naheliegend, dass in der Finanzwirtschaft viele Digitalisierungsprojekte darauf abzielen, die sogenannte Customer Journey zu optimieren, damit Dienstleistungen zu einem einfachen und unverzichtbaren Alltagsbegleiter werden. Es wäre aber zu kurz gegriffen, Digitalisierung in der Finanzindustrie auf diesen Aspekt zu reduzieren. Vielmehr gilt es zu beleuchten, welche Implikationen der technologische Fortschritt für alle Dimensionen des Operating Models mit sich bringt.

Eine genauere Unterscheidung der Anbietergruppen im Finanzsektor ist zwingend, um über neue Möglichkeiten zu diskutieren. Unser Blick gilt der ersten Gruppe, den Banken und Versicherungen, die im Zuge der Globalisierung 3+1-Anwendungsmöglichkeiten haben: die Automatisierung, was die Weiterentwicklung von Prozessen einschließt, die Kombination von Teilen der Wertschöpfungsketten durch Verwendung digitaler Elemente und Lösungen sowie die Einführung neuer Geschäftsmodelle durch Digitalisierung. Zusätzlich erfordert die Transformation be­stehender Geschäftsmodelle oftmals erhebliche Investitionen in die IT-In­frastruktur und die Skills.

Wichtig scheint vor allem, dass bei Initiativen zu mehr Digitalisierung ein systematischer Prozess mit frühzeitiger Einbindung der Risiko- und Compliancefunktion notwendig ist. Dies hilft, Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu steuern. Die Diskussion, wie eine solche Integration in der Praxis funktioniert und wie Best Practices zu neuen Ansätzen aussehen, wird regelmäßig geführt in den verschiedenen FIRM-Roundtables.

*) Gerold Grasshoff ist Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) sowie Senior Partner & Managing Director der Boston Consulting Group.